Der Verfasser geht hoffentlich mit dem Jugendangebot L’Amour Toujours nicht zu weit. Wenn doch, dann orientiert er sich an unseren großen Transformationsführer, den Wirtschaftsminister, Herrn Habeck, und gesteht gern sein zu weit Gehen öffentlich ein. Zumindest müssen ja beim Tanzen keine Heizungskörper herausgerissen werden. Und schon gar nicht „bei Strafe“, wenn nicht.
Schlagwort: Kirche
Bald „katholischevangelischer“ Kreuzzug gegen heimische Ketzer?
Kommt über 500 Jahre nach dem „Hass-Post“ am Eingangstor der Schlosskirche von Wittenberg endlich wieder zusammen, was sich nie hätte trennen müssen? Nähern sich katholische und evangelische Kirche endlich wieder an – in der Frage des Ablasshandels wie beim Neutralisieren von Häretikern? Steht etwa gar ein „katholischevangelischer“ Kreuzzug gegen heimische…
Katholische Kirche: Ehre wem Ehre gebührt
Katholische Kirche und Linkspartei – eigentlich weltanschauliche Erzfeinde vor dem Herrn – fanden sich in letzter Zeit immer wieder Seite an Seite wieder, zumindest argumentativ wenn es um Drohneneinsatz und Erdgas-Fracking ging.
Religiöses Zentrum des Bistums Fulda: Klosteranlage aus dem 17. Jh. Hier entstand später der Dom, Kupferstich von Matthäus Merian. Abb. gemeinfrei
Ist die Antihaltung der LINKEN vor allem politisch motiviert, sind das öffentliche Stellungbeziehen von Bischöfen gegen den Drohneneinsatz der Bundeswehr und das Fracking-Verbot im Bistum Fulda Ausdruck eines tiefgehenden moralisch-ethischen Bedenkens, das nicht nur Katholiken erreicht, sondern jeden erreichen sollte, der sich von der „embedded“ Berichterstattung der Medien noch nicht hat benebeln lassen. Aller gegenwärtigen Kritik an der katholischen Kirche zum Trotz gebührt ihr damit (wieder) die Ehre, eine moralische Instanz der Gesellschaft zu sein.
Weihnachtsgeschichte – es kommt darauf an, was man daraus macht
Film- und Download-Tipp: Der Faktencheck mit Petra Gerster
Gerade bei Kindern wirkt es mächtig beeindruckend, wenn der Pfarrer mit ernstem Blick und Gefahr signalisierendem Tremolo in der Stimme in seiner Weihnachtsandacht den Massenmörder Herodes erwähnt, wie der den mutmaßlich gerade geborenen „König der Könige“ – also Jesus von Nazareth – als potenziellen Konkurrenten ausschalten will, indem er anordnet, im Land alle Kleinkinder unter zwei Jahren zu meucheln. Blöd nur, der Aufruf zum Kindermassenmord ist reine Fiktion.
Heilige drei Könige, laut ZDF-Doku Erfindung frommer Gläubiger des sechsten Jahrhunderts, mit missionarischen Hintergedanken. (*)
Die zugleich unterhaltsame UND aufklärerische ZDF-Doku Das Geheimnis der Geburt Jesu nimmt den Kinderschreckerzählungen im Namen des Kirchendogmas ihren Schneid ohne einem dabei gleich das Vergnügen an Krippenspiel und Weihnachten auszutreiben.
Papst befördert Benediktiner-Nonne 833 Jahre nach ihrem Tod
Visionen über die Welt – im Mittel-
alter nichts Besonderes. Hier von
Athanasius Kircher (1602-1680).
Abb. gemeinfrei
Hildegard von Bingen, eine adlige Benediktinernonne aus dem 12. Jahrhundert wurde von Papst Benedikt dem XVI. zur Kirchenlehrerin erklärt. Ob sich die zahlreichen – vornehmlich weiblichen – Anhänger der unter der Marke HILDEGARD propagierten Heilslehre jetzt wie nach einer „feindlichen Übernahme“ fühlen? Die nachträgliche Beförderung der seit 833 Jahren toten Nonnen innerhalb der „virtuellen“ Kirchenhierarchie durch den Papst ist jedenfalls ein cleverer Versuch, um drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen, um esoterisch geneigte Katholiken stärker an die Kirche zu binden, um öffentlichkeitswirksam dem zunehmenden Imageverlust der Kirche etwas entgegenzusetzen und schließlich um – in Zeiten der Diskussion um Frauenquoten – die grelle Frauenfeindlichkeit des Kirchendogmas mit einem Hauch Gleichberechtigung abzutönen.
