Schwarze Löcher sind Zentren sich stets weiter verdichtender Materie. Sogartig saugen sie alles Stoffliche um sich herum in sich auf. Selbst das Licht – halb Stoff, halb Schwingung – wird von seiner Bahn abgelenkt, kommt es einem schwarzen Loch zu nahe, und droht darin zu versinken. Die zunehmende Verdichtung führt schließlich zur Selbstzerstörung.
Evolvierendes Licht. (*)
Der gigantische Zerstörungsprozess ist, obwohl messbar vorhanden, doch unsichtbar. Nur an den Folgen, etwa Störungen der Planetenbahnen, ist die Existenz eines schwarzen Lochs nachweisbar. Sind nicht auch wir schwärzen Löchern ähnlich, wenn das ICH-ZENTRIERTE Ego dieses und jenes begehrlich für sich fordert? Umgekehrt heißt es in den Weisheitslehren, aus dem Menschen würde das EINE göttliche Licht strahlen. Was stimmt nun?
Das Licht des ICH ist lediglich geborgt
Ohne das innere Licht ist keine Entfaltung nach außen und im Außen möglich. Dieses innere Licht ist ALLEM im Universum eigen. Der Mensch kann es jedoch BEWUSST nutzen. Kein Mineral, keine Pflanze und kein Tier wären dazu in der Lage. Wir nehmen das LICHT in die eigene Hand, lenken es nach unserem Willen. Dabei entsteht der Eindruck, wir selbst wären die Lichtquelle. Dabei vergessen wir, dass es zwar durch uns strahlt, aber weder unser Eigentum ist, noch von uns erzeugt wird. Das Licht des ICH ist lediglich geborgt.
In einem schwarzen Loch verschwindet selbst das Licht. (*)
In einer Diskussion bringt unser ICH zum Beispiel mit Nachdruck seine Position zum Ausdruck. Es streiten für seine Meinung. Es verlangt Respekt, Anerkennung, Liebe. Es schafft sich eine gewisse materielle Bequemlichkeit. Es ist wie ein kleiner kosmischer Strudel. Was uns gefällt, versuchen wir an uns heran zu ziehen. Was sich als missliebig entpuppt, versuchen wir abzustoßen. Was oft nicht gelingt. Missgeschick schleicht sich in unseren Strudel ein, fällt auf uns herab.
Vergisst das ICH das hinter ihm einstrahlende belebende LICHT, wird die Lichteinstrahlung zur unumkehrbaren Einbahnstrasse. Der saugende Sog der ICH-ZENTRIERTHEIT zieht kraftvoll mehr und mehr sich verdichtende Materie an. Das ICH im Menschen wird zum schwarzen Loch, das alles Leben im Umkreis hemmungslos aufsaugt. Die Weisheitslehren mahnen daher, das ICH beständig kritisch zu reflektieren, dass es nicht zum materialisierenden Zentrum des Menschen wird.
Zur Lichtquelle zurück finden. (*)
Die Weisheitslehren geben an verschiedenen Stellen praktische Hinweise, dazu. Viele Hinweise sind in einer modernen Gesellschaft des westlichen Kulturkreises nicht umsetzbar. So kann etwa ein spirituell lebender Mann es nicht halten wie die alten Hindus: Mit 45 alle familiären Angelegenheiten klären, sich in eine Einsiedelei im Dschungel zurückziehen und meditativ auf die nächste Inkarnation vorbereiten.
Einen mehr praktikablen Ansatz bietet der taoistische Klassiker DAS GEHEIMNIS DER GOLDENEN BLÜTE (The Secret of the Golden Flower). Das Werk ist eine Art Handbuch, wie man DAS LICHT UMDREHEN und zu dessen Ursprung zurückkehren kann. „Man“ bezieht sich dabei auf den unsterblichen Seelenfunken, der sich dadurch vor der Gefahr rettet im schwarzen Loch des ICH unterzugehen. Denn: Vom geliehenen LICHT einmal abgeschnitten, fällt die Illusion ICH wie auf Knopfdruck in sich zusammen.
(*) Text/Bild: Kô-Sen
Zuletzt aktualisiert: 05.07.2009 von Heinz Knotek