Im Pro-kontra-Streit um eBooks haben hunderte Autoren sich über das Preisdiktat des Versandriesen Amazon zu Lasten des gedruckten Buches – ihrer gedruckten Bücher – empört. Einige wenige Autoren begrüßen Preisdiktat und Forcieren der E-Books durch Amazon. Sie versprechen sich mehr und leichteres Veröffentlichen ihrer Schreibresultate. Fühlt sich nach Besitzstandskonflikt an. Das ist aber nicht das eigentliche Problem. Tatsächlich beginnt offenbar die nächste Phase der Entstofflichung des Menschen. Der Streit über Ein- und Verkaufspreise, Honorare, Umsätze und Gewinne zeigt, dass beide Seiten Schriften vor allem als Handelsware und Bücher als Vermittlungsmedium betrachten. Es wird dabei übersehen, das Geschriebenes, will man es begreifen und verinnerlichen, innerlich UND äußerlich BE=GRIFFEN werden muss. Das effektive Durchrauschen von Textpassagen auf einem verschmierten Display ist kein und verhindert BE=GREIFEN.
Entstofflichung des Menschen durch Transmutation der Persönlichkeit
Tatsächlich benötigt der Mensch keine Bücher. Nicht der Mensch als physisches Wesen in der Welt der Materie, sondern der Mensch der strebt eins zu sein mit seinem unsterblichen göttlichen Wesen, seinem – hoffentlich – einigermaßen ausgeprägten Seelenfunken. Ein solcher Mensch benötig aber auch keine eBooks. Ein solcher Mensch vermag sich auf – was immer – zu konzentrieren, wird EINS mit dem Gegenstand seiner Konzentration und kann alles „sehen“ was zu seiner Erkenntnis benötigt wird. Etwa – wenn er ein Heiler ist – welches Organ wie behandelt werden muss. Oder – wenn er ein Naturforscher ist – welche Elemente sich in welcher Form und warum ausgerechnet so auf einem fernen Planeten manifestiert haben.
Durch das Verpassen der evolutionären Aufgabe die Entstofflichung des Menschen durch Transmutation der Persönlichkeit zu bewerkstelligen, wird das gleiche Ziel eben nicht MIT dem Menschen erreicht, sondern GEGEN ihn. Statt sich dem evolutionären Zeichen der Zeit zu stellen und sein „derbes“ stoffliches Wesen zu läutern versucht der Mensch sein stoffliches Sein zu konservieren und die eigentlich anstehenden subtilen Kräfte des Denkvermögens ersatzweise durch Technikeinsatz zu erzwingen. Die Folge: forcierte Digitalisierung des Lebens, eine Revolution der „weißen Geräte“, ein Diktat der kompletten Vernetzung – kurz eine Art von alle Lebensbereiche beherrschenden „iFascism“.
Das drohende Aus für das gedruckte Buch – das drohende Aus für alles Gedruckte – ist der vorläufige Höhepunkt eines seit Jahrzehnten wirkenden Prozesses.
- Es setzte ein mit dem Artensterben bei Flora und Fauna – weitgehend menschengemacht, durch Umweltverschmutzung, Ausbeutung natürlicher Ressourcen und Jagdgier aus Gründen des Profits. Das dauerte Jahrzehnte.
- Es ging weiter mit der undifferenzierten Erfindung und Nutzung digitaler Techniken: WLAN, iPhone, Smartphone, iPad und Tablet. Dieser Prozess dauerte nicht mehr Jahrzehnte, sondern knapp EIN Jahrzehnt.
- Jetzt ist der Mensch dabei, sich des Gedruckten zu berauben – die einen aus Bequemlichkeit, die anderen aus Profitgier, wieder andere aus geiler Neugier auf das neueste technisch Machbare.
Der Mensch zerstört damit nun nicht mehr nur seinen physischen Lebensraum durch Umweltzerstörung oder verpasst die Entfaltung psychischer Fähigkeiten indem er sich stattdessen Lifestylegeräte und drahtloser Netze bedient. Jetzt nimmt er sich auch noch selbst die Fähigkeit zur Erkenntnis durch Begreifen des gelehrten Wortes – und das in allen nur möglichen Lebenslagen. Ein Buch kann man auch noch im stromlosen Loch eines zerbombten Hauses in einer Stadt mit zerstörtem Funknetz anfassen, aufschlagen und lesen. Und nur das Buch.
Einst selbst ausgelöste Barbarei
Was folgt als Nächstes? Gut möglich dass wir uns von Brandstiftern á la Rasmussen, dienstfertigen Gau(c)klern und grauen Machtpotentaten – vor allem aber vom gehetzten und von sich selbst übergewichtigen Volk des Weltführers unser irdisches sich allmählich „entstofflichende“ Haus an allen vier Ecken anstecken lassen. Das Ziel der Entstofflichung des Menschen würde dann eben nicht durch erhabenes Wachstum hin zu seiner Seele, seinem Höheren Selbst, sondern durch schnöde Selbstvernichtung seiner materiellen Lebensform erreicht. Die Massen die das überleben dürften versuchsweise noch einmal anfangen mit einem „Aufstieg“, beginnend auf der Stufe der einst selbst ausgelösten Barbarei, jetzt jedoch unter deutlich erschwerteren Lebensbedingungen als in der Phase zuvor. Glücklich der, der seine Zeit einst genutzt hat.
Heilige Schriften, wie die Bhagavat Gita, das Avatamsaka-Sutra oder das Corpus Hermeticum wird man dann erst wieder mühselig suchen, finden und sich unter Gefahren erschließen müssen, um sie voll Ehrfurcht in Händen halten – und studieren und BEGREIFEN zu können. Und dann wird es wieder Zeitalter dauern, bis der irdische Mensch erahnen kann, dass seine „heiligen Bücher“ wesenhaft immer aufgeschlagen bei ihm und stets im „Suchmodus“ mit ihm waren, er jederzeit Zugang dazu haben kann, wenn er nur seine Lebenshaltung statt in die eine (materielle) in die andere Richtung (geistige) orientiert. Vielleicht übergibt er aber wieder einem Google, Apple, Amazon oder dem Telefonprovider seiner Wahl das Ruder. HEINZ KNOTEK
Linksunten: Blätter, die haften bleiben
Zuletzt aktualisiert: 23.08.2014 von Heinz Knotek