Rechtzeitig zu „75 Jahre Grundgesetz“ ist das Buch MEINUNG, PRANGER, KONSEQUENZEN erschienen. Herausgeber Claus M. Wolfschlag stellt darin 22 „Diskriminierungserfahrungen“ jüngeren Datums aus der Bundesrepublik Deutschland vor. Die Diskriminierung bestand in den meisten Fällen in der Androhung oder Exekution existenzvernichtender Maßnahmen, wie zum Beispiel Jobverlust. Oder, wie im Einzelfall des patriotischen Gewerkschafters Andreas Ziegler, in einem kollektiven Versuch, ihm den Schädel einzuschlagen. Eine Buchempfehlung.
Am Pranger: Du bist kein Einzelfall
Der Begriff „Pranger“ in der Mitte des Titels könnte den thematisch unerfahrenen Betrachter in Kombination mit der strengen Schlichtheit der Buchaufmachung auf dem ersten Blick eine historische Abhandlung zum Thema Hexenverfolgung vermuten lassen. Das Vorwort klärt schnell auf:
Die hier dokumentierten Fälle fanden nicht in einem der klassischen totalitären Systeme statt... Es sind (auch) keine DDR-Geschichten... zum von der Stasi organisierten Meinungsterror gegen Menschen, die sich nicht stromlinienförmig anpaßten.
Möglich, dass der erwähnte UNERFAHRENE Betrachter nach dem ersten Stöbern im Buch die Stirn runzeln, den Kopf schütteln und sich innerlich sagen wird: „Politische Diskriminierung ausgerechnet in der Bundesrepublik, deren offizielle Vertreter sich gerade angesichts des 75jährigen Jubiläums der Inkraftsetzung des Grundgesetzes durch die Westalliierten stolz für ihre behauptete Verfassungstreue selbst lobpreisen? Kann nicht sein.“
Anders etwa ein öffentlich unbekannter Sucher nach echten politischen Alternativen, der unmaskiert dazu auch bei „rechten“ und „neurechten“ Gruppierungen vorbeigeschaut, sich informiert, Kontakte geknüpft hat, mit einigen Vertretern dieser Gruppen seitdem über soziale Medien kommuniziert. Er wurde vom Dienst als Gymnasiallehrer suspendiert, weil – so die Begründung der Schulleitung – man ein Schreiben des Hessischen Amtes für Verfassungsschutz erhalten habe. WAS in dem Schreiben steht, das Entlassung und faktisches Berufsverbot zur Folge hat, teilt der Schulleiter nicht mit. Monate später gibt der Verfassungsschutz auf Anfrage eines eingeschalteten Rechtsanwaltes bekannt: Ihr Mandant hat 2021 (im Jahr 2023 also vor vor zwei Jahren [sic!]) eine geschlossene Veranstaltung einer „rechtsextremistischen Kleinpartei“ besucht, ist deshalb jetzt unter „rechtsextrem“ gespeichert. Ein realer, im Buch nicht dokumentierter Fall. Und damit sind wir bei der ersten Zielgruppe, die von MEINUNG, PRANGER, KONSEQUENZEN alltagspraktischen profitiert.
Wer in das Fadenkreuz staatlich betreuter Cancel Culture gerät, womöglich in der Folge seinen Job verliert oder aus unerfindlichen Gründen keinen findet (im Buch: Heino Bosselmann), trotz vielversprechender Bewerbungsgespräche, der fällt zunächst in ein tiefes Loch. Berufliche Ausgrenzung, persönliche Diskriminierung, himmelschreiender Ungerechtigkeit schutzlos ausgeliefert zu sein, können das Urvertrauen eines Betroffenen in die Gesellschaft traumatisierend erschüttern. Es gibt auch keine Schutzhülle durch öffentliche Prominenz. Man ist weder ein Satiriker Uwe Steimle, noch AfD-Politiker Andreas Lichert oder der bekannte Rechtsanwalt Markus Roscher.
Zieht man die genannten „Promis“ von den 22 aufgeführten Fällen ab, wird deutlich: Du bist trotzalledem nicht allein. Du bist KEIN Einzelfall. Die Mitwirkenden der Interviewserie haben zudem durchweg aus der „Opferrolle“ herausgefunden. Ihnen ist es gelungen, weder im Leben zu resignieren, noch sich der Diskriminierungsproblematik kampflos zu unterwerfen. Sie sind aber auch nicht in die bereuende Unterwürfigkeit oder den Verrat geflüchtet. Die Dokumentation hat damit das direkte Zeug zur praktischen Lebenshilfe, wie man sich in einer vergleichbaren Lage wieder fängt, aufrappelt und aufrecht weiter geht.
❗️Regime in Panik: Hausdurchsuchung wegen Tweet
— Heimatkurier 📢 (@HeimatKurier) November 2, 2023
Die Repression in der Bundesrepublik spitzt sich zu: Kurz nach der skandalösen Justiz-Willkür gegen den gewählten AfD-Abgeordneten @HalembaDaniel ereignet sich die nächste Schikane:
Am Dienstag fand bei @Poensgen_JK, Aktivist und… pic.twitter.com/AWUM14ChNo
"Man fängt an, die Demokratie zu ersticken, Zentimeter für Zentimeter."
— TheRealTom™ 🌞 (@tomdabassman) March 10, 2024
Verfassungsrechtler @NeBoehme über das tendenziell totalitäre #Demokratiefoerdergesetz von @NacyFaeser und @lisapaus.pic.twitter.com/uGMtzEOafE
Verleger Götz Kubitschek weist im Nachwort darauf hin, dass man der Auswahl spielend weitere 22 Fälle oder auch hundert oder fünfhundert hätte beifügen können. Damit kommt die zweite große Zielgruppe des Buches ins Spiel – die noch Unerfahrenen, aber schon aufrichtig Interessierten. Die 22 dokumentierten Vorfälle repräsentieren einen ungefähren Querschnitt durch unsere Gesellschaft. Jeder einzelne Fall mutet an wie eine irreale Räuberpistole im Drehbuch zu einem schlechten Film. Die Prangerfälle werden von den Betroffenen in Interviews selbst authentisch präsentiert. Der Leser wird so unvermeidlich nun auch „Betroffener“. Die Dokumentation leistet damit effektive Aufklärungsarbeit. (KÔ-SEN)
Produktinformation:
Claus M. Wolfschlag (Herausgeber)
Meinung, Pranger, Konsequenzen – Zweiundzwanzig Fälle
Verlag Antaios, Deutsche Erstauflage
23. Mai 2024
Sprache Deutsch
Hardcover, 296 Seiten
ISBN: 978-3-949041-14-3
23,00 Euro
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Update 26. Mai 2024, abends
Struggle Sessions
— Künstliche Intelligenz (@1234Fit) May 26, 2024
Das öffentliche Abschwören eines Irrglaubens war im Mittelalter Voraussetzung für die Wiederaufnahme eines Ketzers in die Gesellschaft. Während der chinesischen Kulturrevolution wurde das grausame System der „Struggle Sessions“ (Kampf- und Kritiksitzungen)… https://t.co/KuAcCMAU86
Zuletzt aktualisiert: 29.08.2024 von Heinz Knotek