Die beißende Ironie von Heinrich Mann in seinem Roman DER UNTERTAN, dessen Protagonist Diederich Heßling für feige Obrigkeitshörigkeit und konformes Duckmäusertum steht, der subtile Kriegshetze betreibt, um sich den Mächtigen anzudienen, insgeheim hoffend, (so) selbst ein Stück Macht zu bekommen, der, wenn es verlangt wird, eitel und selbstgerecht die Welt durch einen chauvinistisch verengten Tunnel betrachtet – diese ironische Überhöhung ließe sich heute gut und gerne auf manchen deutschen Politiker münzen. Deutschlands Politiker und sogar Gewerkschaftsführer machen das Land zur Untertanenrepublik und gefährden damit Freiheit, Demokratie und den Weltfrieden.
Als Untertan selbst ein Zipfelchen
Macht und Einfluss erlangen
Das Tor zur Untertanenrepublik scheint Gerhard Schröder aufgestoßen zu haben. Mit untertänigster Preisgabe des deutschen Sozialstaates, der Umwandlung der sozialen in eine neoliberal geprägte Marktwirtschaft. Mit der Aussicht auf Regierungsbildung oder wenigstens Regierungsbeteiligung – also auf Macht – ließen sich verunsicherte SPD-Mitglieder ködern. Auch sie – zumindest die meisten – folgten und folgen bis heute untertänig ihren Führern, wohl dabei hoffend, so nicht nur der politischen Bedeutungslosigkeit zu entgehen, sondern selbst ein Zipfelchen Macht und Einfluss zu erlangen.
Die Grünen – auf dem Weg von steinewerfenden Schmuddelkindern zum untertänigen Escort-Service für Regierungsmehrheiten – sind womöglich erstes Opfer dieses Trends. Es gibt so ziemlich nichts, das sie erst mit Vehemenz ablehnten, um es – einmal an der Macht – doch zu befürworten. Die Palette reicht von völkerrechtswidrigen Kriegseinsätzen bis zu fragwürdigen Waffenlieferungen in Krisengebiete. Die Grünen unterliefen so erst einer Art „CDUsierung“, um womöglich am Ende der FDP in die Bedeutungslosigkeit zu folgen.
Die CDU-Mitglieder, die mehrheitlich untertänig ihrem Machtgaranten, der ehemaligen DDR-FDJ-Funktionärin Angela Merkel, folgen, wie einst das SED-Volk dem Politbüro folgen musste, ist zum überparteiischen Schmelztiegel von Ideen und Visionen geworden – die man situativ aufkocht und umrührt, etwas würzt und färbt – und magiegleich als mutmaßliche „Problemlösung“ aus dem Hut zaubert. Ein wenig scheint Zivilcourage durchzuschimmern, wenn Merkel sich „mutig“ europaweit mit Forderungen nach Haushaltsdisziplin unbeliebt macht. Doch – ganz im Sinne von Diederich Häßling – ist das ja lediglich Treten „nach unten“. Mit Blick auf „nach oben“ leistet man sich höchstens kleine Ungezogenheiten, um dem Volk seine mutmaßliche Entscheiungsstärke vorzugaukeln, gibt aber sonst den treu ergebenen Untertan des selbsterklärten Weltführers. Auf Befehl lässt man diesen vor der eigenen Haustür im Osten ein „Nikaragua 2.0“ oder „Chile 2.0“ inszenieren. Willig macht man bei feindseligen Boykottentscheidungen aller Art mit, obwohl diese die Konflikte nur anheizen und vor allem dem eigenen Land schaden.
Zu Untertanen scheinen sich am Ende sogar Gewerkschaftsführer machen zu lassen. Damit Parteiführer Siegmar Gabriel seinen Posten als Vizekanzler halten kann, um – ungestört von couragierten Gewerkschaften – gemeinsam mit Dienerin Merkel untertänig dem Weltführer bei dessen Streben nach totaler privatwirtschaftlicher Vereinnahmung der Welt und ihrer Ressourcen dienen zu können, „übt der SPD-Chef die Merkel-Schule“, indem der den Gewerkschaften kumpelhaft im Habitus des wissenden Oberlehrers vorgaukelt, er würde sich für eine Art Light-Version von TTIP, TiSA & Co einsetzen. Was etwa so logisch ist wie ein alkoholfreies-alkoholhaltiges Bier. HEINZ KNOTEK
Linksunten: BASTA!
Zuletzt aktualisiert: 23.09.2015 von Heinz Knotek