Heilige Elisabeth von Thüringen: Es wäre so schön, wenn es so schön wäre

Man stelle sich vor, eine junge sexy Adlige um die zwanzig heiratet in ein anderes Fürstenhaus ein. Die Regenbogenpresse ist entzückt. Doch dann stellt sich heraus, dass die junge Schöne seltsame Neigungen hat.

logo_elisabethjahr_1000px.jpgOffizielles Logo zur 800-Jahr-Feier in 2007 in Marburg (Nordhessen)

Heimlich verlässt sie nachts das fürstliche Gemach, um sich von zwei oder drei Dienerinnen bis aufs Blut auspeitschen zu lassen. Angeblich, um dem Geschlechtstrieb im Ehebett zu entkommen. Jeder weiß, dass solche Praktiken nur eine andere Form von Geschlechtsbefriedigung sind.

Sex sells. Also wird die Exzentrikerin Dauerthema in den Schlagzeilen. Später geht sie zu den Randgruppen, küsst vor laufenden Kameras Aidskranke im letzten Stadium auf den feuchten Mund. Schließlich stirbt sie Mitte zwanzig. Exaltierte Freaks zerfleddern ihren Leichnam. Frauen schneiden ihr die Brustwarzen ab, in der Hoffnung auf wundertätige magische Wirkungen. Spätestens jetzt würde die Justiz einschreiten. Und dem Irrsinn ein Ende machen. Vor ein paar hundert Jahren war das anders. Da wurde man so zur HEILIGEN. Wie man am Beispiel der „Heiligen Elisabeth“ sehen kann.

Scheinheilige Heiligkeit

Es wäre so schön, wenn es so wäre: Sie sei eine der zartesten, innigsten, liebenswertesten Heiligen des Mittelalters gewesen, schreibt der österreichische Autor Friedrich Heer. Doch die Tatsachen ergeben ein ganz anderes Bild. In einem Interview mit dem Magazin Marburg Express weist der in Marburg lebende Philosoph Joachim Klein seine Mitbürger auf abstoßende Details aus dem Leben der Elisabeth hin. Marburg feiert 2007 Elisabeths 800. Geburtstag als Jahr der Heiligen Elisabeth unter dem Motto, „Wir wollen die Menschen glücklich machen.“

Unter Glück verstand Elisabeth jedoch eine morbide Körperfeindlichkeit. Ihr Beichtvater Konrad von Marburg ist in den Kirchen-Annalen als perverser Sadist und unerbittlicher Ketzer- und Hexenjäger eingegangen. In Vorträgen weist Kahl darauf hin, dass man bei Elisabeth eher von einer irregeleiteten Religiosität sprechen muss. Ihre Aktionen waren von exaltierter Selbsterniedrigung und Selbstdemütigung geprägt. Von einer Lehre oder einem geplanten sozialtherapeutischen Vorgehen kann keine Rede sein.

Kahls Resümee: Man kann von ihr lernen, aber eher, wie man es NICHT machen soll.

Heiligenkulte stehen bei den Massen auch heute hoch im Kurs. Perspektivlosigkeit, Werteverluste und Existenzängste lassen den verschreckten Konsumenten nach Auswegen suchen. In dem Sinne bekommt das geflügelte Wort von der „Religion, als Opium für das Volk“ makabere Gültigkeit. Aber Hauptsache es ist schön, lenkt ab und man kann damit Geld verdienen. Nur mit RELIGION und SPIRITUALITÄT hat das alles nichts zu tun. Schade, es wäre so schön gewesen.

Linksunten:

www.800-jahre-elisabeth.de

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