Film-Tipp: Der Plan (The Adjustment Bureau) von George Nolfi
Gibt es einen Plan? Ist alles was geschieht letztlich vorher festgelegt? Welche Rolle spielen Zufälle, ja gibt es Zufälle überhaupt? Wie steht es mit dem freien Willen? Gut, man kann beim Einkaufen zwischen Zahnpasta A und B auswählen. Aber bei Geburt, Lebensweg und Tod hat man zweifelsfrei eher keine Wahl. Es geschieht. Es geschieht einem. Wenn also dennoch allem ein Plan zugrunde liegt – wer ist der Planer? Wer denkt sich warum diesen und nicht einen anderen Plan aus? Sind wir, wenn es so einen Plan gäbe, dann alle Marionetten an der mehr oder weniger kurzen Leine des Schicksals, gemäß Plan?
Solche Fragen können den forschenden Sucher leicht anfallen, vor allem wenn er eine innere Affinität zu den buddhistisch geprägten Thesen der Theosophie des 19. Jahrhunderts hat. Der 2011 produzierte Si-Fi-Thriller Der Plan (The Adjustment Bureau) von George Nolfi mit Matt Damon und Emily Blunt in den Hauptrollen ist eine ans Herz gehende und nachdenklich machende Romanze und eigentlich eine einzige theosophische Metapher.
Magisch agierenden Hutträger – Mahatmas und ihre Chelas?
Die Männer mit Hut wecken sofort Assoziationen zu Abhörskandal PRISM und Geheimpolizei – irgendwo zwischen Gestapo und N… Erst recht, als der Hauptheld David Norris zufällig Zeuge eines brutalen Umprogrammierens der Psyche von Kollegen wird. Doch was auf den ersten Blick wie ein Geheimbund konspirativer Bösewichte aussieht entpuppt sich bald als eine Art Organisation von Schutzengeln. Streng hierarchisch organisiert mit einem ominösen „Vorsitzenden“ an der Spitze greift die Truppe in das Geschehen der Welt ein, vornehmlich durch das Programmieren von Denkprozessen – und damit von Entscheidungsprozessen. Norris, der das Treiben der Truppe durch eine außerplanmäßige Entwicklung des Geschehens mitbekommen hat, muss sich nun dem Plan fügen, ob er will oder nicht. Ansonsten droht völlige Neuprogrammierung, zum Wohle der Allgemeinheit.
Offenbar sind die Männer mit Hut, über deren Herkunft wir nichts erfahren, schon häufiger Retter der Welt gewesen, indem sie Entscheidungsträger kurz vor dem Fällen einer katastrophalen Entscheidung mental umprogrammiert haben. Eingriffe, so die Zusicherung auf eine Nachfrage von Harris, erfolgen aber nur dann, wenn es unvermeidlich ist. Ansonsten lässt „man“ die Menschen ihr Geschick selbst weben.
DER PLAN (The Adjustment Bureau)
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Trailer. © Universal Pictures Germany GmbH
Hört sich alles nach Adepten der „Weißen Bruderschaft“ an, wie sie in den theosophischen Schriften von H. P. Blavatsky und W. Q. Judge und anderer theosophischer Autoren des 19. Jahrhunderts erwähnt werden. Der „Vorsitzende“ könnte dann der Mahâ-Chohan, die magisch agierenden Hutträger die Mahatmas und ihre Chelas sein. Eigentlich ein dann doch ganz sympathischer Haufen, wäre da nicht das situative Eingreifen mit teils drastischen Mitteln in die Geschicke einzelner Menschen und der Beweis, dass der freie Wille des Menschen eine Illusion sei.
FREIER WILLE: völlige Selbstübergabe an ein Herz und Seele erhebendes Ziel
Und dennoch gibt es ihn den FREIEN WILLEN. Mögen die Hutträger auch so etwas wie Schutzengel, Bodhisattvas oder Mahatmas sein, auch sie müssen sich letztlich dem FREIEN WILLEN des einzelnen Menschen fügen. Doch FREIER WILLE meint nicht die von Vorlieben, Abneigungen und kleinlichem Kampf ums Dasein geprägte Willenskraft des Menschen. FREIER WILLE meint die völlige Selbstübergabe an ein Herz und Seele erhebendes Ziel, dem man sich im Extremfall auch ohne zu zögern opfert.
Das kann etwa wie im Film die WAHRE LIEBE sein… Doch für die wahre Liebe und den wahren FREIEN WILLEN muss der Mensch hart arbeiten, den Mut haben vom Plan abzuweichen und schließlich schwere Prüfungen bestehen. Möglich, dass man dann den „Vorsitzenden“, also den Mahâ-Chohan, also den obersten Schutzengel oder Bodhisattva, IN SICH SELBST entdeckt, dabei seine Yin-Yang-Ergänzung findet und US-Präsident wird. Hängt vom Plan ab. Sieht man DER PLAN, kann man gar nicht anders, als wieder einmal oder endlich einmal über SEINEN Plan nachzudenken, wenn es ihn denn gibt. Und sich Fragen zu stellen:
Bin ich willens hart zu arbeiten?
Bin ich fähig, vom Plan abzuweichen?
Bin ich bereit, schwere Prüfungen auf mich zu nehmen?
HEINZ KNOTEK
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Zuletzt aktualisiert: 24.07.2013 von Heinz Knotek