Ein Vorwort von Mária Szepes St. Germain ist Anfang 1940 in der „Arche Noa“ in Leányfalu – unserem Asyl während des Krieges – in meinem Leben auf mystische Weise erschienen. Es war so, wie sein ganzes Leben war: eine schier unerschöpfliche Quelle von Legenden und Wundern.
La Très Sainte Trinosophie – Erstes Kapitel (Einleitender Brief)
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
La Très Sainte Trinosophie,
Deckblatt/Cover
Diese Zeilen schreibt dir dein Freund nieder, hier in den Verließen für Kriminelle, im Kerker der Inquisition. Mögen sie dir immer als Wegweiser dienen. Wenn ich mir vergegenwärtige, welch unschätzbaren Nutzen dir dieses Dokument der Freundschaft erbringen wird, dann scheinen selbst die Schrecken einer langen und kaum verdienten Gefangenschaft zu verblassen…
Die Vorstellung bereitet mir außerordentliche Freude, dass ein Sklave – obwohl von Wächtern umringt und durch Ketten gebunden – dennoch in der Lage sein kann, seinen Freund selbst über jene Mächtigen erheben zu können, die auch die Herren dieses Verbannungsortes sind.
La Très Sainte Trinosophie – Zweites Kapitel
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
Es war Nacht. Von dunklen Wolken verhangen warf der Mond nur ein spärliches Licht auf die Lavaklippen, von denen die Solfatare (*) umschlossen wurde. Ein langer Schleier umhüllte meinen Kopf. Die Hände hielten den goldenen Zweig. Ohne Furcht wandte ich mich jenem Ort zu, an dem mir geheißen wurde, die Nacht zu verbringen.
Ich tastete mich über heißen Sand vorwärts und bemerkte, wie dieser nach jedem Schritt unter meinen Füßen nachgab. Über mir zogen sich die Wolken zusammen. Blitze zuckten durch die Nacht und verliehen den Flammen des Vulkans eine blutähnliche Erscheinung. Schließlich war ich am Ziel, fand vor mir einen eisernen Altar, auf dem ich – wie befohlen – den goldenen Zweig niederlegte …
La Très Sainte Trinosophie – Drittes Kapitel
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
Starker Wind erhob sich und ich hatte Schwierigkeiten, meine Lampe am Brennen zu halten. Schließlich erblickte ich eine weiße Marmorplattform, zu der ich über neun Stufen aufwärts stieg. Auf der letzten Stufe angekommen, sah ich vor mir ein weit ausgedehntes Gewässer. Rechterhand war ungestümes Tosen reißender Ströme zu vernehmen.
Zur Linken fiel ein kalter Regen vermischt mit Unmengen von Hagelkörnern hernieder. Ich war gerade dabei mich in den Anblick dieser majestätischen Szene zu vertiefen, als der Stern, der mich zur Plattform geleitet hatte und dann sanft über mir vibrierte, unversehens in den Strom stürzte.
La Très Sainte Trinosophie – Viertes Kapitel
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
An deren Stelle zeigte sich meinen Blicken ein See aus Feuer. Schwefel und Teer rollten in flammen Wogen. Ich zitterte. Eine laute Stimme befahl mir, durch die Flammen hindurchzugehen. Ich gehorchte und es schien, als ob die Flammen dadurch an Kraft verlieren würden. Lange Zeit bewegte ich mich inmitten der Feuersbrunst, bis ich an eine kreisrunde Stelle gelangte, wo ich den Anblick des faszinierenden Schauspiels um mich herum genoss, den mir die himmlische Gnade zuteil werden ließ.
La Très Sainte Trinosophie – Fünftes Kapitel
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
Kaum hatte ich wieder die Erdoberfläche erreicht, als mein unsichtbarer Führer mich noch rasanter voranbrachte. Die Geschwindigkeit, mit der wir durch den Raum eilten war schier unvorstellbar und das flache Land unter mir war blitzartig meinen Blicken entschwunden. Mit Verwunderung registrierte ich, an einer Stelle aus dem Erdinneren aufgetaucht zu sein, die fernab der Landschaft von Neapel liegen musste.
