Es ist allgemein bekannt, dass die Lebensformen und Organismen aus denen das Fleisch von Tieren gebildet wird, dieselben Qualitäten aufweisen, wie die Tiere selbst. Mehr oder weniger stark ausgeprägt finden sich daher in tierischer Kost Merkmale von Wollust, Zorn, Gier, Hinterlist und Verschlagenheit.
Hindernisse, wohin man blickt… Bild: Ko-Sen
Die animalischen Lebensformen – auch wenn sie nicht den ätherischen Aspekten einer Person entsprechen – weisen auch Eigenschaften, wie Stärke, Ausdauer, Entschlossenheit, Liebe und Treue auf. Wer Fleisch isst, nimmt über dessen Lebensformen die Essenz der Merkmale der Tiere in sich auf. Sein Körper wird freilich alles abweisen, was nicht dem eigenem Wesen gleichartig ist. Besitzt eine Person jedoch Eigenschaften, die ihr den Zugang zu höheren Sphären versperren, wird fleischliche Nahrung diese groben Anteile in ihr noch verstärken und alles Mühen um Läuterung erfolgreich vereiteln.
ALKOHOL – in welcher Form auch immer – hat die Macht, die gröbsten Lebensformen anzuziehen. Selbst in kleinsten Dosen konsumiert, löst er die Neigung zu unverantwortlichem Handeln aus und zieht auf die dunkle Seite des Lebens hinüber. Alkohol hat die Tendenz, die Nervenzentren zu paralysieren und in ihnen das allem Sein inhärente allgegenwärtige Licht höheren Bewusstseins auszuschalten.
SEXUELLE BEGIERDEN sind die großen Energievernichter. Das Schwelgen in ihnen führt zu genereller Schwäche und zum Absinken der Vitalität in den Nervenzentren. Auf den inneren Daseinsebenen erzeugen die Nachwirkungen heftige Störungen im mentalen Gleichgewicht und reduzieren das Durchstehvermögen. Sexuelle Handlungen erzeugen andererseits wohltuende körperliche Empfindungen. Ihr Genuss bedingt jedoch die Ausrichtung auf dichte Ebenen des Daseins, die ansonsten bestimmten groben Partikeln der Urmaterie vorbehalten sind.
Das Vermeiden bestimmter Nahrung, völlige Enthaltsamkeit von alkoholhaltigen Produkten, die Zügelung sexueller Befriedigung sind zwar nur negative – ausschließende – Regeln. Sie besitzen dennoch eine heilende Wirkung. Ohne solche vorbereitende Maßnahmen wird der Sucher bald feststellen, nicht nur keinen Fortschritt zu machen sondern zurückzufallen. Dennoch muss sich selbst der blutige Anfänger darüber im Klaren sein, dass ihn weder Meiden von Alkohohl, noch sorgfältige Wahl der Nahrungsmittel oder äußerliches Zurückhalten beim Sex auch nur ein kleines Stück voran bringt, wenn das Verlangen weiter in seinem Herzen wohnt oder seine „innere Nahrung“ – für Sehen, Hören, Denken, Vorstellung und Fühlen – unmoralisch und minderwertig ist. Genau an dieser Stelle ist das Studieren und Sichvertrautmachen mit den Schriften hilfreich, wie es in der Bhagavad Gita empfohlen wird. Der Sucher muss dabei selbst zu der Erfahrung vordringen, dass sich der Griff seiner ihn beherrschenden groben Lebensformen in dem Maße lockert, wie es ihm gelingt, das Mind vorwiegend auf metaphysische und sittliche Themen auszurichten. Je mehr der innere Gott Verehrung und Würdigung erfährt, umso stärker können die ätherischen Lebensformen, die das reine und göttliche Gewand des Menschen bilden (zur Erinnerung – der Mensch ist ein SIEBENFÄLTIGES Wesen), durchscheinen.
Gestrüpp blockiert den Weg… Bild: Ko-Sen
Eine Gefahr bleibt dem Sucher jedoch auf den Fersen – die periodische Wiederkehr unheilsamer Eindrücke und sein auf ihn herab stürzendes negatives Karma. Bis seine Seele von Begierden unbehindert und frei ist, muss er daher jeden einzelnen seiner Schritte mit Bedacht wählen. Man darf außerdem nicht vergessen, dass die groben Lebensformen, die so schmählich davon gejagt werden sollen, alles versuchen, um ihrer Abschiebung zu entgehen. Sie werden sich zusammenschließen, eine Verteidigungsstrategie aushecken und ihre Mannen zu einer gezielten Attacke an der Stelle sammeln, wo die Verteidigungslinien des Suchers am schwächsten sind. Es führt daher kein Weg daran vorbei, in den MAHABHARATA-KRIEG einzutreten (*). Er muss geführt werden. Aber wie der Jünger Arjuna (im allegorischen Kriegsdrama der Bhagavad Gita) wird der Sucher mit der Zeit sich seiner himmlischen Waffen vergewissern und für Krisha als Lenker seines Streitwagens entscheiden. Seine ganze Energie ist auf jenen unbestimmten Zeitpunkt hin auszurichten, wenn die Kräfte des Guten von den vereinten Kräften des Bösen herausgefordert werden. Wenn die Stunde der Gefahr schließlich heraufgezogen ist, bietet das Buch LIGHT ON THE PATH (Licht auf dem Pfad) nützliche Ratschläge und Hinweise.
Darin heißt es unter anderem (**):
(1) Stehe abseits in der kommenden Schlacht. Obwohl du es bist, der kämpft, sei zugleich nicht selbst der Kämpfer.
(2) Suche den Krieger in dir und lass ihn für dich kämpfen.
(3) Nimm seine Kampfanweisungen an, gehorche ihm!
(4) Gehorche ihm nicht, als wäre er ein General sondern als ob er du selbst wärest. Seine Worte siehe als Äußerung deiner geheimen Wünsche an. Denn er ist du selbst. Obwohl unendlich weiser und stärker als du. Halte nach im Ausschau, damit du ihn nicht im Kampfe des Gefechts übersiehst. Denn er kann dich erst erkennen, wenn du ihn erkannt hast. Wenn der Schrei sein lauschendes Ohr erreicht, wird er in dir kämpfen und deine trübe innere Leere erfüllen … Wenn du jedoch nicht nach im Ausschau hältst, ihn übersiehst, gibt es keine Schutz für dich …
Er ist du selbst, dennoch bist du begrenzt und fehlbar. Er aber ist ewig und sich seiner gewiss. Er ist ewige Wahrheit. Ist er erst einmal in dich eingetreten und dein Krieger geworden, wird er dich niemals im Stich lassen. Und am Tag des großen Friedens wird er eins mit dir werden.
(5) Lausche dem Lied des Lebens.
(Übertragung aus dem Englischen mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers von THE THEOSPHICAL MOVEMENT)
Anmerkungen der Redaktion
(*) Der hier angesprochene Krieg bezieht sich auf das unvermeidliche Erscheinen des Hüters der Schwelle und seine kompromisslose Neutralisierung.
(**) LIGHT ON THE PATH – A TREATISE: Written for the personal use of those who are ignorant of the Eastern wisdom, and who desire to enter within its influence. Written down by M. C. (Mabel Collins)
Linksunten:
Zuletzt aktualisiert: 22.05.2009 von Heinz Knotek