Als Deutschland sich noch als Nationalstaat verstehen durfte und man straffrei auch verkorkste Männer als Männer bezeichnen konnte, da sang sich in den 1970er Jahren eine israelische Schlagersängerin in die Herzen der Deutschen: Daliah Lavi (1942-2017).
Songs gingen fast immer ans seelisch-emotional Eingemachte
Der Begriff Holocaust war noch keine etablierte Marke. Doch da es kaum 20 Jahre her war, dass der Massenmord im Zweiten Weltkrieg auch an den Juden begangen wurde, konnte es einem angesichts der süßen Lieder auch ohne Schuldkult mulmig werden, selbst als Teenager, der NACH 1945 geboren wurde. Doch das hielt sich nur kurz. Wirklich alle schienen Daliah zu lieben. Weit und breit keine Spur von Antisemitismus. Damals so wenig phänotypisch unter (echten) Deutschen wie heute. Die Songs von Daliah Lavi gingen fast immer ans seelisch-emotional Eingemachte. Man könnte Lavi als Personifizierung des heilsamen Ausgleichs zwischen Juden und Deutschen sehen. Vielleicht hat kein Künstler jemals den schwer posttraumatisierten Deutschen soviel seelischen Balsam gespendet wie Daliah Lavi. Ausgerechnet eine Künstlerin eines Volkes, an dem sich die Generation der Großeltern dieser Zeit so vergangen haben. HEINZ
Zuletzt aktualisiert: 18.11.2023 von Heinz Knotek