Wasser wird in den Weisheitslehren aller Kulturen als alltagstaugliche Metapher für den Weg des spirituell Suchenden genutzt. In Asien etwa steht Wasser unter anderen für die Kraft des Yin das dem energetischen Yang entweder ausweichend Widerstand leistet oder mit ihm ergänzend verschmilzt.
Ruhig und unbewegt wie ein spiegelglatter See
Wasser wird in den Weisheitslehren aller Kulturen als alltagstaugliche Metapher für den Weg des spirituell Suchenden genutzt. In Asien steht Wasser unter anderen für die Kraft des Yin das dem energetischen Yang entweder ausweichend Widerstand leistet oder mit ihm ergänzend verschmilzt. Wasser höhlt und schleift noch jeden Stein. Ist nur eine Frage der Zeit. Im Zen-(Ch’an-)Buddhismus ist das Wasser eines Sees Ausdruck des menschlichen Bewusstseins. Ist das Wasser ruhig, kann sich der Mond auf der Oberfläche des Sees perfekt spiegeln. Herrscht auch nur leise Bewegung auf der Wasseroberfläche, wird das Bild des Mondes verzerrt. Wenn sich der Mond in Wellen spiegelt, mag der äußere Betrachter meinen, es würde viele Monde geben.
Wer sein inneres Wesen, also das immanente EINE göttliche Prinzip aller Wesen und allen Seins erkennen will, muss dafür sorgen, dass die Oberfläche des Bewusstseins ruhig und unbewegt ist wie ein spiegelglatter See. Kein Gedanke, keine Emotion darf auch nur windhauchgleich über das Wasser streichen und das Wasser in Bewegung versetzen. Nur eine leichte Kräuselung – und das klare Bild des Mondes ist verloren.
Natürlich hilft auch forciertes Ruhigstellen des Denkens und der Emotionen allein nichts, wenn das Wasser selbst trüb und ungeklärt ist. Das käme einer Betäubung gleich, die weder zu Erkenntnis noch zur Transformation führen kann. Ganz im Gegenteil. Ichzentriertes Wollen ist Ehrgeiz. Betäubung bedeutet Schwere. Ehrgeiz im Denken und Fühlen und Schwere der Persönlichkeit binden und fixieren. Mit der konzentrierten Stille von Denken und Emotionen muss also eine Läuterung der Persönlichkeit – die durch das wässrige Element des ganzen Sees repräsentiert wird – einhergehen. Das IST Weg des spirituell Suchenden.
Wasser und Wellen liefern außerdem eine beeindruckende Veranschaulichung des Naturgesetz-Doppels KARMA und REINKARNATION. Wer an einem See steht und mit seinem Denken, Fühlen und Handeln einen Stein hinein wirft, wird vom Ort des Auftreffens ausgehend eine in alle Richtungen sich ausbreitende Wellenbewegung auslösen. NICHTS und NIEMAND kann das rückgängig machen, was man selbst ausgelöst hat. Bleibt man am Ufer stehen muss man notgedrungen die Konsequenzen der selbst ausgelösten (karmischen) Ursachen – dass man von den Wellen erfasst wird – ertragen. Will man die Konsequenzen (karmische Wirkung) vermeiden, bleibt nur eines: Sich soweit auf erhöhtes Terrain „hocharbeiten“, dass einen die anrollenden Wellen wenigstens knapp verfehlen. Wenn nicht jetzt, dann vielleicht in der nächsten Inkarnation. HEINZ KNOTEK
Zuletzt aktualisiert: 20.08.2014 von Heinz Knotek