Teil 1 der Serie: Mein Land – meine Familie – mein Ich
Leben ist Leiden und das was wir als reale Welt betrachten ist eine Projektion unseres Denkvermögens, also Illusion (maya). Starke Anhaftung an mental-körperliches Sein setzt starke karmische Energie frei und bindet damit die evolvierende Seele an das Rad der Wiedergeburt. Vereinfacht und verkürzt ist das die Philosophie des aus der Hindu-Tradition hervorgegangen Buddhismus. Doch selbst im Buddhismus, wo man Bindung an Land, Familie und das eigene Ich als Hemmnisse auf dem Weg zur Erlösung sieht, werden Land, Familie und inkarniertes Ich als kostbares Gut gesehen, dass es zu schützen und zu verteidigen gilt.
Mein Land, mein Volk – meine Pflicht
Im okkulten Roman DER ROTE LÖWE entrollt die Autorin Maria Szepes die karmischen Wege der Hauptprotagonisten. Aus einem grausamen Judenhasser wurde in einer nächsten Inkarnation selbst das qualvoll leidende Opfer eines Pogroms. Die tödlich eifersüchtige Ehefrau, die ihren betrügerischen Mann hasserfüllt absticht, wird im nächsten Leben eine „Helikopter-Mutter“ die ihren Sohn – ihr einstiges Mordopfer – unbewusst voller Schuldgefühle fast erneut tötet, aber dieses Mal durch zwanghafter Fürsorge.
Tibet ist das lebendige Beispiel dafür, wie die Erkenntnis des Naturgesetz-Doppels Karma-Reinkarnation ein von seinen Nachbarn wegen seiner Grausamkeit gefürchtetes Kriegervolk weitgehend friedfertig zu machen vermag. Der zentraltibetischen König Songtsen Gampo (Regierungszeit 617-649) kam durch seine Hauptfrauen, Prinzessin Bhrikuti aus Nepal und Prinzessin Wen Cheng aus China, mit buddhistischen Lehren in Kontakt. Fortan wurde im ganzen Reich zunehmend darauf geachtet, dass ALLE FÜHLENDEN WESEN so behandelt werden, dass ihnen Leiden möglichst erspart bleibt. Tiere durften fortan nur noch so geschlachtet werden ohne ihnen Schmerz zuzufügen. Und selbst Wegelagerer – so ist überliefert – achteten darauf nur im Notfall und wenn es keine andere Lösung gab Überfallene zu töten aber auch dann „kurz und schmerzlos“ und mit aufrichtigem Gebet der Reue danach.
Offener Brief an Soldaten des #Syrien-Kommandos der #Bundeswehr : Macht Euch nicht strafbar https://t.co/yk5pt3vRJr pic.twitter.com/KnqV8ddof4
— RT Deutsch (@RT_Deutsch) December 12, 2015
Das Einschließen von ausdrücklich ALLEN FÜHLENDEN WESEN in eine von Achtsamkeit, Rücksichtnahme und Demut geprägte Lebenshaltung kann man als eine Art ethisch-moralische Globalisierung betrachten. Nationale Präferenzen können kaum das Wesen eines Menschen dominieren, wenn er sich sicher ist, dass die Zugehörigkeit zu einem Land und Volk wie alles materielle Sein letztlich temporär – also vorübergehend – ist. Dem Buddhisten sind aber deswegen Land und Volk nicht gleichgültig. Der ehrlich und selbstlos praktizierende Buddhist betrachtet ALLE Umstände, in die ihn die gegenwärtige Inkarnation geführt hat, als riesiges Trainingsfeld und allumfassende Prüfung. In einem bestimmten Land oder Volk zu inkarnieren bedeutet für ihn daher diesem Land und diesem Volk bis zur Selbstaufopferung verpflichtet zu sein. Land und Volk – auch wenn sie nur temporäre Bedingungen seiner ebenfalls temporären Inkarnation sind – stellen vor allem ein Feld der Pflichterfüllung dar.
