Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
An deren Stelle zeigte sich meinen Blicken ein See aus Feuer. Schwefel und Teer rollten in flammen Wogen. Ich zitterte. Eine laute Stimme befahl mir, durch die Flammen hindurchzugehen. Ich gehorchte und es schien, als ob die Flammen dadurch an Kraft verlieren würden. Lange Zeit bewegte ich mich inmitten der Feuersbrunst, bis ich an eine kreisrunde Stelle gelangte, wo ich den Anblick des faszinierenden Schauspiels um mich herum genoss, den mir die himmlische Gnade zuteil werden ließ.
La Très Sainte Trinosophie
Kapitel 4 – Anfang (verkleinert)
Vierzig Feuersäulen schmückten jene Halle, in der ich mich daraufhin plötzlich wiederfand. Die eine Seite der Säulen leuchtet jeweils mit einem weißen und lebendigen Feuer, während die Rückseite jeweils wirkte, als ob sie sich in einem Schatten befinden würde – eine schwärzliche Flamme umhüllte sie. In der Mitte dieses Ortes stand ein Altar in Form einer Schlange. Die rautenförmigen Schuppen des Reptils zierte ein grünliches Gold, in dem sich die umgebenden Flammen spiegelten. Ihre Augen glichen Rubinen. Nahe der Schlange befand sich eine silberfarbene Inschrift und ein wertvolles in den Boden gerammtes Schwert.
Auf dem Kopf der Schlange ruhte ein Kelch … Ich vernahm den Chor der himmlischen Geister und eine Stimme sprach zu mir: „Das Ende Deiner Mühen ist nahe. Nimm das Schwert und strecke die Schlange nieder.“
Ich zog das Schwert aus der Scheide und näherte mich dem Altar. Während ich mit einer Hand den Kelch ergriff, ließ ich mit der anderen einen fürchterlichen Hieb auf das Genick der Schlange niedersausen. Das Schwert prallte zurück und das Echo des Schlages hallte wieder, als ob ich eine Messingglocke getroffen hätte.
La Très Sainte Trinosophie
Kapitel 4 – Ende (verkleinert)
Kaum hatte ich also der Stimme gehorcht, als der Altar verschwand und die Säulen sich im grenzenlosen Raum in Nichts auflösten. Der Klang, den ich durch den Schlag auf den Altar ausgelöst hatte, hallte nach, als ob es tausend Hiebe zur gleichen Zeit gewesen wären.
Eine Hand ergriff mich bei den Haaren und hob mich an die Decke des Gewölbes, das sich öffnete, um mich hindurchzulassen. Trübe schattige Phantome tauchten vor mir auf – Hydras, Lamias und Schlangen umgaben mich. Der Anblick des Schwertes in meiner Hand vertrieb das ekelhafte Gesindel jedoch, so wie der erste Lichtstrahl am Morgen die Traumgespinste der Nacht verscheucht. Nachdem ich geradewegs die unterschiedlichen Schichten, die das Gemäuer dieser Erde bilden, passiert hatte, sah ich endlich wieder das Tageslicht. ∆
Grafik zu Kapitel 4
Zuletzt aktualisiert: 22.11.2007 von Heinz Knotek
Die Schlange weist auf die KUNDALINI hin. In den wenigen Zeilen des Kapitels wird das ganze Drama der Erweckung des Schlangenfeuers gezeichnet. Die Erweckung der Kundalini ist Voraussetzung und Folge für „das Ende aller Mühen.“ Die Schlange muss aber gebändigt werden. Ansonsten frisst diese den Sucher auf. Indirekt. Indem „das ekelhafte Gesindel,“ die außer acht gelassenen astralen Reste des alten Egos, sich erheben und gegen ihren Urheber wenden, aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Mit der Erweckung gehen diverse Phänomene und Visionen einher. Die aber nicht minder gefährlich sind. Denn der Sucher muss selbst in größter Not frei von Angst bleiben und erkennen, dass das astrale Gesindel ER SELBST ist (Maria Szepes). Das „Schwert“ symbolisiert den unbändigen Willen und das geläuterte Wesen des Suchers.
Bemerkenswert ist der sich in allen spirituellen Traditionen gleichermaßen findende Hinweis, die Schlange am Kopf treffen zu müssen. Der Hieb auf das Genick, der finale Todesstoß, ist der Hinweis auf das VÖLLIGE Überwinden der ich-bezogenen Persönlichkeit. Man kann versuchen die Schlange auch anderswo zu treffen. Doch das ist illusorisch. So wie es illusorisch ist, durch esoterische Übungen, magische Praktiken oder exaltierte Askes das Ego transformieren zu wollen. Das vermag die Schlange lediglich zu reizen oder sie kurzzeitig zum Rückzug zu zwingen. Doch nur um bald darauf um so heftiger auf den Sucher herabzufahren. Das Am-Schopfe-gepackt-werden ist ein Indiz für das „Aufsteigen“ in höhere Bewusstseinszustände nach der Kundalinierweckung. Was aber NUR möglich ist, wenn zuvor die „Hydras, Lamias und Schlangen“ IRREVERSIBEL vertrieben wurden.