Was ist real und wirklich? Wirklich kann nur sein, was inmitten allen Wandels ewig ist, nicht dem Wandel unterliegt, ohne Anfang und Ende ist und das ALLES umfasst. Die Vorstellung von RAUM mag zum besseren Verständnis dienen. Universen entstehen, entwickeln sich und verschwinden schließlich in den unendlichen Weiten des RAUMES.
Schatten an der Wand – Illusion und Täuschung. Bild: Ko-Sen
Der RAUM selbst, in dem das passiert, verbleibt unverändert, unbeeinflusst, anfanglos und endelos; er enthält, umfasst und durchdringt ALLES. Was ist Täuschung? Als Täuschung – maya (Illusion) – wird bezeichnet, was dem Wandel durch Niedergang und Differenzierung unterworfen ist, folglich einen Anfang und ein Ende besitzt.
Illusorischer Charakter unseres Daseins
Wie lässt sich das Verständnis von Realität und Täuschung mit unserer Lebenshaltung in Einklang bringen? Zunächst ist es hilfreich, sich beispielhaft den illusorischen Charakters unseres Daseins vor Augen zu führen. Alle empfinden es stillschweigend als Realität, dass die Sonne die Abfolge von Tag und Nacht bestimmt, weil sie immer wieder im Osten auf- und im Westen untergeht. Doch es ist wissenschaftlich nachweisbar, dass die Sonne weder auf- noch untergeht und dass es jenseits der Erde keine Nächte und Tage gibt. Der Eindruck von Tag und Nacht entsteht stattdessen aufgrund unseres Standortes auf der Erde und der relativen Bewegung der Erde zur Sonne.
Unsere physischen Sinne vermitteln uns das Empfinden, dass materielle Gegenstände die wir sehen, berühren usw. können reale und konkrete Objekte sind. Physiker haben aber herausgefunden, dass die Objekte aus kleinen Atomen aufgebaut sind, die wiederum aus unendlich kleineren Strukturen gebildet werden. Die präzise Wahrnehmung dieser Strukturen und Teilchen bleibt für das wahrnehmende Bewusstsein ein undurchdringliches Mysterium.
Mit den physischen Sinnen lässt sich das wahre Wesen der Materie also NICHT erfassen. Lediglich Erscheinungen und Phänomene sind wahrnehmbar, die aber von illusorischem Charakter sind. Betrachtet man den Vorgang unserer Wahrnehmung von Objekten genauer, zeigt sich, dass Dinge die wir sehen, anfassen kosten usw. lediglich KONZEPTE von Dingen sind, nicht die DINGE SELBST.
Ein Beispiel für Illusion und Wirklichkeit –
mit der Faust auf den Holztisch hauen:
Durch Körpereinsatz kommt es zur Kraftausübung von Arm und Faust. Sobald die Faust auf den Tisch trifft, wirkt vom Tisch eine Gegenkraft auf die Faust. Ursache der Gegenkraft ist die Dichte des Holzes. Die Gegenkraft verursacht Schmerzen – umso mehr je stärker wir zuschlagen – da Kraft und Gegenkraft gleich groß sind. Von Kind an wird uns gesagt, dass man die Ursache für die Gegenkraft TISCH nennt. Wir haben also in Wirklichkeit nicht wirklich mit der Faust auf den Tisch gehauen. Das naturgesetzliche Spiel von Kraft und Gegenkraft ist der TATSÄCHLICHE Vorgang. Demgegenüber sind „Tisch,“ „Faust“ und „Auf-den-Tisch-Hauen“ lediglich Konzepte.
Als körperliche Wesen, die in einer dreidimensionalen Welt leben, bleibt uns das wahre Wesen der Dinge die wir wahrnehmen und erleben verschlossen. Und ohne Zweifel gilt: Das WIRKLICHE Wesen der Welt unterscheidet sich von unserer Wahrnehmung eben dieser Welt.
Mit ein wenig Selbstanalyse kann jeder selbst feststellen, dass es einen Unterschied zwischen dem „Wahrnehmenden“ und dem „Wahrgenommenen“ gibt. Tatsächlich ist uns diese Wahrheit intuitiv vertraut, beziehen wir uns doch ständig auf unseren Körper, unsere Gefühlen, unser Mind und meinen damit Konzepte, wie MEIN Körper, MEINE Gefühle, MEIN Mind – ohne zu hinterfragen, wer dabei eigentlich dieses ICH ist, das von sich behauptet „ICH denke“ oder „ICH fühle“… Wieso identifizieren wir uns so leicht mit Körper, Mind und Gefühlen? Diese falsche Vorstellung entsteht durch das Vermischen von „DER, DER SIEHT“ und „DINGE, DIE ER SIEHT,“ was in der Tat eine Täuschung darstellt und einen Schleier über das wahre Wesen der Dinge wirft. Die Realität bleibt uns daher verborgen. Auf das eigene Dasein angewandt führt es zur größten aller Illusionen: Das SELBST oder EGO für etwas halten, was es nicht ist. (wird fortgesetzt)
Zuletzt aktualisiert: 27.12.2008 von Heinz Knotek