Buddhismus: Ethisch-moralische Globalisierung
Der Buddhist wird also für sein Land pflichtbewusst „Da-Sein“, obwohl er weiß, dass dieses Da-Sein letztlich nur eine Manifestation der allgegenwärtigen „Fünf Skandhas1“ ist. Das Bewusstsein über die VIER EDLEN WAHRHEITEN und den ACHTFACHEN WEG wird niemals eine nationalistische Fremdenfeindlichkeit aufkommen lassen. Wenn aber umgekehrt andere Völker oder Bevölkerungsgruppen etwa aufgrund religiösen Fanatismus oder aus geopolitischem Kalkül das Volk eines Buddhisten erkennbar in Gefahr bringen, dann wird er nicht kneifen und sich der PFLICHT ZUR VERTEIDIGUNG seines Landes stellen.
Eine heikle Sache, denn Landesverteidigung kann das Verletzten und Töten von Angreifern bedeuten – eigentlich fundamentale Tabus im buddhistischen Kanon. Der buddhistische „Kämpfer“ wird die Last des Schutzes und der Verteidigung seines Landes schon aus reinem Eigennutz stets nur unter Vorbehalt auf sich nehmen. Denn das mögliche Verletzten von Angreifern im Zuge der Selbstverteidigung ist sicher nicht vorteilhaft für die eigene karmische Bilanz – selbst dann wenn damit die Gefahr und das Leid anderer Menschen verringert werden kann. Das alles entscheidende Maß für die karmische Gewichtung einer Handlung ist das Motiv. Wer aus Hass gegen Fremde oder Habgier Menschen angreift versündigt sich und wird schwere karmische Folgen zu ertragen haben. Wer aber Fremde angreift, weil er verhindern will, dass diese sein Dorf brandschatzen und Angehörige seines Volkes massakrieren, der kann mutmaßlich mit weniger schweren karmischen Folgen rechnen, wenn er dabei Angreifern Leid zufügen sollte. In Myanmar, dem früheren Burma, schwelt seit längerem ein solcher Kampf zwischen buddhistischen und muslimischen Bevölkerungsteilen.
Das alles entscheidende Maß ist das Motiv
Buddhisten im Westen bleiben solche kriegerischen „Entscheidungen“ gegenwärtig zum Glück erspart. Und doch sind sie umso mehr gefordert, wenn fast täglich auf allen Kanälen der so genannten Leitmedien die nationale Identität verteufelt wird2, Gefühle der Verantwortung und Pflicht gegenüber dem eigenen Volk und Land als „rechtsradikal“ oder „fremdenfeindlich“ verschrien werden, wenn sie NICHT den geostrategischen Zielen der Regierungsadministration entsprechen. Etwas kann nicht stimmen, wenn einerseits im Zuge einer Fußballweltmeisterschaft ein eher primitiver Nationalkult öffentliche Förderung erfährt, aber der Nationalbezug plötzlich verteufelt wird, wenn er ernsthaft emanzipativ-sozial in Erscheinung tritt.
Buddhisten haben stets die „Niederungen des roten Staubes3“ gemieden, wo es nur ging. Wenn Karma aber will, dass der „rote Staub“ sie holt, dann stehen sie ihren Mann oder ihre Frau. Buddhisten sind keine Duckmäuser oder Feiglinge. Die mit schwerste Prüfung in einer von Hetze, Hass, Lüge und Täuschung geprägten Gesellschaft ist es wohl, dass man von Hetze, Hass, Lüge und Täuschung weitgehend unberührt bleibt, dass man sich des berühmten Lotos-Gleichnisses erinnert, dass man mitten im Schlamm selbst rein bleibt – mental, emotional und astral. Leicht gesagt, schwer getan. Mutmaßlich aber angesagte Prüfung im Hier und Jetzt.
Dem praktizierenden Buddhisten ist bewusst, dass Engagement für Volk und Land schnell in Anhaftung umschlagen kann. Unvoreingenommener gesunder Menschenverstand und waches Unterscheidungsvermögen haben die Rahmenbedigungen ständig im prüfenden Blick. Als sich China zu Beginn des 19. Jahrhunderts selbst aufzulösen begann und ausländische Mächte das Land in Krieg und Bürgerkrieg hineinzogen, haben sich viele Buddhisten so gut es ging in die Berge zurückgezogen. Sie hatten erkannt, dass es bei den Kämpfen nicht um die Rettung Chinas ging, sondern dass für lange Jahre China in die Mühlen weltpolitischer Kräfte geraten würde bis diese sich selbst erschöpft haben und neue gesellschaftliche Impulse wirksam werden können.
