„Die Revolution oder Berlin Tag und Nacht“ – Die Deutschrockgruppe KRAFTKLUB hält der vielgerühmten Zivilgesellschaft deutscher Prägung mit ihrem aktuellen Hitparadenstürmer „Schüsse in die Luft“ ein düsteres Abbild ihrer selbst vor. Mittels Internet-Technik gleichgeschaltete Jugendliche, mit Blödel-TV abgelenkte Massen und ein ängstlich um seinen Besitzstand besorgtes Kleinbürgertum bilden die Mehrheit einer Gesellschaft, in der Selbstbezug, Angepasstheit und kleinmütige Rezeption der herrschenden Innen- und Außenpolitik prägend sind. Setzt Mitteleuropa gerade eine in der Menschheitsgeschichte bislang einmalige Phase weitgehender Friedfertigkeit und wirtschaftlicher Beständigkeit aufs Spiel? Immer größere in prekären Verhältnissen lebende Massen, willige Unterordnung der Regierung unter das wirtschaftliche (TTIP), politische (Sanktionen gegen Syrien und Russland) und militätrische (NATO) Diktat des imperialen Wahns eines selbsternannten „Weltführers“ rücken längst überwunden geglaubte Dämonen eines barbarischen Umgangs von Völkern und Staaten miteinander und selbst den atomaren Untergang in mutmaßlich greifbare Nähe. Das wiederum erweckt den ebenfalls scheinbar überwundenen Geist selbsternannter Weltverbesserer, die Kraft retrospektiver Idealisierung des 1989 implodierten Sozialismus-Experiments bei gleichzeitiger Verharmlosung der bis dahin verübten nicht minder barbarischen Verbrechen auf neue revolutionäre Experimente hoffen.
Vielleicht braucht es einen
ganz anderen Ansatz für eine Revolution
Allen empfiehlt sich, den Text von „Schüsse in die Luft“ zu reflektieren1. Ist die Lektion aus dem Scheitern von Sozialismus 1.0, die Gelegenheit einer destruktiven Eskalation kapitalistisch motivierten, geopolitischen Machtstrebens im Außen gepaart mit neoliberaler Domestizierung der Menschen im Inneren zu nutzen, es mit einem Sozialismus 2.0 zu probieren – in dem jetzt – großes Pionierehrenwort – alles das nicht falsch gemacht wird, was bei 1.0 mutmaßlich falsch gemacht wurde? Wie bei Sozialismus 1.0 (1917 bis 1989) bedürfte es schon zumindest anfänglich massiver Gewalt gegen das eigene Volk, um den Leuten REVOLUTION auf der gefährlichen Straße statt BERLIN BEI TAG UND NACHT im bequemen Fernsehsessel schmackhaft zu machen.
Kraftklub – Schüsse in die Luft (official video)
Vielleicht braucht es einen ganz anderen Ansatz für eine Revolution. Buddhistisch-theosophische Denker des ausgehenden 19. Jahrhunderts, wie H. P. Blavatsky und W. Q. Judge sahen am damaligen Vorabend der industrieellen Revolution voraus, dass nach der Phase technikgläubiger Euphorie des „alles ist Machbar“ der westliche Kulturkreis im Elend der Folgen seiner auf egozentrische Selbstentfaltung basierenden Lebenshaltung versinken wird – eine mögliche Antizipation der beiden Weltkriege. Vorausgesagt wurde auch, dass schließlich das Pendel von der rationalen, materialistischen Weltsicht jener Zeit zurück schwingen wird und die Menschen wieder zu blindem Glauben, Aberglauben und ängstlicher Obrigkeitshörigkeit neigen werden – auf nunmehr technischem Niveau von bis dahin ungeahnter Höhe. Wiederum eine mögliche Antizipation – der digitalen Revolution des Post-Industriezeitalters zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
Auch beim zweiten Versuch würde die Welt durch eine Revolution im Außen weder besser noch gerettet werden, indem wir unsere Sorge um das Schicksal der Welt benutzen, im materiellen Getriebe UNS missionarisch als revolutionäre Weltverbesserer populär zu empfehlen. Einfach deswegen, weil ALLES materielle Streben des Menschen naturgesetzlich dem Wandel bis zur Transformation den man volkstümlich „Tod“ nennt unterworfen ist. Alles irdisch GUTE und BÖSE ist daher immer etwas TEMPORÄRES, vergänglich, ohne Bestand, ohne Nachhaltigkeit, vorübergehend.
