Russland: Auf, auf, in den neuen alten „Lebensraum im Osten“?
Heinz Knotek,
Zum „Evakuieren“ von Russen aus Russland kam es nicht mehr. Es blieb nur Zeit, Polen aus ihrer Heimat zu verjagen. Die Rote Armee hatte die Invasoren zuvor dahin zurückgejagt, wo sie hergekommen waren. Hier: Polen auf dem Weg zum Bahnhof, Schwarzenau bei Gnesen, 1939. Foto: Bundesarchiv, R 49 Bild-0131 / Wilhelm Holtfreter / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5372093
Auf X fragt sich ein Joachim Fröhlich: „Kann mir bitte jemand erklären, warum die europäischen Eliten so für einen Krieg gegen Russland sind? Ich kann es nicht verstehen, obwohl ich studiert habe?“ Nachfolgend ein Erklärungsversuch.
Russland als Ideengeber und nukleare Weltmacht ausschalten
Eine wirklich wichtige Frage, die einen Text von Stefan Homburg reflektiert. Die Frage offenbart aber auch, dass „wir“ Boomer – besonders in der BRD – eine Lebenslüge gelebt haben und – gemeinsam mit unseren Nachfahren – noch immer leben.
In Rumänien entsteht (ganz zufällig) die größte NATO Basis. Von dort kann man sowohl in die Ukraine als auch ins Schwarze Meer vorstoßen. pic.twitter.com/LpvKlW0rdB
Weil Stalin die Hoffnung hatte, seinen Einfluß über die mitteldeutsche Ostzone, die spätere DDR, und das annektierte Ostdeutschland, die verlorenen Ostgebiete, hinaus auf ein neutrales Gesamt-Deutschland ausdehnen zu können, waren es ausgerecht die SED-Mauermörder (heute DIE LINKE) die bis ins Jahr 1974 hinein sogar in ihrer DDR-Verfassung die Einheit Deutschlands propagierten. Das wäre ein giftiges Angebot, so die einhellig Ablehnung durch den Westen, das nur den totalitären Machtanspruch Moskaus zu verschleiern versuche. Als ob das „Angebot“ der Teilung Deutschlands, die Gründung der separaten BRD, und Europas in Form eines betreuten „Demokratieframings“ und via Marshallplan, nicht weniger „giftig“ gewesen wären und was nur EINEM EINZIGEN ZWECK diente: den damals gefürchteten Einfluß des Ostblock-Sozialismus einzudämmen und – jetzt kommt es – Russland als Ideenträger und nukleare Weltmacht auszuschalten (oder zu wanderwitzieren, also auszulöschen, um es zeitgemäß demokratiegefördert zu formulieren).
DDR-Verfassung, Entwurf von 1949. Abb.: Von Bundesarchiv, R 49 Bild-0131 / Wilhelm Holtfreter / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5372093
Die Post-WWII-Elite Westeuropas und vor allem der BRD ist ein politischer „Bastard“ transatlantischer Umerziehung (Reeducation). Keine kulturelle BRD-Institution, weder Heinrich Böll, Willy Brandt noch Max Frisch, die NICHT mehr oder weniger direkt Nutznießer einer transatlantischen Kulturförderung – konkret: von US-Geheimdiensten – war. Die verkappt rassistisch gefärbte Feindseligkeit gegenüber Russland war von Anfang an Bestandteil der „transatlantischen Muttermilch“ für die BRD und Westeuropa. Los ging es schon mit dem legendären Flug Adenauers in 09/1955 nach Moskau. Wer weiß schon, dass das auch eine verdeckte Spionage-Operation war? Die Maschine war innen und außen gespickt mit Spionagetechnik. Seit Ausbruch des Kalten Krieges war kein westlicher Flieger mehr in die Nähe Moskaus gelangt. Und nun – ungehinderter Anflug auf Moskau, das man für eine nuklear bewachte Festung hielt. Bewusst wurde damals darauf spekuliert, dass Russland dem Gefolge Adenauers volle diplomatische Immunität gewährt, die Russen also weder die Teilnehmer noch die Maschine kontrollieren würden.
Spionageflug Adenauers endet glimpflich. Rückkehr der Delegation aus Moskau am 14. September 1955 auf dem Flughafen Köln/Bonn. Foto: Bundesarchiv, Bild 146-2005-0141 / Wolf, Helmut J. / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5419871
Die nächste „Operation“ war das „Abrüstungs-Framing“ ab den 1970er Jahren und dessen Krönung durch den Kniefall des Sozialdemokraten Brandt, der damals in weiten BRD-Kreisen als Landesverrat betrachtet wurde. Die nächste „Russland-Verarsche“ hatte einen Slogan: Wandel durch Handel. Natürlich hatte kein einziger West-Europäer auch nur im Geringsten im Sinn, dass dieser „Wandel“ auch den Westen betreffen könnte. Ganz im Gegenteil: Es ging einzig und allein darum, Russland und seine Vasallenstaaten langfristig zu „knacken“, in dem man sie mit Krediten, Konsumgütern und „Menschenrechten“ kapert. Die „mission“ wurde im Verlauf von 20 Jahren bekanntlich umfänglich „accomplished“.
