Die junge Frau richtet sich gerade auf ihrem Platz im Abteil zur Zugfahrt ein, als das Handy klingelt. Dem Dialog der folgt, kann man entnehmen: Hinter der Fassade aus Jugendlichkeit, Schönheit und schicker Kleidung gärt es wie in einem Kessel – unerklärliche und unvermittelte Allergieattacken machen ihr das Leben zur Hölle.
Was bei Allergie essen? Auch der Verzehr von Rohkost hilft nicht immer. Bild: Kô-Sen
Nur mit Mühe – bekennt sie der Mutter – könne sie den Verpflichtungen im Studium nachkommen. Und überhaupt wisse sie nicht, was sie denn nun noch essen könne. Wie die Unbekannte leiden Millionen Menschen an den allergischen Abwehrreaktionen ihres Körpers. Auch den Sucher auf dem Pfad kann es treffen. Und auch er muss sich fragen: Was jetzt als Erstes tun?
Allergien sind FOLGEN von ETWAS
In dem eingangs skizzierten Szenario spricht die junge Frau noch von der Vermutung, die neuerlichen Reaktionen könnten mit einer anstehenden Studienarbeit im Zusammenhang stehen. Sie hätte gehört, manche Menschen würden auf Druck von außen allergisch reagieren. Das eine oder andere Lebensmittel sei dann nur der Auslöser der Reaktion. Damit hat sie, scheint es, das Mysterium ALLERGIE schon dem Wesen nach gelüftet: Allergien sind FOLGEN von ETWAS.
Ein tibetischer Arzt von hoher Reputation wurde einst von einem westlichen Kollegen auf eine offensichtlich allergische Hautreaktion am Arm angesprochen – ein großer roter schuppiger Fleck, vermutlich schmerzreich und mit starkem Juckreiz verbunden. Vor allem deshalb, weil er ANDERE bei ähnlichen Symptomen nachweislich erfolgreich behandelt hatte. Der Mönchsarzt gab darauf hin sinngemäß lächelnd zur Antwort:
Sicher könnte ich die Allergie „heilen.“ Aber warum sollte ich. Der Grund für die Beschwerden liegt in den Tiefen meines Karmas. Wenn ich jetzt dagegen vorgehe, kann sich mein Karma nicht auswirken. Meine „karmischen Schulden“ blieben erhalten, ja würden wachsen und in einem nächsten Leben nur noch schlimmer auf mich zurück fallen. Also füge ich mich den Beschwerden mit Geduld.
Seinen Frieden machen
Viele westliche Patienten würden empört die Praxis ihres Arztes verlassen, gäbe der ihnen den Rat, VOR einem Therapieversuch – denn mehr als Versuche kann die westliche Medizin im Moment kaum anbieten – erst einmal ihren INNEREN FRIEDEN mit der Allergie zu machen. Friedenmachen bedeutet dabei NICHT, sich stoisch seinem Leiden zu ergeben. Da man diesen Körper nun einmal bewohnt, ist man auch für ihn zuständig. Dazu gehören auch Gesundheitsvorsorge und im Krankheitsfall eine Therapie. Doch das den Körper befallene Leiden ist kein „böser Feind,“ kein „Gegner,“ den es zur Strecke zu bringen gilt.
Nach den Weisheitslehren passiert uns nichts, was nicht auch ausdrücklich Wunsch unseres unsterblichen Seelenfunkens ist, dass es uns als Prüfung vorgelegt wird. Natürlich freut sich kein normaler Mensch, wenn er krank wird und Schmerzen erleidet. Aber LEBEN IST LEIDEN – lehrt Buddha nicht ohne Grund. Und wenn wir schon daran nichts ändern können, so doch an der Art und Weise mit UNSEREM Leiden umzugehen.
OK – was willst Du von mir?
So ist bei einer aufsteigenden Krankheit zunächst nicht die Krankheit selbst die oberste Bedrohung, sondern unsere Weigerung, sie – wenn auch zähneknirschend – anzunehmen. Wenn das einigermaßen gelingt, werden die dunklen Bedrohungsängste und die unsere Handlungsfähigkeit lähmende Wut über die „Ungerechtigkeit des Schicksals“ etwas weichen. Das ist noch kein Frieden, aber schon eine friedfertige Haltung. Die kann ausreichen, um sich jetzt nicht kopfüber von einer Spezialdiät in die nächste zu stürzen oder hektisch von Arztpraxis zu Arztpraxis zu rennen.
Bevor man sich planvoll mit dem physischen Leiden – etwa einer Allergie – auseinandersetzt, ließe sich zunächst nach den Ursachen fragen. Die Frage „Was willst Du von mir?“ gilt es dabei richtig zu adressieren. Viele fragen an dieser Stelle das Bündel Symptome – allgemein als „Krankheit xyz“ bezeichnet. Doch da Krankheit nicht Ursache, sondern Wirkung ist, kann sie keine Antwort geben. Antwort kann nur geben, was JENSEITS allen Werdens und Vergehens IST – der unsterbliche Seelenfunken. Wie der effektiv angesprochen werden kann, ist Thema der Fortsetzung. (Kô-Sen)
Zuletzt aktualisiert: 09.08.2013 von Heinz Knotek