Buddhisten suchen im rasenden Strom der Erscheinungen nach des „Pudels Kern“ eines Phänomens
Praktizierende Buddhisten dürften auch den treibenden Wahn duchschaut haben, der Europa in den Ersten und Zweiten Weltkrieg hat stürzen lassen. Allerings hatten diese Menschen wenig Chancen sich in Berge zurückzuziehen. Wer etwa als Deutscher versuchte, sich Hitlers Angriffskriegen zu entziehen, musste wegen Desertation mit Hinrichtung rechnen. In der Jetztzeit wird es kaum praktizierende Buddhisten geben, die der geopolitisch motivierte Propaganda, Deutschland müsse am Hindukusch, in Mali oder Syrien verteidigt werden, indem deutsches Militär zum Handlanger einer hegemonistischen Weltpolitik wird, auf den Leim gehen.
Buddhismus ist nicht nur stummes Meditieren oder Warten auf Erleuchtung, sondern auch ein Weg der Erkenntnis. Buddhisten hinterfragen, suchen im rasenden Strom der Erscheinungen nach des „Pudels Kern“ eines Phänomens. Sie fragen sich etwa, wieso plötzlich ganze Völkermassen ausgerechnet aus solchen Kulturkreisen angelockt werden, die aufgrund ihres religiösen Selbstverständnisses ihre Gastgeber rassistisch als minderwertig, also klar herablassend und feindselig, zu betrachten haben. Sie sollten erkennen, dass nicht europäische oder deutsche „Werte“, nicht die Reste unserer parlamentarischen Demokratie und schon gar nicht unsere christliche Tradition oder unsere religiöse Toleranz Ursache der attraktiven Anziehung sind, sondern schlicht und banal eine selbstzerstörerisch manipulierte Sozialgesetzgebung, die mit wirtschaftlichen Anreizen und autokratischer Gesetzesmissachtung versucht Millionen Menschen zu benutzen und sie zu einem Aufbruch nach Mitteleuropa zu verleiten.
Hat #Türkei mit ihrer inszenierten Flüchtlings-Krise bei #Syrien bald erreicht, was sie wollen?
Warum spielt EU mit? pic.twitter.com/7I8Zu3dxNm
— 〠 Dominic H 〠 (@domihol) September 13, 2015
Der Buddhist kann für die benutzten „Flüchtlinge“ nichts anderes als tiefes Mitgefühl entwickeln. Zumal die wenigen echten Flüchtlinge im großen Pulk der Einwanderer offenbar oft den gleichen religiös motivierten Gefahren für Leib und Seele ausgesetzt bleiben wie in den Heimatländern. Der nachdenkliche Buddhist sieht eine Gesellschaft, deren Eliten Land und Volk mutmaßlich bewusst und systematisch einer Zersetzung zuführen. Der nachdenkliche Buddhist weiß, dass er Karma weder aufhalten noch abwenden kann. Seiner persönlichen Verpflichtung gegenüber Land und Volk tut das aber keinen Abbruch. Was also tun? Siehe vor Deiner „Haustür“. Da liegt nichts? Wirklich nichts? Auch gut. Dann ist es wohl Zeit sich aus der Welt des roten Staubes zurückzuziehen. Innere Kräfte sammeln. Da-Sein. HEINZ KNOTEK
- Auch Fünf Ansammlungen; (1) Form (materielles Sein), Körperlichkeit; (2) Gefühle/Emotionen; (3) unterscheidendes Wahrnehmen; (4) mentales Differenzieren/Reflektieren; (5) Bewusstsein (bewusstes Sein). ↩
- Besonders vulgäres Beispiel: Süddeutsche Zeitung – Nationale Identität ist ein Hirngespinst ↩
- Synonym für die materielle Welt ↩
Zuletzt aktualisiert: 12.12.2015 von Heinz Knotek