Mit dem Verflüchtigen des Kommunismus-Gespenstes blieb von dem nach 1985 zunehmend implodierenden Russland „nur“ noch das größte Staatsgebilde der Erde mit schier unerschöpflichen Ressourcen übrig. Blanke kapitalistische Habgier lockte Heerscharen von „demokratischen“ Aasgeiern an, die in dem fast gänzlich schutzlos am Boden liegenden Land begannen, um Verwertbares zu rangeln. Die alten Ressentiments aus der Zarenzeit vor WWI von unterdrückten, ungebildeten, in ärmlichsten Verhältnissen dahinvegetierenden Russen wurden wiederbelebt. Hinzu kam, dass an den Rändern des Reiches in neuen Staatsgebilden ungehobelter Nationalismus aus dem Untergrund hervorzukriechen begann, der in der Tradition des NS-Regimes Russen nicht als ethnische Brüder oder zumindest zivilisierte Partner ansah, sondern eher als grundsätzlich bekämpfenswerte „Untermenschen“. Natürlich bahnte sich auch die jahrzehnte unterdrückte Wut über den Terror des Stalin-Regimes ihren Lauf. Allerdings wurde oft – oft vorsätzlich – übersehen, dass die Russen das erste Opfer Stalins waren, dass nicht RUSSLAND, sondern die Sowjetunion der Täter war.
Eine Partei, die nach einem Wahlsieg bei den nationalen Parlamentswahlen als ersten Post am nächsten Tag verkündet, dass ein anderes Land einen (längst verlorenen) Krieg gewinnen müsse, verachtet seine Wähler nicht nur, sie spuckt ihnen ins Gesicht.
Kräftig versalzen wurde die Russland-Hass-Suppe jedoch unvermittelt ausgerechnet am 1. Januar 2000 durch die „Inthronisierung“ eines zunächst unscheinbar anmutenden „Apparatschiks“ zum allmächtigen Präsidenten Russlands. Nicht nur zerplatzen die Filetierungsträume, wie man Russland effizient in übersichtliche Besatzungseinheiten zerlegen kann. Gewinnträchtiger Raubbau und Diebstahl von Ressourcen fanden fast über Nacht ein Ende. Die militärtechnische und personelle Abwicklung der einstigen Roten Armee der Sowjetunion begann sich umzukehren. Von den Schrottplätzen verrosteter Kriegstechnik erhoben sich die Streitkräfte der Russischen Föderationen. Aus dem weltanschaulichen Erzfeind UdSSR der bipolaren Welt (mit seiner russischen Sowjetrepublik), ging die Russische Förderation als ernstzunehmender weltpolitischer Partner UND – erneut – militärischer Konkurrent in einer sich entfaltenden multipolaren Welt hervor. Das autochthone Russland wurde zur Antithese der nationalstaatfeindlichen Agenda transatlantischer EU-Eliten, deren scheindemokratische Biedermannmasken sich vor lauter Enttäuschung zunehmend in Brandstifterfratzen verwandeln. Da hilft nur eins: die alten Kriegspläne zum „Kampf um Lebensraum im Osten“ aus der Hölle hervorkramen. Auf, auf und der Fortnite-kampferprobten Jugend die Chance zum echten Morden und Sterben geben! (HEINZ)
Das Ende des ersten Versuchs eines Krieges um „Lebensraum im Osten“:
Den eigenen Familiennamen vergessen:
Typisch für Kinder, die aus Ostpreußen flohen und den Kontakt zu den eigenen Eltern verloren hatten. pic.twitter.com/HyoxExFra5
„Es ist immer dieselbe Tätergruppe. Es ist immer dasselbe Tatwerkzeug. Es ist nahezu derselbe Tathergang. Und es sind nach jeder Tat wieder die üblichen Floskeln, die wir zu hören bekommen“, so der Vater der getöteten Ann Marie, Michael Kyrath.https://t.co/GR6FfiRsl6pic.twitter.com/MfvtUoZYX4
Aus gegebenem Anlass. Vor einem Jahr wollte es noch keiner hören, keiner glauben, aber sie haben da schon gesagt, was sie planen. https://t.co/7z6Y06xPUW
So viel zum Demokratieverständnis des #SPD-Vorsitzenden @larsklingbeil: Das Parlament und die Öffentlichkeit sollen nicht erfahren, wofür die Regierung das Geld der Steuerzahler verwendet hat und ob dies rechtswidrig war. Pfui!https://t.co/h6rL9OgX58
