Die aktuelle Werbung von Apple erinnert an die Drohung mit dem „schwarzen Mann“ für ungezogene Kinder. Nichts wird so bleiben wie wir es gewohnt sind, so die im üblichen Pastelton gehaltene beunruhigende Werbebotschaft. Etwa auch nicht das Lesen eines Buches irgendwo im Wald unter einem Baum. Nein – der Baum muss zumindest in der Nähe eines Funkmastes und einer Stromquelle stehen. Also auf keinen Fall in einem Funkloch oder abseits der Stromversorgung. Denn dann und nur dann klappt das So-tun-als-ob-Umblättern von Buchseiten auf dem iPad. Entstofflichung als Geschäftsmodell.
Prinzip FACEBOOK: Alles aufsaugen – Musikvorlieben, Kochrezepte, Joggingstrecke… Bild: Heinz Knotek/TrinosophieBlog
Zeitgleich tritt Facebook an, seine Datensaugrohre auch in die letzten Winkel seiner sich begierig öffnenden Nutzer zu halten. Nicht nur aktuelle Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen sollen jetzt auf US-amerikanischen Servern gespeichert werden. Jetzt werden auch alle persönlichen Daten aus der Prä-Facebook-Zeit aufgesaugt und gespeichert – von Geburt an. Wer hätte gedacht, dass nicht faschistische Horden die „schöne neue Welt“ mit Gewalt herbeizuführen suchen, sondern clevere Ökofreaks mit knuffigen „Datenendgeräten“?
Dezent aber nachhaltig und
alternativlos gezwungen
Schon die nächste Generation Apple-Rechner, vor allem das Macbook und Macbook Pro, sollen ohne CD-Laufwerk ausgeliefert werden. Die Rede ist außerdem davon, die bislang besonders sicheren und nutzerfreundlichen Laptops auf Kosten der Festplattenspeicher federleicht zu machen. Und wo sollen dann die ganzen Daten hin? In die „iCloud“ natürlich. Oder anders ausgedrückt: Die PC-Nutzer sollen dezent aber nachhaltig und alternativlos dazu gezwungen werden, ihre Daten – Text, Bild, Video und Audio inklusive – aus der Hand zu geben. Faktisch ein schwerer Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht der Menschen.
Prinzip Facebook: Irgendwann sind alle weißen Tauben müde
Hans Hartz — Die weißen Tauben sind müde
Wie eine Zangenbewegung beginnt zeitgleich der findige Facebook-Erfinder, Mark Zuckerberg, sein irreführend als „sozial“ geltendes Online-Netzwerk in ein Alles-Inklusive-Saugrohr für persönliche Daten umzuwandeln. In einer Meldung der ARD-Tagesschau wird ein Bericht über die anstehende Umwandlung von Facebook mit „Facebook will jetzt alles wissen“ überschrieben. Haben nicht schon professionelle Firmen immer wieder mit Datendiebstahl zu kämpfen, trotz hoch qualifizierter IT-Abteilungen? Wie soll dann erst recht der Durchschnittsuser sich auf „garantierte“ Sicherheit seiner irgendwo im Internet gelagerten Daten verlassen können. Die Antwort ist offensichtlich: Natürlich nicht. Willkommen in der „schönen neuen Welt“.
Auf gehts – in die iCloud… Bild: Heinz Knotek/TrinosophieBlog
Aber warum will Facebook alles wissen und warum treibt Apple – und übrigens auch Microsoft – die Anwender wie eine Schafherde in die virtuelle Wolke? In dem Polit-Thriller Staatsfeind Nr. 1 von 1989 entwickelt sich folgender Dialog:
Robert Clayton Dean (Will Smith): Verschwörungstheoretiker aller Völker vereinigt euch…
Edward ‚Brill‘ Lyle (Gene Hackman): Ist mehr als ’ne Theorie für mich. Ich bin aktiv dabei gewesen … Ich war früher bei der XXX1. Abhörspezialist. Hab Ausländer abgehört. Internationale Telefonate. XXX hat unter der Erde ein 18 Hektar großes Camputermainframesystem. Wenn sie mit ihrer Frau telefonieren und benutzen die Worte Bombe, … , Allah – eins von hundert Schlüsselwörtern, erkennt das der Computer, nimmt es auf und macht eine Analyse. Und das war vor 20 Jahren … Es gibt über 100 Spionage-Satelliten die auf uns runter sehen…
Idealzustand für die Hyper-Schlapphüte
der Nachrichtendienste
Prinzip Facebook: Flashing macht
trunken. Foto: Brian Lin from
Berkeley Heights, New Jersey, USA
Seit 1989 – dem Produktionsjahr des Thrillers – sind inzwischen noch einmal über 20 Jahre vergangen, in denen außerdem die bis heute nicht zweifelsfrei aufgeklärten Anschläge vom 9. September 2011 passierten. Es ist bekannt, dass große Abhörzentren – etwa in England – die gesamte europäische Mailkommunikation regelmäßig scannen. Das geheime Mitlesen der Datenströme bedingt einen nachrichtentechnisch aufwendigen Prozess. Das freiwillige kollektive Sich-Entblößen der Bürger in einer weder technisch noch juristisch umfassend greifbaren virtuellen Wolke ist der Idealzustand für die Hyper-Schlapphüte der Nachrichtendienste.
Finger weg von virtuellen Diensten
Unbemerkt von Aufsichtsbehörden und sowieso von den Menschen selbst können die Daten nach allen Regeln der Kunst analysiert und zu Personalprofilen verdichtet werden. Die Personalprofile lassen sich nicht nur für gezielte Werbeaktionen verkaufen. Im so genannten Namen der nationalen Sicherheit können sie auch jederzeit für machtpolitische Zwecke benutzt (missbraucht) werden. Es ist wie es die Apple-Werbung prophezeit: Nichts wird so bleiben, wie wir es gewohnt sind.
Prinzip Facebook: kulturelle Selbstaufgabe durch öffentliches Exhibitionieren an einer US-amerikanischen Iniversität. Foto: Rob Hooft
Was tun? Man kann es als magische Formel oder als schlichte Folgerung des gesunden Menschenverstandes sehen – wann immer eine Sache zum Massenphänomen wird kommt es zu einer Manipulation eben dieser Massen. Wer der brechenden Kraft der Massenmanipulation entgehen will hat nur eine Chance – auf sichere Distanz gehen. Also noch einen „richtigen“ Laptop kaufen, bevor es nur noch „iCloud-Terminals“ gibt, Finger weg von virtuellen Diensten und wer noch einen privaten Facebook-Account2 hat – löschen, so lange es noch geht. Und nicht vergessen: den LIKE-BUTTON überall entfernen. HEINZ KNOTEK
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2015 von Heinz Knotek