BUDDHISMUS AKTUELL Es ist still geworden um den Dalai Lama. Noch nicht lange her, da hatte er für alle die sich für „links“ hielten oder mit „Linkssein“ kokettierten eine Wirkung vergleichbar mit der Wirkung eines offenen Marmeladenglases auf Wespen. Wie in den Jahren zuvor hat das religiöse Oberhaupt des tibetischen…
Schlagwort: China
Eine Antwort geben – mein Tun als Gefangenenseelsorger
VON ANDREAS HAGN[1. Andreas Hagn ist Familienvater und Unternehmer in Wien, zenbuddhistischer Laienmönch und aktives Mitglied der Dharma Sangha Österreich .]
Gefängniszelle.
Foto: Andrew Bardwell
Seelsorge im buddhistischen Sinne ist ja ein Paradoxon, da der Buddhismus keine Seele kennt, zumindest nicht im Sinne der beständigen Identität eines in sich inhärenten Selbst. Also haben wir versucht andere Begriffe zu finden und wir reden auch vom Betreuen und Begleiten.
Das Wort Seele beinhaltet für mich etwas nicht Greifbares und mit Worten nicht Erklärbares. Hier spannt sich eine Brücke zur buddhistischen Sichtweise des nicht Faßbaren, dem Bereich jenseits der Weisheit. Bodhidarma, der erste Zen-Patriarch in China, sagte: Der Geist beginnt dort wo die Sprache endet.
Syrien: Operation „Niccolo“ oder wem nützt der „Bürgerkrieg“
Syrien steht im Weg – also fällt es. Ägypten ist zu stark – also wird es schwach. Die Entwicklung im Nahen Osten ist geradezu klischeehaft ein Lehrbeispiel für eine Politik ganz im Stil von Niccolò Machiavelli. Die Grundlagen dazu wurden – ebenfalls im Machiavellischen Sinne – mit der Invasion westlicher Truppen in Afghanistan gelegt. Seitdem brennen die Südränder Russlands, die westliche Provinz Chinas und die Region um Pakistan sowieso. Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker?
Heilige Schriften, tote Buchstaben, lebendiger Glaube
Ein Merkmal der Weisheitslehren einer Hochkultur ist die Warnung an aktuelle und zukünftige Anhänger, NICHT am überlieferten Wort der mutmaßlich heiligen Schriften zu kleben. Wird das überlieferte Wort, das ja auch immer Kind der Zeit seiner Entstehung ist, glorifiziert, verkommen Weisheitslehren schnell zum engstirnigen Dogma toter Buchstaben. Wahrer Glaube muss demnach vor allem als innere Haltung gelebt werden.
Darstellung einer Sequenz aus einer für Millionen Hindus heiligen Schrift – der Bhagavat Gita, hier ein Wandbild in einem indischen Restaurant. Foto: privat
Wer sich an den religiösen Symbolen einer fremden Hochkultur – dazu zählen auch als heilig geltende Schriften – vergreift ist ein Barbar. Doch wirklich beschädigt wird ein Glaube oder eine Philosophie erst dann, wenn in dessen Namen ein solcher Angriff als Anlass zur hasserfüllten Rache benutzt wird.
Sinn des Lebens: Buddha sehen und Wissen erwerben
Was ist der Sinn des Lebens? Aus gutem Grund wird der Buddhismus gern als atheistisch deklariert, vor allem von Vertretern jener Religionssysteme, die den Glauben an einen (ihren ganz gruppenspezifischen) anthropomorphen Gott predigen. Buddhisten dagegen empfinden die Aussicht, an einem Tag X in ihrem letzten „Knochensack[1. Knochensack: in buddhistischen Schriften gern benutzte respektlose Metapher für die körperliche Persönlichkeit, die im Buddhismus als konditionierte, flüchtige Illusion gesehen wird; also als notwendiges Mittel, nicht aber als Zweck.]“ wiederauferstehen zu müssen eher als Strafe denn als Erlösung.
Chinese Buddhist monks performing a formal ceremony in Hangzhou, Zhejiang Province, China. Photograph: Jon Bragg
Der Buddhist wähnt sich eher als immaterielle Entität, die vorübergehend in einem irdischen Gewand im dichten Reich der astralen Materie wandert, das voll ist von schwierigen Verhältnissen und auf Schritt und Tritt leidvolle Schicksalsschläge bereit hält. Dennoch möchte er ausgerechnet hier gern und auch noch lange leben. Warum? Um Buddha zu sehen (früher oder später), Wissen zu erwerben und innerlich zu wachsen.
Immer intelligentere Technik lullt das Denken ein und macht phlegmatisch
Ikone des Einsiedlers Onophrios[1. Die Religionen aller Hochkulturen kennen die mystische Tradition des enthaltsamen Einsiedlers, hier aus der Zeit des Byzantinischen Reiches.],
4. Jh. Abb. gemeinfrei
Ein amerikanischer Zen-Buddhist bereiste in den späten 1980er Jahren China und gelangte eines Tages an einen schwer zugänglichen Berg auf dem sich ein taoistisches Kloster voll mit empörten Mönchen befand. Die Taoisten waren erbost darüber, dass die Regierung in Peking ihren Berg an das Stromnetz anschließen wollte, angeblich – so die Mönche – um die Lebensbedingungen zu verbessern. Doch für die Taoisten war das harte Leben ohne zivilisatorische Bequemlichkeiten keine Last und auch nicht Ausdruck von Rückständlichkeit.
Technik und Bequemlichkeit tendieren dazu, das Denken einzulullen, die Sinne abzustumpfen und die Kreativität zu dämpfen; kurz die Persönlichkeit zu „phlegmatisieren“. Je intelligenter die Technik, um so stärker. Von den erwähnten Mönchen entzogen sich viele dem oktroyierten Fortschritt durch Rückzug in noch unzugänglicher Tiefen des Gebirges. Und was können wir tun?
Generation Zappelphilipp
Digitale Lesestifte für Kleinkinder sind keine pädagogisch konzipierte und ausführlich geprüfte Innovationen zum Wohle eben dieser Kindern. Tings – wie die knuffigen Dinger heißen – sind aus der Not heraus entstanden. Eine Augsburger Druckerei auf der Suche nach alternativen Geschäftsfeldern ließ sich von elektronischem Tand Made in China inspirieren und machte aus einem simplen Lesestift eine Art multimedialen Zauberstab und eine profitable Geschäftsidee.
Kinder haben die Fähigkeit zur selbstbezogenen Konzentration. (*)
Um ehrgeizige Eltern zum Kauf zu animieren bekam das lesende und sprechende Plastik einen Pädagogisch-wertvoll-Mantel verpasst: Kinder sollen auf die Weise früher lesen lernen. Arme Kinder und willkommen der Generation Zappelphilipp.
TV-Tipp: Auf den Spuren von Marco Polo
Glaubt man der Überlieferung, dass der venezianische Händler Marco Polo (ca. 1254 – 1324) über die Seidenstraße von Norditalien bis in das alte China der Yuan-Dynastie (1206–1368) gereist ist, dann ist sein legendärer Reisebericht auch das erste Zeugnis östlicher Weisheitslehren im westlichen Kulturkreis.
Marco Polo in China Abb. Buch Il milione, 1298–1299, gemeinfrei)
Der britische Profi-Traveller, Bradley Mayhew, ist jetzt der mutmaßlichen Route Marco Polos gefolgt. In der fünfteiligen TV-Serie „Länder, Menschen, Abenteuer“ kann man die Abenteuer miterleben, die Mayhew dabei zu bestehen hatte.