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Bildungsinitiative oder angekündigter „Kindsmissbrauch“?

Heinz Knotek, 17.09.201218.09.2012

Leben in und mit der „Cloud“. (*)

Wir werden Schule ver­ändern! So etwa lautet die in verschiedenen Variationen verkündete Werbebotschaft des US-amerikanischen Computer­herstellers und Anbieters von „Cloud-Diensten“ Apple Inc. Hört sich zunächst nach Bildungsini­tiative an. Aber halt, seit wann ist denn Apple ein „Bildungsträger“ oder bekannt für seine pädago­gischen Kompetenzen? Gar nicht. Es geht auch nicht um neue päda­gogische Konzepte oder metho­disch-didaktische Werk­zeuge für Schulen. Alles ist ein – zugegebenermaßen – genialer Marketing-Gag. Apple geht es natürlich nicht um unsere Kinder, sondern um den Verkauf seiner Computersysteme und Apple möchte über seine iCloud-Services gern frühzeitig an auswertbare Personaldaten herankommen. Kinder und Schulen also nicht Zweck sondern Mittel. Sind dann das Erwecken gegen­teiliger Eindrücke und die wahren Absichten eine Art „Kindsmissbrauch“? Und warum machen die in IT-Fragen bislang so zurückhaltenden Lehrer plötzlich mit?

Simple Bedienfunktion zum
bildungsrevolutionären Feature verklärt

Bildungsträger waren immer schon ein interessanter Markt für Compu­ter­hersteller. WENN Schulen Computersysteme orderten, dann meist in großen Stückzahlen. Doch zu interessant waren Schulen wiederum doch nicht. Denn Bildungsträger sind notorisch klamm und um ins Geschäft zu kommen waren hohe Rabatte unvermeidbar. Apple spielte in Deutsch­land dabei fast keine Rolle. Die in Frage kommenden Mittelklasse-PCs der iMac-Serie waren konkurrenzlos zu teuer, um damit ganze Klassen­räume auszustatten. Apple-Computer weckten zudem oft sozialneidische Gefühle. Warum wegen einer knuffigen Benutzeroberfläche dann bezogen auf übliche Marktpreise fast doppelt so teure Investitionen erforderlich sein sollten, war nicht zu vermitteln.

Mit Einführung des iPad und der Wandlung zum Anbieter von Netzdiens­ten, so genannter „iCloud-Services“, hat sich Apple im Bildungssektor streitlustig neu in Stellung gebracht. Zwar sind die Geräte noch immer überteuert – etwa beim iPad ist die Hälfte des Verkaufpreises reiner Gewinn – doch die nutzerfreundliche Benutzeroberfläche nach dem Prinzip „Wisch-und-weg“ wurde nicht als simple Bedienfunktion vermarktet, sondern als WERT AN SICH, also als etwas GANZ NEUES. Um dem Kollektivbewusstsein der Konsumenten die Assoziation APPLE – IPAD – WISCH-UND-WEG als Alleinstellungsmerkmal „einzuimpfen“, versuchte und versucht Apple sich mit spektakulären Klagen vor Gericht Mitbewerber möglichst lange vom Hals zu halten. Schließlich ist klar, dass am Ende alle Tablet-Computer irgendwie gleich aussehen müssen.

Schöne neue iCloud-Welt. © Appl Inc.

Doch soweit ist es Dank geschickter Marketing-Strategie und aggressiver Abgrenzung von Mitbewerbern noch nicht gekommen. Und so kann Apple zunächst noch in aller Ruhe eine eben simple Bedienfunktion zum bildungsrevolutionären Feature verklären. In den Schulen und bei Bildungsträgern ist der Apple-Vertriebsbeauftragte nun nicht mehr ein Hardware-Verkäufer unter vielen. Der Apple-Verkäufer ist plötzlich jemand – und unter allen Verkäufern noch der einzige –, der „irgendwie“ Strukturen der Bildungseinrichtungen „verbessert“. Die Abschaffung von Büchern und des richtigen Schreibens, das ausschließliche Benutzen von gescannten Büchern via iPad und per iCloud (gehostet auf US-Servern!) wird als „Revolution“ gepriesen. Garniert mit zusätzlichen Werbeeffek­ten, etwa indem man ehemalige Liedermacher Legenden verbreiten lässt, dass Kinder MIT iPad deutlich leichter und besser lesen und schreiben lernen, entsteht in den Schulen ein massiver Druck, dem sich die Lehrer nicht etwa empört widersetzen, sondern dem sich viele angepasst fügen – entweder aus Gründen versteckter Vorteilsnahme oder schlicht aus Unwissenheit.

iPad ermöglicht Vorspielen einer IT-Kompetenzaura

Manche Lehrer, die noch vor drei oder vier Jahren trotzig PC-Benutzung und Teilnahme an der E-Mail-Kommunikation verweigerten, laufen heute stolz durchs Lehrerzimmer und vor den Klassen herum, das iPad im Arm. Die Erklärung ist denkbar einfach: Während man bei einem PC oder Laptop seine peinlich anmutende IT-Inkompetenz kaum verhehlen konnte, ermöglicht das iPad das Vorspielen einer IT-Kompetenzaura. Dass dabei das Verhalten solcher Lehrer infantile Züge annimmt, das Herumlaufen mit dem iPad an das Gebaren von Kleinkindern mit einem neuen Spielzeug erinnert, spielt keine Rolle, dafür sorgt die Apple-Imagewerbung. Schließlich ist Wisch-und-weg revolutionär. Will sagen: wer GEGEN Wisch-und-weg ist oder dagegen argumentiert, gilt als altmodisch und rückschrittlich. Plötzlich stehen die bisherigen IT-Analpha­beten des Lehrerkollegiums nicht mehr als verklemmte Verweigerer, sondern als hippe „IT-Revolutionäre“ da. Mehr und effektiver kann man die Unwissenden und Inkompetenten kaum an ihrer Eitelkeit packen und für eigene Zwecke einspannen.

Ausbaden müssen dieses Geschäftsmodell unsere Kinder. Tablet-Compu­ter sind zweifellos nützliche Werkzeuge auch für den Schulalltag. Doch wer sich von den Einflüsterungen eines Computerherstellers beeinflussen lässt, Schulkindern zu Gunsten eines Datenendgerätes die für die Ent­wicklung der Psyche essentiell wichtige Feinmotorik des Schreibens ver­bietet; das Fühlen und Riechen von Büchern und den achtsamen Um­gang mit ihnen abschafft und persönliche Daten des schulischen Prozesses (amerikanischen) Cloud-Betreibern überlässt, der mag was immer für Interessen verfolgen – nur nicht die der anvertrauten Kinder.

(*) Text/Bild: HEINZ KNOTEK

Zuletzt aktualisiert: 18.09.2012 von Heinz Knotek

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