Angela Merkel als unerschrockene Kämpferin für Religionsfreiheit? Auch wer seine Sinne vor dem schrillen Polittheater zu verschließen sucht, musste verdutzt „hingucken,“ als der Dalai Lama in Berlin von der deutschen Regierungschefin trotzig empfangen wurde.
Der Potala-Palast in Lhasa, früher Sitz des Dalai Lama (Foto: Pixelio.de)
Wer aber jetzt meinte, was nicht zusammengehört, passe vielleicht doch zusammen, wurde ganz schnell ENT=TÄUSCHT.
Dass Merkel Religionsfreiheit in einem pro-christlichen Sinne versteht, hat sie schon öfters deutlich gemacht. Etwa wenn sie sich wiederholt für ein christlich orientiertes Europa ausspricht, was nicht-christliche Gruppen als den Beginn der Einschränkung eben dieser Religionsfreiheit reklamieren – und ablehnen. Es ist evident, dass Merkel den tibetischen Ober-Lama vor allem als willkommenes taktisches Werkzeug benutzte. Taktieren ist schließlich ihre Stärke.
Zum einen lässt sich so das weltpolitisch aufwärts strebende China ärgern und bei seinem Aufstieg etwas stören. Zum anderen kann man der gefährlich an Einfluss gewinnenden Linken einen Profilierungsbrocken wegschnappen. Wie es um das Demokratie- und Freiheitsempfinden der Merkel-Regierung wirklich bestellt ist, konnte man noch am selben Tag in den Medien nachlesen:
Es geht um das dreckige Dutzend mutmaßlicher CIA-Agenten, das Ende 2003 den Deutsch-Libanesen Khaled el-Masri entführt hatte.
(Süddeutsche Zeitung, 24. September 2007)
Einen Haftbefehl der Staatsanwaltschaft München für diese „Kämpfer für Demokratie und Freiheit“ hat die Merkel-Regierung einfach kassiert. Um die Amerikaner nicht zu verärgern, wie verlautet wurde. Plötzlich ist Unrecht kein Unrecht mehr. Demokratie und Freiheit – ein ausziehbares Gummiband, je nach Bedarf… So weit so bedeutungslos.
Interview macht betroffen
Wirklich betroffen machen hingegen die Ausführungen des Exil-Bodhisattvas beim Interview mit der Süddeutschen Zeitung (22./23.September):
Autonomie heißt für mich auch, dass die Tibeter in der Mehrheit bleiben müssen. Das Gegenteil können wir nicht akzeptieren…
Dann bezieht sich der Dalai Lama auf Lettland und den Umgang der Letten mit der russischen Bevölkerung, die diese mehrheitlich als demütigend und chauvinistisch empfindet. Ein Konflikt, der bislang nicht harmonisiert ist und immer wieder zu blutigen Gewaltausbrüchen führt. Ähnliches stellt sich also der Dalai Lama im Falle einer tibetischen Autonomie im Umgang mit den Chinesen vor. Muss nicht sehr einladend für die Chinesen klingen.
Seltsames hat der Heilige auch in einem zurückliegenden Interview im Vorfeld seines Berlin-Besuches von sich gegeben. Auf die SS-Zugehörigkeit seines ehemaligen Beraters Heinrich Harrer angesprochen, meinte er sinngemäß, die Tibeter würden immer schon zu Leuten halten, die vom Rest der Welt drangsaliert werden.
Was immer den ewig lächelnden Mann aus Tibet treibt, solchen Unfug zu verbreiten. Mit Buddhismus hat das nichts zu tun. Als er noch lediglich über Erleuchtung, Geburt und Tod referrierte, hat er dem Dharma und seinem Volk effektiver gedient.
Zuletzt aktualisiert: 24.09.2007 von Heinz Knotek