Buch-Cover © Orbis Verlag, 2001
Als Maria Szepes vor einigen Jahren erfuhr, dass in Deutschland „ihr Buch“ Die geheimen Lehren des Abendlandes erschienen ist, war sie zunächst überrascht. Denn ein Buch dieses Titels hatte sie nie geschrieben. Es stellte sich heraus, dass die Verleger eine Sammlung von ins Deutsche übersetzten Unterweisungen kompiliert hatten. Letztlich ohne Maria zu fragen oder sie alles noch einmal prüfen zu lassen.
Herausgekommen ist ein Handbuch, ähnlich ihrer beiden anderen Ratgeber, Magie der Liebe und Magie im Alltag. Der größte Teil der Texte stammt von Unterweisungen, die Maria bis in die 1980er Jahre hinein einer kleinen Schar von Schülerinnen und Schülern in der Tradition der Rosenkreuzer erteilt hat.
Aus den Zusammenhang des Lehrer-Schüler-Verhältnisses gerissen, haben manche Übungen einige Brisanz. Besonders reizvoll sind die detailliert beschriebenen Techniken zum mentalen Training. Etwa, wie sich ein Papierzeiger allein per Gedankenkraft in Bewegung setzen lässt. Ob das wohl jemand schafft? Magische Praktiken sind neutrale Techniken. Erst durch das Motiv ihrer Anwendung können sie zur weißen oder schwarzen Magie werden.
Auch Tarotfreunde kommen auf ihre Kosten. Allerdings ist die beschriebene Zahlenmystik mit Vorsicht zu genießen. Maria hat das UNGARISCHE Alphabet zur Grundlage genommen, das sich bei einzelnen Buchstaben vom romanischen resp. deutschen unterscheidet. Deutungen und Zuordnungen kommen daher schnell durcheinander und widersprechen etablierten Interpretationen.
Es wäre von unschätzbarerem Vorteil, Maria zu den einzelnen Kapiteln befragen zu können. Doch das kann man der weisen Frau mit ihren fast 100 Jahren nicht mehr antun. Bleibt nur, das Werk zu nehmen wie es ist, und sich mental auf die Quelle einzustimmen, aus der Maria geschöpft hat. Um so die Klippen irreführender Interpretation umschiffen zu können.
Zuletzt aktualisiert: 04.09.2007 von Heinz Knotek