Autonome Krawalle in Griechenland
Wenn etwas Angela Merkel, die Königin hintergründigen Taktierens und sich selbst Erhaltens, „hocherfreut“ macht, muss einem eigentlich ein Schreck in die Glieder fahren: Etwas muss passiert sein. Was? Passiert ist, dass das griechische Parlament einen Ausverkauf nationaler Infrastrukturen und für sein Volk ein kräftiges Anziehen der Steuerschraube beschlossen hat. Dafür erhält Griechenland weitere Milliarden an Krediten.
Merkel frohlockt und mit ihr hoch bezahlte Finanz-Jongleure und Europa-Politiker, deren persönliches Schicksal von der Existenz und Fortführung des Versuchs, Europa einen semi-staatlichen Status über eine oktroyierte Einheitswährung zu verpassen, abhängt. Das griechische Volk muss nun ausbaden, was korrupte Antragsteller aus Griechenland und nicht so genau hinsehende – möglicherweise in dem Sinne nicht weniger korrupte – Antrag-Prüfer in Brüssel verbrochen haben. Aber auch für die anderen Europäer entwickelt sich der Euro zum Fluch.
Zeit, sich dem Segen des Geistes zuzuwenden
Zivilrechtlich betrachtet ist die Sache eindeutig: Die griechischen Beamten, die den Antrag zum Beitritt in die Euro-Zone zu verantworten haben, gehören wegen Betrugs, die Antrag-Prüfer der EU wegen Verletzung der Dienstpflicht, angeklagt und verurteilt. Und das fälschlicherweise in die Euro-Zone gehievte Griechenland ist vom Euro zu erlösen. Dabei hat Griechenland die Solidarität aller EU-Staaten verdient, denn Europa trägt mindestens zur Hälfte Mitschuld an der gegenwärtigen Situation. Wäre der Antrag Griechenlands für die Euro-Zone mit der gebührenden Sachlichkeit geprüft worden, hätte es nie eine Euro-Einführung gegeben.
„Griechenland spart“, lautet die Schlagzeile in den Medien am Tag danach. Die Headline suggeriert, dass das Problem der Euro-Krise von „faulen Griechen“, die über ihre Verhältnisse leben, verursacht wurde. Doch das Kreditgebaren der Griechen ist bestenfalls ein Auslöser der Krise unter vielen. Das eigentliche Problem ist struktureller und konzeptioneller Art. Bereits im Mai 2010 fragten wir an dieser Stelle: Ist der Versuch EINHEIT FÜR BARE MÜNZE schon am Ende? Wenn jetzt Griechenland der Ausverkauf seiner Infrastruktur und das Eintreiben von Steuermillionen aufgezwungen wird, ist das weniger ein nachhaltiger Reformansatz für die griechische Regierung als eine kurzfristige Retuschiermaßnahme für die sich mehr und mehr als Fehlkonstruktion erweisende europäische Einheitswährung.
Der Euro entpuppt sich für Europa als eine Art „Stuttgart 21“. Ohne die Bürger zuvor direkt befragt zu haben, wurde die Einheitswährung von einer kleinen Elite von Finanz-Jongleuren und Europa-Politikern den Menschen mit viel Pathos übergestülpt. Seriöse Wirtschafts-Wissenschaftler und vor allem mittelständische Unternehmer warnen seit langem davor, dass die Haftung der eigenen Volkswirtschaft für finanzielle Fehlentwicklungen anderer Länder einem Vertrags- und Verfassungsbruch gleichkommt. Doch Inkompetenz, Abhängigkeit von Beratern, lobbyistische Klüngelei und machtpolitisches Kalkül der Merkel-Administration lassen keinen Raum für die mutige Entscheidung, nicht länger gutes „Kredit-Geld“ dem schlechten hinterher zu werfen.
Kann sich Europa nicht aus eigener Kraft mittels einer verantwortungsvollen Politik für ein baldiges „zurück zum Anfang“ entschließen, wird es unfreiwillig zurück katapultiert werden. Was heißt in dem Kontext „zurück“? Die europäische Einheit war und ist ein nobles Ideal, das durch die Euro-Einführung zur banalen Finanzspekulation degradiert wurde. „Zurück“ bedeutet, sich weniger auf das Geld, sondern mehr auf den GEIST Europas zu konzentrieren. Toleranz, Brüderlichkeit, Friedfertigkeit, Weltoffenheit auf der Grundlage von Demokratie und sozialer Marktwirtschaft. Den Fluch des Geldes haben wir nun alle vor Augen. Zeit, sich dem Segen des Geistes zuzuwenden. Haben wir das erkannt, hat die Kunstwährung Euro ihre Schuldigkeit getan. HEINZ KNOTEK
Zuletzt aktualisiert: 13.10.2019 von Heinz Knotek