SIA/ELASTIC HEART: Hommage an das innere Kind im Menschen
Heinz Knotek,
Mit SIA – Elastic Heart ft. Shia LaBeouf, Maddie Ziegler
Das „innere Kind“, unser reifender GENIUS, ist zugleich gebunden an die Persönlichkeit UND frei davon. Grafik (Auszug): Michael Maier, Atlanta fugiens, Privatbesitz
Das „innere Kind“ im Menschen ist hier zu verstehen im Sinne von Mat. 18, 1-10. Die Kernaussage:
In jener Stunde traten die Jünger zu Jesu und sagten: Wer ist wohl der Größte im Reich der Himmel? Und er rief ein Kind herbei, stellte es mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Reich der Himmel kommen. Wer sich selbst erniedrigt wie dies Kind, der ist der Größte im Reich der Himmel. Und wer ein solches Kind um meines Namen willen aufnimmt, der nimmt mich auf.
Kontemplation auf das innere Kind
Die Jesus-Metapher weist darauf hin, dass es dieses innere Kind auf subtile Weise wirklich gibt und unser seelisches Heil unter anderen davon abhängt, wie wir zu dem inneren Kind IN UNS aktiv Kontakt halten. Doch das mutet nur als der Beginn eines Transformationsprozesses an, in dessen Verlauf wir eine Lebenshaltung entwickeln, die uns erlaubt eins zu werden mit diesem inneren Kind. Was aber hat das innere Kind, was der äußere Erwachsene verloren hat und wieder finden muss?
Unkonditioniertes Vertrauen – Urvertrauen
Unschuldige Unbedarftheit – reine Naivität
Verspielte Sorglosigkeit, Freude am Spiel
Offenheit für neue Ansichten
Umgekehrt braucht aber auch das innere Kind (die Tänzerin, Maddie Ziegler) die Hilfe der äußeren in materiellen Umständen (Gitterkäfig) gefangenen Persönlichkeit (der Tänzer, Shia LaBeouf). Zwar kann das innere Kind anders als die Persönlichkeit mühelos die materiellen Grenzen überschreiten, es ist aber dennoch auf subtile Weise immer mit der „gefangenen“ Persönlichkeit verbunden, also sozusagen in einem weiteren Sinne Mitgefangener. Elastic Heart ist auf diese Weise eine tief berührende Kontemplation auf das innere Kind des Menschen
Das weiß der Tänzer. Und es zerreißt ihm vor Schmerz schier das Herz, wenn er den Eindruck hat, sein inneres Kind, sein Genius, würde sich von ihm entfernen. Letztlich muss die Persönlichkeit durch eine entsprechende Lebenshaltung eine Aura erschaffen, in der keine trennenden Gitter mehr zwischen Persönlichkeit und innerem Kind eine Einheit verhindern können. Bis dahin werden sich beide immer wieder begegenen und von den Umständen wieder getrennt werden. Ob bewusst oder unbewusst, Shia LaBeouf und Maddie Ziegler, geben dieses ans Herz gehende Hingezogen- oder Abgestoßenwerden mit atemberaubender Perfektion wieder. Der leicht kryptische Songtext von Sia kommt dem musikalisch-visuellen Eindruck zum Glück nicht in die Quere.
Noch ein Wort zum Vorwurf der erotischen Überhöhung des Videos, angesichts der kindhaften, dreizehnjährigen Maddie, der den Autoren gemacht wurde. Nicht einen Augenblick lassen die beiden Tänzer auch nur ansatzweise ein erotisches Moment erkennen. Was womöglich gar nicht so einfach gewesen sein dürfte, bei dieser körperlichen Nähe. Beide sind aber keine Darsteller, sondern professionelle KÜNSTLER. Die Suggestion der reinen, unschuldigen Nacktheit hätte durch den eierschalenfarbigen leicht beschmutzt wirkenden hautengen Dress kaum glaubwürdiger vermittelt werden können. Wer bei diesen Bilder zuerst oder primär erotische Assoziationen entwickelt, hat womöglich noch einen langen Weg zu seinem inneren Kind vor sich. HEINZ KNOTEK
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