Die Sehnsucht nach dem Sinn
Meist kommt die Sehnsucht nach dem Sinn erst dann auf, wenn alles Erreichbare erreicht und nach längerem repetitiven Genuss dessen flüchtiges Sinn-Potenzial realisiert wurde. Da sich dieses Ereignis im Schnitt etwa in der Lebensmitte ereignet wird das Phänomen auch „Midlife Crisis“ genannt oder besser als solches diskreditiert. Denn eigentlich fängt mit der Sinnsuche und dem kritischen Hinterfragen des eigenen Treibens selbstbewusstes Leben erst an, wofür es in der statistischen Mitte der physischen Lebenszeit schon etwas spät ist.
Sehnsucht nach Freiheit, eine Form der Sinnsuche. Foto: gemeinfrei
Denn leider hat dann auch schon die Leistungsfähigkeit des aktuellen Seelengewandes, des Körpers, mehr als die Hälfte seiner Leistungsfähigkeit eingebüßt. Daher der volkstümliche Spott über mittelalte Männer mit 30 Jahre jüngeren Frauen oder die plötzliche Selbstverwirklichungswut von Frauen jenseits der Menopause.
Sie wirken doch – die alten Beschwörungen und Segenssprüche!
Der Neurologe und Nervenarzt Wolfgang Ernst untersucht in einem Sachbuch mittelalterliche Segenssprüche auf ihre Wirksamkeit
Merseburger Zaubersprüche in
einem historischen Reprint.
Abb. gemeinfrein
Selbst Nicht-Gläubige spüren – wenn sie nicht derbe Klötze sind – in Kirchen, Moscheen, Synagogen oder religiösen Tempeln von Hindus, Buddhisten und Taoisten etwas Subtiles, das Respekt einflößt, einen die Stimme senken lässt und – wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst sind – in ihrem tiefsten Inneren ein Gefühl von heiligem Respekt erzeugt.
Und mancher geht sogar soweit, etwa bei herben Schicksalsschlägen, zu einer solchen „Einrichtung“ zu gehen und sich mit Hilfe von Segnungen, Ritualen, Amuletten und Zaubersprüchen um Erleichterung seiner Lage zu bemühen, nach dem Motto: „Schaden kann es ja nicht.“ Alles abergläubischer Hokuspokus? Nein, weist der Neurologe und praktiziernede Psychiater Wolfgang Ernst in seinem Buch Beschwörungen und Segen. Angewandte Psychotherapie im Mittelalter nach. An Beschwörungen und Segenssprüchen ist nicht nur „etwas dran“, sie helfen sogar.
Film- und Download-Tipp: Gläubig auf Probe
Sven Kuntze „Auf der Suche nach dem lieben Gott[1. Freier Download für einen begrenzten Zeitraum möglich, s. LINKSUNTEN]“
Sehr ernst und immer wieder sehr sentimental geht es zu, wenn Vertreter dieser oder jener Religion versuchen mit ihrem jeweiligen Kult dem Journalisten Sven Kuntze ihre spirituelle Praxis zu erklären und womöglich zu vermitteln. Dennoch – seine teilweise fast respektlos anmutende Heiterkeit lässt sich Kuntze zu keinem Zeitpunkt nehmen. Und – und das ist das Herausragende des Films – auch nicht das Immer-Weiter-Fragen.
Spirituelle Suche – Anklopfen an Türen. (*)
Eine Übersicht in Deutschland gelebter Religionen und Kulte will und kann eine 90-Minuten-Doku nicht geben. Man muss sich auf den suchenden Ruheständler Sven Kuntze (69) einlassen, der seinen kindlichen Glauben an Gott einst hatte stehen lassen – „wie einen alten Regenschirm im Zug“ und seiner individuellen Suche folgen, „jetzt wo es im Alter regnerisch wird und man den Schirm gern wieder hätte.“