Bodhisattvas werden oft mit
Haarknoten (hier Kerzendocht)
abgebildet, eine Anspielung auf die
aufgestiegene Kundalini
(Bild: Trinosophie-Blog)
Das Avatamsaka-Sutra (Sanskrit) oder Huayan (Chinesisch) zählt zu den Schlüsselschriften des Buddhismus. Es ist eine Art Handbuch für Bodhisattvas. Ein Bodhisattva ist jemand, der die Befreiung von der zwingenden Kraft zur Reinkarnation überwunden hat, dennoch freiwillig inkarniert, um den fühlenden Wesen, je nach Lage der Dinge und karmischer Disposition auf IHREM Weg zur Befreiung beizustehen. Aber auch wer sich vorerst lediglich von dem Bodhisattva-Ideal angesprochen fühlt, kann von dem Sutra profitieren. Zeigt es doch angeblich einen Weg auf, wie man sich aus den Fängen des Rades der Wiedergeburten erheben kann.
Ein Handbuch für potentielle Aufsteiger sozusagen. Von Anfang an ist dabei mentale Disziplin gefragt:
Speaking gently, with no roughness or harshness,
Always speaking appropriately to the situation, without fear,
Comprehending the meaning of the teaching and acting in accord,
Leaving ignorance and delusion behind, the mind unmoving:
This is the practice of beginning study for enlightenment;
Those who can do theses things are true children of the Buddhas.
(Quelle: Buch 15, „The Ten Abodes,“ S. 395)
Das Avatamsaka-Sutra, zu Deutsch „Blütenschmuck-Schrift,“ ist Dank des großartigen Sinologen und Buchautors, Thoma Cleary, vollständig in kommentierter englischer Übersetzung verfügbar. Auf über 1.500 klein bedruckten Seiten findet sich ein beinahe mesmerisierender Text. Schon ein erstes Blättern lässt erahnen, warum man in Asien das Werk bis heute als HEILIGE SCHRIFT behandelt. Soweit bekannt, geht das Sutra auf den buddhistischen Mönch Buddhabhadra (359 – 429) zurück. Besonders die esoterische Schulen des Zen-Buddhismus in China, Hua-yen, und Japan, Kegon-kyo, gründeten sich auf den esotrischen und exoterischen Lehren des Sutras. Aber auch andere Zweige des Zen ließen sich von dem Text inspirieren.
Einzelne Sequenzen des Sutra können für Sucher zu einem effektiven Harmonizer werden. Nachfolgend ein Beispiel, das vor allem in Situationen hilfreich sein kann, wenn man sich im Schlick der täglichen Betriebsamkeit von unsinnigen, feindseligen und – wie man eigentlich weiß – illusorischen Ereignissen herabgezogen fühlt:
Great enlightening beings, seeing that there are sentient beings who are foolish and deluded to the point of madness, reviling, attacking, and injuring one another by words and weapons, do not abandon the attitude of an enlightening beeing because of these scenes; they just forbear with tolerance and gentility, concentrate on cultivating the way of enlightenment, abide in the supreme PATH, and enter the state of detachment.
(Quelle: Buch 38, „Detachment from the World,“ S. 1045)
Droht man unausweichlich in Rechthaberei und Streitsucht hineingezogen zu werden, kann eine mentale Ausrichtung des Mind auf einen Text wie diesen helfen, trotz alledem mental und emotional auf dem PFAD verankert zu bleiben.
THE FLOWER ORNAMENT SCRIPTURE, A Translation of The Avatamsaka Sutra, Thomas Cleary, Boston, Massachusetts, 1993
Mögliche Verfügbarkeit des SUTRAS (ohne Gewähr!)
Zuletzt aktualisiert: 04.11.2007 von Heinz Knotek