Wiedergabe eines Interviews von KenFM mit Willy Wimmer
Willy Wimmer stellt das fest, dass Sanktionen der erste Schritt hin zur Kriegserklärung sind. Und wer sich dabei die Frage nach dem Warum stellt bekommt ebenfalls eine plausible Antwort: Es geht um Europa oder darum zu verhindern, dass der friedenspende Grundsatz der Zusammenarbeit und Kooperation der Staaten untereinander zur Leitidee der EU und darüber hinaus wird und die EU damit ein wahrlich strahlendes Beispiel für die Welt werden könnte für wirtschaftliche Stärke, soziale Marktwirtschaft und friedliches Nebeneinander. Ein politisches Kraftzentrum also. Und Antithese zum angloamerikanischen Vormachtstreben auf politischer und wirtschaftlicher Ebene. Und damit unliebsamer Konkurrent und Gefahr.
EU – Antithese zum angloamerikanischen Vormachtstreben
Das Gespräch mit Wimmer, ehemals verteidigungspolitischer Sprecher von CDU/CSU und Vizepräsident der OSZE1, und seine empörte Stellungnahme zum Sanktionen-Wahn bei Heise.de bringt mögliche Motive ans Tageslicht – nicht nur für den Brandherd Ukraine, sondern auch für eine sich dem gesunden Menschenverstand nicht erschließende hektische Betriebsamkeit um immer neue und immer fragwürdigere Staaten in die EU zu lotsen. Es geht um das Unterminieren der EU. Je mehr Staaten mit fragwürdigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen in die EU gehievt werden, umso mehr wird das Potenzial der EU für ein wirtschafts- und außenpolitisches Kraftzentrum verwässert. Außerdem: Viele der Neuen stehen unter weitgehendem Einfluss der USA, was den US-Interessen direkt entgegen kommt.
Willy Wimmer im Gespräch
© KenFM
Insgesamt sind drei Angriffsbewegungen erkennbar.
- Neben dem Streben möglichst viele prekäre Staaten einzugliedern mit den genannten Folgen…
- Das Aushebeln der demokratischen Grundordnungen durch Freihandels- und Dienstleistungsabkommen mit der angloamerikanischen Welt, wie TTIP2 und TiSA3.
- Das Entfachen mindestens eines schwer zu beherrschenden Brandherdes an der Nahtstelle zum asiatischen Raum, der jederzeit als Anlass zu einem bewaffneten Großkonflikt dienen kann, um einen öffentlich plausiblen Grund zu haben, die nachbarschaftlichen Prinzipien der Kooperation und Zusammenarbeit auf den angloamerikanischen Modus von Provokation, Konfrontation und Unterwerfung umzustellen.
Doch wer hat an der Demontage einer funktionierenden EU mit starker Außenwirkung ein Interesse und was ist das alternative Ziel?
Das Motiv kann erkennen, wer hochwertige Dokumentationen seriöser Leitmedien zu den laufenden Freihandelsabkommen studiert. Nun, da der eine Expansion blockierende Ost-West-Konflikt verschwunden ist, kann der Traum angloamerikanischer Konzerne von einer globalen – also weltweit ungehinderten – Vermarktung eigener Produkte und die privatwirtschaftliche Vereinnahmung der Welt in die Realität umgesetzt werden. Bisher musste man seine Produkte und Dienstleistungen notgedrungen den nationalen Märkten anpassen. Nachfrage bestimmt das Angebot hieß daher das offizielle Motto. Damit ist Schluss. Jetzt wird das Motto umgedreht: Die Märkte (die Nachfrage) haben sich dem Angebot anzupassen. Nicht länger sollen etwa Autoherstellern Kosten für die Umsetzung nationaler technischer Standards entstehen. Die nationalen Standards haben sich gefälligst den Wünschen der Konzerne anzugleichen. Länder die nicht mitmachen werden vor private Schiedsgerichte gezerrt und teuer abgestraft. Die Diktatur des Marktes nimmt Gestalt an.
Privatwirtschaftliche Vereinnahmung der Welt
All das regelt das TTIP. Doch beinahe noch profitversprechender sind Dienstleistungsabkommen, wie TiSA. Denn diese können Staaten zwingen, ihre teilweise in Jahrhunderten gewachsene und bewährte öffentliche Infrastruktur zu privatisieren – und zwar an den Meistbietenden, der natürlich höchst wahrscheinlich aus dem angloamerikanischen Raum stammen wird. Mit verheerenden Folgen… die sich jeder selbst ausrechnen kann, wenn Trinkwasser, Straßennetz, Gesundheitswesen und Bildungssystem nach Gewinnkriterien erst zerlegt und neu sortiert werden und schließlich bis an die Grenze der Zerstörung ausgebeutet werden.
Der Brandherd in der Ukraine ist in Wirklichkeit mutmaßlich eine Attacke gegen Europa. Die treibende Kraft dahinter gibt sich gar keine Mühe Motiv, Tun und Spielfiguren zu verschleieren. Die Kiewer Vasallen von angloamerikanischen Gnaden posten ihre Regierungserklärungen gleich bei Facebook oder zieren ihre öffentlichen Auftritte mit NATO-Emblemen oder Logos deutscher Stiftungen. Doch was tun die nationalen Regierungen und die EU? Werden wir wieder wie vor 100 Jahren von eitlen, unfähigen und manipulierbaren Politikern in einen Krieg manövriert? Ist die Mehrheit der europäischen Politikerkaste wirklich so verblendet, dass sie nicht bemerkt, sich zu Handlangern angloamerikanischer Konzerne zu machen und dabei zu sein, die nationale und europäische Würde einer Diktatur des ungehemmten Marktes zu opfern? Wenn ja – dann Gnade uns Gott.
Wer es mit seinem Protest gegen die russische Unterstützung von Separatisten in der Ostukraine ehrlich meint, der wäre auch protestierend zu hören gewesen, als die ersten Terrorbanden von der Türkei aus nach Syrien inflitrierten, ausgerüstet und trainiert von angloamerikanischen Militärs, um als „Rebellen“ ihr mörderisches Werk zu beginnen. War da was? HEINZ KNOTEK
Zuletzt aktualisiert: 31.07.2014 von Heinz Knotek