Plötzlich Krieg – Wenn Granaten unberechenbar in Wohnblocks knallen, wenn an Bushaltestellen Minen gezündet werden, wenn Todesschwadronen heimtückisch Tod und Elend verbreiten, wo man sich gerade noch sicher wähnte – wenn man erleiden muss, was die Menschen in der Ostukraine zu erleiden haben, dann stellt sich die Frage: Ist Krieg wirklich Maya? Wenn die eigene Regierung schmierig-faschistoiden Putschisten anerkennend auf die Schulter klopft und Geld für deren billig als „Kampf für westliche Werte“ getarnten Genozid an unliebsame Minderheiten bereitstellt, man sich fassungslos die Augen reibt vor so viel Heuchelei und offene Kriegstreiberei – darf man dann sagen: Krieg ist Maya – also eine Projektion unseres Denkens, also eine Illusion?
Kein Spekulieren über Karma oder Maya
Die Drahtzieher des Ukrainekonfliktes sitzen weit weg vom Geschehen. Hier in Europa sind es – noch – nicht ferngesteuerte Drohnen die Tod und Elend bringen, es sind Politiker, die etwa maliziös das Dutzend Opfer eines Separatisten untergejubelten Raketenanschlages mit Krokodiltränen der Trauer als Anlass für verschärfte feindselige Sanktionen gegen Russland missbrauchen, aber über von ukrainischen – und damit von der EU finanzierten – Waffen zerfetzte Bürger aus Donezk wenn überhaupt lediglich vermelden „es hat wieder Opfer gegeben“. Das ist doch alles real – so vermelden es zumindet die von grausamen Kriegsbildern gefluteten Sinne, so spricht zu uns die drückende Angst im Solar Plexus (Manipura-Chakra), so melden sich Gedanken der Wut (Stirn-Chakra).
Kriegsangst basiert in Deutschland noch ausschließlich auf den Modifikationen unseres Denkvermögens. Ohne Fernsehen, ohne Internet, ohne die Presse gäbe es keinen Grund zur Kriegsangst. Es gibt keine unmittelbare Bedrohung. Lebten wir in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) würden wir von den Gräueln im Osten Europas erst um Wochen zeitversetzt von zufällig durchreisenden Händlern erfahren. Erst wenn unmittelbar auch bei uns Busse zerfetzt würden oder Todesschwadronen am Stadtrand auftauchten, erst dann käme die Angst, dann aber um so verheerender, aber auch nur kurz, Stunden, Tage – selten wochenlang – und es wäre vorbei. Die wenigen Überlebenden schleppten ihre verletzten Seelen in erschöpften Körpern zurück an den Ort des Grauens, der noch kürzlich pulsierendes Leben war, um neu anzufangen.
Angesichts von Krieg, Tod und Elend gibt es kein Spekulieren über Karma oder Maya. Doch ob Zeit und Ort für Betrachtungen über das Karma-Gesetz geeignet sind oder nicht hat keinen Einfluss auf dessen Wirken. Über das Naturgesetzdoppel, Karma und Reinkarnation, und die daraus folgende Erkenntnis, dass die manifestierte Welt eine Projektion unseres Denkvermögens ist, muss sich der Sucher zuvor in Zeiten relativen Friedens klar geworden sein. Die Metapher NUTZE DEN TAG ist in diesem Sinne zu verstehen. In den Weisheitslehren des Ostens wird der Sucher warnend darauf hingewiesen, das der Tod des physischen Körpers einst eine Art Prüfung sein wird, ob und wie weit das Suchen und vermeintliche Erkennen wirklich unser Wesen zu prägen vermochte, wie wir mit dem physischen Tod um uns herum umgehen. Dieser Aspekt wird gern vorschnell als Fatalismus diffamiert. Dabei ist das Ausblenden des Todes und das „Glauben“ an nachfolgender völliger Anhilation kaum an Fatalismus zu übertreffen.
Einmal mitten im Getümmel des Todes ist keine Zeit zum Suchen und Ringen um Erkenntnis. Nur was man bis dahin gesucht, gefunden, erkannt und – VERFÜGBAR hat, ist jetzt auch verfügbar. Der Sucher vermag so mitten im Getümmel seine auf Erkenntnis basierende Selbstvergessenheit dem Dienst an der leidenden Menge ohne auch nur daran zu denken darzubringen. Menschen in Kriegsgebieten hat ihr Karma in eine extreme Prüfungssituation geführt. Wer von uns konsumverwöhnten Mitteleuropäern könnte ernsthaft von sich behaupten, es unter vergleichbaren Bedingungen an Tapferkeit mit den Menschen im Donbass aufnehmen zu können? Vermutlich wäre oftmals alle esoterische Theorie schnell vergessen und einer existentiellen Überlebenshaltung gewichen.
Den Kriegstreibern entgegenstellen und
den Kriegsopfern helfen
Werden, Transformation, Vergehen sind Wesensmerkmale der materiellen Welt. Werden, Transformation und Vergehen spiegeln sich in der menschlichen Gesellschaft als Kampf ums Dasein, als Fühlen und Ausleben von Neid, Missgunst, Wut oder Egoismus wieder. Das führt im gesteigerter Form zu Machtkampf und Krieg. In der ständig im Umbruch befindlichen Materie wäre es vergebens, stetiges Heil suchen oder einen entsprechend ewigen Ort schaffen zu wollen. Doch gerade angesichts der Vergänglichkeit allen Seins ist es erforderlich, für die mutmaßlich zur Verfügung stehende Epoche Gesellschaftskonzepte zu entwerfen, die das Zeitfenster zu einer Epoche des Friedens und der Völkerverständigung macht, wo der Mensch nicht den Menschen ausbeutet und der reifenden Seele die Qual des Krieges erspart bleibt.
Auch Kriege sind Inszenierungen unseres Denkvermögens, sind Schöpfungen – unseres Landes, unserer Familie, von uns selbst, sind Karma. Dass uns in Mittel- und Westeuropa das Schicksal der Menschen im Donbass nicht erst ins Bewusstsein rücken kann, wenn es auch bei uns knallt, ist einer der segensreichen Effekte elektronischer Medien. Wir haben die Chance, lange vor dem Eintreten einer konkreten Gefahr uns der Gefahr zu stellen, uns den Kriegstreibern entgegenzustellen und den Kriegsopfern zu helfen – im Rahmen unserer Möglichkeiten, vorausgesetzt, wir haben den Willen und die Kompetenz, den Kokon zu durchdringen, der mittels „embedded“ Nachrichten uns hindern soll, die Dramaturgen des Verbrechens zu erkennen. Die leidvolle seelische Prüfung der Menschen im Donbass ist damit auch für uns Prüfung. Da uns das Leid bislang erspart bleibt, ist unsere Verpflichtung, uns dieser Prüfung zu stellen, um so größer. HEINZ KNOTEK
Zuletzt aktualisiert: 30.01.2015 von Heinz Knotek