Saint-Paulus-Dom Münster: Tiefe Stille inmitten flacher Betriebsamkeit

Schließt man die Augen, könnte der Eindruck entstehen, in einer Bahnhofshalle zu sitzen. Der gefühlte weite Raum dämpft Stimmen und das Getrappel von Schritten. Anders als im Bahnhof, kommt das Geräusch klickender Kameras hinzu, und das Zischen von Digitalblitzen – das Aufsichtspersonal hat offensichtlich resigniert, dagegen einzuschreiten. So gesehen, geht es im Saint-Paulus-Dom Münster in den Spitzenzeiten schlimmer als auf einem Bahnhof zu.

Am Altar sitzen, Saint-Paulus-Dom Münster, © Kô-SenSt.-Paulus-Dom zu Münster: Ununterbrochen hektische flache Betriebsamkeit, und doch ein Ort der Stille. (*)

Im Vorraum hockte eine Drückerkolonne von Bettlern, wie sie in den Fußgängerzonen die Polizei auf den Plan ruft. Die ersten Eindrücke beim Besuch des Münsteraner Doms lassen einen die Schritte beschleunigen. Kein Ort zur Einkehr. Nur schnell den schwätzenden, trampelnden Massen entfliehen. Dann lieber auf dem Michaelismarkt davor ein Fischbrötchen im Stehen essen. Doch dann macht es KLICK. In mitten flacher Betriebsamkeit öffnet sich ein inneres Tor tiefer Stille.

Pro-heidnische Überlieferung in Stein?

Wer sich für Formenenergie interessiert, diese einmal selbst erspüren möchte, kann in manchen alten Kirchen- und Dombauten fündig werden. Der Münsteraner St.-Paulus-Dom gehört ohne jeden Zweifel dazu. Weil Bischofssitz ist der Dom zu Münster auch Kathedrale. Solche Bauten wurden oft auf heidnischen Kultplätzen errichtet, die wiederum nicht nur in heidnischer Einbildung geomantische Kraftorte waren, sondern zumeist bis heute noch tatsächlich und messbar sind.

Gravur Bauhütten, St.-Paulus-Dom, Münster © Kô-SenGeheimnisvolle Gravur der Bauhütten-Meister. (*)

Verantwortlich für Standort, geomantische Ausrichtung und formenenergetische Architektur war die bis heute geheimnisumwitterte Zunft der in den Dombauhütten organisierten Handwerker. Wer eine Führung durch den St.-Paulus-Dom bucht, wird an einer Stelle auf eine Serie von bis heute nicht entschlüsselter Gravuren im Sandstein hingewiesen. Die Zeichen ähneln Runen. Die meisten tragen einen speckigen Aurafleck von dem Überstreichen durch abertausende Finger. Man steht voller Ehrfurcht davor und fragt sich, ob wohl doch etwas an dem Gerücht wahr sein mag, die Meister der Dombauhütten wären ein Club heidnischer Dissidenten gewesen, der im Schutze vermeintlich pro-christlicher Bauvorhaben stattdessen pro-heidnische Überlieferungen „in Stein gehauen“ hat.

St.-Paulus-Dom, Münster, Außenansicht © Kô-SenViereckigen spitz zulaufenden Türmen wird eine besondere Formenenergie nachgesagt. (*)

Nach drei oder vier leisen Rundgängen im Bahnhofsgetümmel des Doms kann, wer will, Zugang zur Formenenergie des Doms finden. Je nach Sensitivität „springt“ das Stirnchakra an oder der Besucher wird einfach nur still und auf unüblich konkrete Weise ZUFRIEDEN. Gerade angesichts des allgegenwärtigen Gerennes, Gequatsches und Auslösergeklickes ein nachhaltig überwältigendes Erlebnis. Das Wohlbefinden ist dermaßen konkret und durchdringend, dass man schlicht und einfach nicht weg will. Also hinsetzen und staunen.

Ort der Stille, St.-Paulus-Dom, Münster © Kô-SenOrt der Stille – aller umgebenden Betriebsamkeit zum Trotz. (*)

Natürlich sitzt man dann schon in der Egofalle. Man will ERGREIFEN, GENIESSEN – die gefühlte Seligkeit wird zur Anhaftung, widersteht man ihr nicht. Doch das ändert nichts an der heilsamen Atmosphäre des Raumes. In der Fachliteratur heißt es, dass vor allem unter Bogenstrukturen oder spitz zulaufenden Formen die heilsame Formenenergie gut wahrnehmbar sei. Solche Tests gehen natürlich nur in einem weitgehend ruhigen und menschenleeren Raum. Die Besuchszeiten des St.-Paulus-Dom sind dazu ungeeignet. Doch es bedarf keiner Suche nach DEM geeigneten Platz. Der Dom ist als GANZES so ein Platz. Eine Art steinerner Lotos, der vom unreinen Gewiesel in ihm unberührt bleibt. Gelingt es, sich dieser Reinheit zu öffnen, kann man ihrer teilhaben…

Himmelwärts, St.-Paulus-Dom, Münster © Kô-SenHimmelwärts und zurück. (*)

Linksunten: St.-Paulus Dom zu Münster links_yellow.gif

(*) Text/Bild: Kô-Sen

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