Revolutionäre Transformation unserer Persönlichkeit
Bleibt nur ein Daseinsbereich für einen Revolutionsversuch mit Aussicht auf mehr als nur temporärer Wirkung übrig: die innere Welt der unsterblichen Seele und die äußere (astrale) Welt UNSERER EIGENEN LEBENSHALTUNG. Mystiker und echte Philosophen haben stets darauf hingewiesen, dass der irdische Mensch und sein Umfeld „lediglich“ Reflexionen seiner mental-emotionalen Konstitution sind. Unsere mental-emotionale Konstitution bleibt nach dem physischen Tod als eine Art verdichtetes astrales Samenkorn erhalten, das bei der nächsten Inkarnation in einem neuen „Boden“ zwar neue „Pflanzen“ erzeugt, die aber ihrem Wesen und karmischen Potenzial nach den alten Pflanzen entsprechen. Eine wirklich nachhaltige Revolution könnte daher die revolutionäre Transformation unserer ureigensten Persönlichkeit sein. Dabei geht es aber NICHT um Egokultur, sondern um das Transzendieren aller Vorstellungen eines von anderen Egos getrennten ICHs oder in den Worten von Buddha, um die Erkenntnis der LEERHEIT allen Seins. Was alles zusammen aber nicht bedeutet, sich nicht auch im Außen zu wehren und für Gerechtigkeit und Frieden zu engagieren. Denn spirituell motivierte Indifferenz gegenüber den Leiden anderer wäre eine „Todsünde“ oder das Generieren „schlechten Karmas“. HEINZ KNOTEK
- Schüsse in die Luft (Songtext)
Meine Mutter sagt: Junge geh mal schlafen
fahr’n alle in den Urlaub aber ich soll auf die Straße sagt Farin Urlaub
Ja ok jetzt steh ich hier doch bin allein vor einer Wand
da bin nur ich und sonst nichts nur dieser Stein in meiner Hand
Es ist ein einsamer Krieg gegen den Dreck der mich umgibt
den verfickten Dreck den scheinbar keiner außer mir sieht
aber wie auch wenn niemand rausschaut
lieber auf der Couch mit
Frauentausch oder Bauer sucht FrauUnd ja natürlich nur ironisch und nur so nebenbei
Aber im Vergleich mit den Opfern da ist das eigene Leben schon geil
Ein Hund beißt nicht wenn er bellt und alles ist gut
solange die auf RTL noch bisschen dümmer sind als duUnd ich schieße in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Ich zieh in den Krieg aber keiner zieht mit
Drei Schüsse in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Der einzige hier draußen bin leider wieder ich
Und ich schieße in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Doch keine Reaktion nur beschwerden über Krach
Drei Schüsse in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Die Revolution oder Berlin Tag und NachtDu wirst nicht entäuscht wenn du nie etwas erwartest
und bevor du etwas falsch machst, dann mach mal lieber gar nichts
Irgendjemand sagt schon irgendwann mal irgendwas
ansonsten musst du halt zufrieden sein mitdem was du hast
Und selbst wenn alles scheiße ist, du pleite bist und sonst nichts kannst
dann sei doch einfach stolz auf dein Land
Oder gib die Schuld ein paar anderen armen Schweinen
Hey wie wäre es denn mit den Leuten im AsylbewerberheimUnd nein ich war nie Anit-Alles ich war immer Anti-Ihr
doch hab schon lange angefangen mich mit Dingen zu arrangieren
Und genau das wollte ich nicht bin schon viel zu lange hier
Ich muss hier weg denn ansonsten werde ich irgendwann (?)Und ich schieße in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Ich zieh in den Krieg aber keiner zieht mit
Drei Schüsse in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Der einzige hier draußen bin leider wieder ich
Und ich schieße in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Doch keine Reaktion nur beschwerden über Krach
Drei Schüsse in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Die Reolution oder Berlin Tag und NachtAllen ist alles egal außer der Handyvertrag
(und ich mal‘ alles schwarz)
Mit 390 Euro Harz kommt man nicht weit im Biomarkt
(und ich mal‘ alles schwarz)
Dein verkackter Kommentar war natürlich nur ein spaß alles klar
(und ich mal‘ alles schwarz)
Die ganze Nacht besoffene Vollidioten mitten(?) an der Bar
für 7 Dollar die Stunde aber schwarzUnd ich schieße in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Ich zieh in den Krieg aber keiner zieht mit
Drei Schüsse in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Der einzige hier draußen bin leider wieder ich
Und ich schieße in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Doch keine Reaktion nur beschwerden über Krach
Drei Schüsse in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Die Reolution oder Berlin Tag und NachtUnd ich schieße in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Drei Schüsse in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Und ich schieße in die Luft (bäng, bäng, bäng)
Drei Schüsse in die Luft (bäng, bäng, bäng) ↩
Zuletzt aktualisiert: 31.03.2015 von Heinz Knotek