So muss es den Menschen ergangen sein, die vor 80 Jahren das Bekenntnis von Adolf Hitler zum Frieden hören mussten und machtlos sahen und wussten, dass der Mann und seine Horden damit lediglich ihre Hetze und ihr Kriegstreiben flüchtig ummantelten. Sie mögen sich gefragt haben: Sieht denn niemand diese Demagogie? Und sie mögen daran verzweifelt sein, wie alle um sie herum arglos ihrem Alltag nachgingen. Die Hetze hinnahmen. Und wie sehr viele davon zustimmend mit dem Kopf nickten und vorausschauend befehlsgehorsam die Hand zum Führergruß hoben. Und wie alle untergingen. 2014, also 80 Jahre später, scheint sich Geschichte zu wiederholen.
Weltführer – ganze Welt ist Einflusssphäre
Natürlich nicht. Das ist nicht vergleichbar. Es gibt keine braunen Horden. Keine Nazipropaganda, die gegen das „bolschewistische Judentum“ hetzt, um das Volk auf den geplanten Russlandfeldzug einzustimmen. Andererseits: Der Weltführer, der die ganze Welt offen zu seiner Einflusssphäre erklärt hat, der weltweit unter Missachtung des Vökerrechts Truppen einsetzt und Drohnen fliegen lässt, der in der jüngeren Geschichte bis heute eine Blutspur inszenierter Regime Changes hinter sich herzieht, ausgerechnet der greift verbal, im Tonfall und Wortlaut die einer Kriegserklärung nahekommen, ein Russland an, weil es sich erlaubt in einem kriegerischen Konflikt an einer seiner Grenzen „Einfluss“ zu nehmen für Menschen der eigenen Nationalität, es würde sich nicht gehören in andere Länder einzumarschieren und Einflusssphären zu pflegen. Das ist als ob ein großer Drogendealer zugleich den obersten Drogenpolizisten mimen würde.
Und wer weist in den Medien auf das absurde Tun hin: Eine Satiresendung des ZDF. Kein Protest, kein Widerspruch, kein Distanzieren der Regierenden. Ganz im Gegenteil. Gehorsam wird abgelesen, was der Weltführer hören möchte. Müssen wir nun wie vor 80 Jahren machtlos zusehen? Bleibt uns nur der Rückzug in Meditation, um an dem Tag, wenn die Kläffer der ausgewechselten Regierungen im Auftrag ihres zahlenden Herrn den bewaffneten Schlagabtausch zwischen Europa und Russland erst herbeigeredet und dann provoziert haben, um an dem Tag in Würde und vollem Bewusstsein den Tod annehmen und der nächsten Inkarnation in einem fernen Erdenwinkel entgegensehen zu können?
Es ist festzuhalten: Völkerrechtlich anerkannte Staaten, die nicht dem stratgischen und taktischen Kalkül des Weltführers und seiner atlantischen Allianz dienen, werden systematisch einem konzertierten Regime Chance ausgesetzt. Das ist offen erklärtes Ziel in Syrien. Das war erkannbar so in Lybien, Ägypten und der Ukraine. Das ist wahrnehmbar in China. Aktuell ist mutmaßlich Russland im Visier. Da will keiner reden und zusammenarbeiten. Geschichte wiederholt sich also? HEINZ KNOTEK
Zuletzt aktualisiert: 05.06.2016 von Heinz Knotek