La Très Sainte Trinosophie – Sechstes Kapitel
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
Ich lenkte meine Schritte seitwärts und bemerkte einen ausgedehnten pyramidenförmigen Palastbau, dessen Fundament auf Wolken ruhte und dessen Gemäuer aus Marmor bestand. Vier Säulenreihen erhoben sich eine über der anderen. Eine goldene Kugel krönte den Bau. Die Säulen der ersten Reihe waren von weißer, die der zweiten von schwarzer und die der dritten von grüner Farbe. Die Säulen der vierten Reihe waren von leuchtendem Rot.
La Très Sainte Trinosophie – Siebentes Kapitel
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
Am Eingang dieser Säulenhalle befand sich ein ovales Stahlgefäß, das auf einem Messing-Dreifuß ruhte. Als ich mich dem Gefäß näherte, begann es sich mit kristallklarem, durch feinen weißen Sand gereinigtes, Wasser zu füllen. Auf seiner dem Eingang zugewandten Seite befand sich ein schwarzes Paneel auf dem unterschiedliche Buchstaben eingraviert waren. Unmittelbar daneben lag ein aus Leinen gefertigter Schleier.
La Très Sainte Trinosophie – Achtes Kapitel
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
Ich verließ die Säulenhalle durch eine niedrige enge Tür und betrat einen kreisförmigen Raum, der mit einer Täfelung aus Eschen- und Sandelholz versehen war. Am anderen Ende des Raumes befand sich ein Säulenfuss aus dem Stamm eines Weinstockes. Obenauf lag ein Häufchen weißes leuchtendes Salz. Darüber hing ein Gemälde, auf dem ein gekrönter weißer Löwe und eine Weintraube abgebildet waren. Beide ruhten auf einem Tablett, das der aus einem glühenden Räucherfaß aufsteigende Rauch am Schweben hielt.
La Très Sainte Trinosophie – Neuntes Kapitel
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
Die Erde war so dunkel wie das Wasser, das ich eben verlassen hatte. Eine kaum wahrnehmbare Böschung führte mich an die Basis eines Gebäudes, das ich zuvor bereits von Ferne wahrnehmen konnte. Auf seiner ausgedehnten quadratischen Vorderseite waren verschiedene Buchstaben eingraviert, und zwar solche, wie sie auch einst die altehrwürdigen Perser benutzten. Das ganze Gebäude bestand aus groben schwarzen Basalt. Die Türen aus Zypressenholz öffneten sich, um mich passieren zu lassen.
La Très Sainte Trinosophie – Zehntes Kapitel
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
In einiger Entfernung vom Ufer erhob ein prächtiger Palastbau seine Alabastersäulen in schwindelerregende Höhen. Die Säulen waren durch Bogengänge von leuchtender Farbe miteinander verbunden. Das ganze Arrangement war von einer lichten und himmlischen Architektur. Ich näherte mich dem Haupteingang und bemerkte, dass die Außenseite mit der Zeichnung eines Schmetterlings verziert war. Die Tore standen offen … Ich trat ein.
La Très Sainte Trinosophie – Elftes Kapitel
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
Kaum lagen die Stufen des Palastes hinter mir, als ich vor mir einen flatternden Vogel gewahr wurde, der dem (*) sehr ähnlich war, obgleich er neben seinen eigenen Flügeln noch zwei Schmetterlingsflügel besaß. Eine aus den Wolken kommende Stimme befahl mir, den Vogel zu ergreifen und dingfest zu machen. Sofort schoss ich auf ihn los. Er flog nicht davon sondern benutzte seine Schwingen, um mit hoher Geschwindigkeit davonzurennen. Ich verfolgte ihn ohne Unterbrechung.
La Très Sainte Trinosophie – Zwölftes Kapitel (FIN)
Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
Die Halle, die ich gerade betreten hatte, war ein perfekter Rundbau. Innen glich er dem Inneren einer Kugel, die aus hartem durchsichtigem Material – ähnlich wie Kristall – bestand und folglich von allen Seiten Licht eintreten und den Raum damit erfüllen ließ. Der untere Teil der Halle ruhte auf einem ausgedehnten mit rotem Sand gefüllten Becken.