Wir leben permanent in einem Spannungsfeld aus Vorlieben und Abneigungen, erzeugen dabei immer neue materielle Verstrickungen. Ganz nah sind uns unsere körperlichen und emotionalen (astralen) „Bedürfnisse“, die stets befriedigt zu halten es uns innerlich drängt. Neuerdings kommen im Außen gesellschaftliche Spannungen hinzu, plötzlich gibt es Gesinnungsterror und Denkverbote. Politische Verkäufer versuchen uns die drohende Zerstörung unserer Zivilgesellschaft als „globalen Fortschritt“ schmackhaft zu machen. Lehnen wir ab, weil es unserem gesunden Menschenverstand widerspricht, ernten wir Feindseligkeit, ja im schlimmsten Fall Verfolgung. Wie geht man als Buddhist damit um? Der buddhistische Grundsatz „meide materielle Verstrickungen“ kann bei der Antwortfindung richtungsweisend sein.
Illusorische Projektionen der Astralwelt auf das Rohmaterial der Materie
Wer nicht in ruhigen Zeiten verinnerlicht hat, dass Platons Höhlengleichnis weniger Gleichnis denn Tatsache ist, der wird in turbulenten und lebensbedrohlichen Situationen die Reflexion der Sonnenstrahlen an der Wand für echtes Sonnenlicht halten und haltlos im astralen Ozean fortgerissen werden. Es kann dann schwierig werden, eine angemessene Inkarnation zu finden. Verstört, ängstlich und ganz absorbiert von der schmutzig-grauen Astralgicht neigt der Seelenfunken dazu, reflexartig die erst beste Gelegenheit zum Ausstieg aus dieser „Hölle“ wie einen rettenden Strohhalm zu ergreifen. Einmal aber in einem werdenden Embryo gefangen, hat der unsterbliche Seelenfunken diese Runde im neuen astral-materiellen Gewand bis zum Ende zu drehen. Selbst wenn womöglich Karma bessere Lebensumstände erlaubt hätte.
Materielle Verstrickungen entstehen immer dann, wenn die illusorischen Projektionen der Astralwelt auf das Rohmaterial der Materie treffen und die huschenden Schatten über unser Denken und Fühlen für ECHT gehalten werden. Unser Denken und Fühlen macht aus einem Objekt etwa einen „Tisch“ oder eine „Tomate“. Tisch und Tomate sind aber keine objektiven Entitäten. Sie sind subjektive Wahrnehmungen. Was für Tisch und Tomate gilt, gilt auch für das, was wir als ICH wahrnehmen. Wir gleichen in unserem Treiben Wassertropfen im Ozean, die kurzzeitig in die Luft geschleudert werden, den kurzen Moment lang bis zum erneuten Verschmelzen mit dem weiten Meer sich und den Ozean als unterschiedliche Entitäten imaginieren und selbst dann an der Illusion festhalten, wenn sie wieder mit dem Wasser verschmolzen sind.
Wirkliche Buddhisten müssen werden wie ein guter Arzt in der Katastrophe
Keine Projektionen des Denkens und Fühlens – keine Verstrickungen. Das sei eine fatale Lebenshaltung sagen an der Stelle gern die kopflastigen Schriftgelehrten, denen innere Erfahrungswelten verschlossen bleiben und von ihnen daher als nicht existent postuliert werden. Doch ein Arzt kann nur dann einem Schwerverletzten rational-kompetent helfen, wenn er nicht von Angst und Panik gerüttelt wird. Ein Arzt, der inmitten einer Katastrophe am Elend um ihn herum verzweifelt ist für die Menschen keine Hilfe, sondern eher Ballast. Wirkliche Buddhisten müssen werden wie ein guter Arzt in der Katastrophe – das rettet zuerst sie selbst, dann das ganze Universum. KÔ-SEN
Zuletzt aktualisiert: 18.07.2016 von Heinz Knotek