Nachhilfe Geschichte – Im sächsischen Volksmund hieß es noch Jahrzehnte nach Kriegsende, der Massenmord von Dresden, Zerstörung von Infrastruktur und Kulturgüter inklusive, durch angloamerikanische Bomber, vom 13. bis zum 15. Februar 1945, hätte dem Zweck gedient, den zu dem Zeitpunkt zügig nach Westen vorrückenden Sowjets die Beutesuppe zu versalzen.
Völkermord von Dresden ohne militärische Legitimation
Sowjetische und alliierte Truppen trafen am 25. April 1945 an der Elbe bei Torgau aufeinander. Zum Entsetzen der Bevölkerung zogen sich die Amerikaner bis zum 5. Juli 1945 auf die bereits 1944 vereinbarte Demarkationslinie zurück, so dass Sachsen vollständig von der im Juni gegründeten Sowjetischen Militäradministration in Deutschland respektive in Sachsen (SMAD, SMAS) verwaltet wurde. Der Völkermord von Dresden besaß keinerlei militärische Legitimation. Es war erklärtes Ziel von Sowjets und Alliierten gegen Deutschland einen möglichst effektiven Rachefeldzug zu führen. Es ging zumindest anfänglich ausschließlich um die Vernichtung Deutschlands mit Mann und Maus. Nach dem dreitägigen Inferno von Dresden erkannte aber selbst Deutschlandhasser Churchill, dass man es dabei nicht übertreiben sollte. In rauchenden Ruinen findet sich logischerweise keine Kriegsbeute. Erst später wurde daraus das Framing von der „Befreiung vom Hitlerfaschismus“.
Nach eingehender Medien-Recherche erwies sich die zweiteilige TV-Doku DER FEUERSTURM von 2006 (Teil 1: Der Bombenkrieg, Teil 2: Der Weg nach Dresden) als besonders respektable journalistische Aufarbeitung angloamerikanischer Luftangriffe auf Deutschland im Allgemeinen und Dresden im Besonderen. Es kommen zwar zum Teil dieselben Historiker zu Wort wie heute. Doch 2006 mussten Historiker und Journalisten noch nicht übertrieben auf antideutsche Cancel-Culture-Fettnäpfe achten, in die man bei Nennung von Tatsachen treten konnte. Auch war der heute wieder salonfähige böse Geist antirussischer Kriegstreiberei noch nicht entfesselt.
Unumgänglich geht die Doku auch auf die Frage der Eigenschuld ein. Nicht in dem verzerrenden Sinne, dass wohlstandsverwahrloste jugendliche Opfer der Medienindoktrination nackte Körperteile in die Kamera halten und einen neuerlichen Massenmord herbeizukreischen meinen. Hitlers Großdeutsches Reich war es, das den Bombenkrieg mit dem Überfall auf Polen entfesselt hatte. Später, als der Luftkrieg gegen England an der achtfachen (und mehr) technischen Übermacht und der Opferbereitschaft der Briten kläglich und verlustreich scheiterte, war es wieder Deutschland, das seine „Vergeltungswaffen“ (V-Waffen) ziellos in Richtung England abfeuerte. Noch ohne Präzisionssteuerung fielen die V-Waffen „irgendwo“ vom Himmel. Trotzdem kam es zu zehntausenden Toten und massenhafter Zerstörung.
"„Ich glaube nicht, dass die heutige Generation von Deutschen die volle politische Verantwortung tragen sollte für das, was Nazi-Deutschland angerichtet hat“, sagte der Kremlchef."
— 💙oliver💙 AfD, seit 2014 🇩🇪🇮🇱 🐀 (@oliver93877389) February 15, 2024
So einen Satz wünscht man sich vom eigenen Präsidenten auch mal.https://t.co/WZ248iecVV
13. Februar 2024 in #Dresden: „Wir halten das Erinnern an dieses Leid wach!“
— Deutschland Kurier (@Deu_Kurier) February 14, 2024
Die #Stadtverwaltung Dresden macht ein würdevolles #Gedenken an die #Bombardierung im Februar 1945 immer unmöglicher: Erst wird eine #Gedenkinschrift entfernt, nun eine Erinnerungsstele der… pic.twitter.com/V9kXTKtfNA
Bei den wiederholten Besuchen in Dresden hatte der Verfasser stets ein ungutes Gefühl. All das Wissen um das unermessliche menschliche Leid auf diesem Boden, ließ die Freude über die wieder aufgebauten historischen Gebäude schrumpfen. Hier, wo man jetzt neugierig „gaffend“ herumläuft, haben einst Zehntausende Höllenqualen erlitten. Wie banal, leer, sinnlos alles plötzlich erschien. Dabei auch Gedanken über die Todbringer. Wenn auch ohne Feindseligkeit, ohne Wut. Eine erhabene Szene bietet dazu der erste Teil der erwähnten Doku. Ehemalige Feinde – der Eine Flakhelfer unten, Bomber-Pilot oben der Andere – haben im wiederauferstandenen Deutschland die Begegnung miteinander gewagt.
Pete Mullinax (US Air Force)
Ich wollte unbedingt zurückkehren. Ich wollte diesen Ort (Schweinfurt) sehen und mit Menschen sprechen, die sich noch erinnern können. (Mit dem Flakhelfer von einst verbindet ihn heute Freundschaft.)
Paul Eichhorn (Flakhelfer)
Es war die Bereitschaft, dem Gegner, dem unmittelbaren Gegner die Hand zu reichen. Als wir uns das erste Mal ausgesprochen hatten, da lagen wir uns mit Tränen in den Augen in den Armen. Und heute, wenn wir uns treffen, ist immer ein Hauptthema, hoffentlich dient das Ganze auch als Mahnung für die junge Generation. Das wäre uns ganz wichtig.
TV-Doku, Teil 1, ab 41:10
Bombenangriffe: Serie bei Appel-TV
Fast schon Ironie des Schicksals, ausgerechnet die Bombeneinsätze gegen Schweinfurt, bei denen Pete Mullinex (s. oben) beteiligt war, werden aktuell in der Serie Masters of the Air von Apple-TV thematisiert. Bisher sind vier Folgen verfügbar. Es geht dabei um die verlustreichen Angriffe von Briten (nachts) und Amerikanern (tagsüber) auf die Kugellagerproduktion in Schweinfurt und die U-Boot-Bunker in Bremen. Dank moderner Animationstechniken wird eine bislang ungewohnte Realitätsnähe erreicht. Die Koinzidenz mit dem Jahrestag der Luftangriffe auf Dresden hat allerdings nichts Ironisches. Es ist eher beklemmend. (KÔ-SEN)
Masters of the Air — Official Teaser | Apple TV+/YouTube
Zuletzt aktualisiert: 22.08.2024 von Heinz Knotek