Schöne rote Schuhe. Foto: privat
NEIN, NEIN – BITTE NICHT MISSVERSTEHEN! Gemeint ist der Ersatz des bisherigen Pallium durch ein schickes Neues. Das Neue ist zugleich etwas ganz Altes, auf eine Kleiderordnung aus dem neunten Jahrhundert Zurückgehendes. Back to the roots, sozusagen. Daher gab es im April oben drauf als neue Kopf- bedeckung eine weiße Oster-Mozzetta. Die Headline könnte also auch lauten: Des Papstes neue Kleider.
Rückkehr zur vorkonziliaren Liturgie
Der theologische Hintergrund des Hüllenwandels von Papst Benedikt XVI. ist die Tendenz zu einer vorkonziliaren Liturgie. Dazu gehört auch, dass Benedikt XVI. die Kommunion seit dem Fronleichnamsfest direkt in den Mund der KNIEENDEN Gläubigen spendet – nicht wie bisher in die Hände der Stehenden. Genialer symbolträchtiger Trick, Gläubige in die Knie zu zwingen. Wenn auch nicht sehr hygienisch. Dann sind da noch die roten Schuhe. Das etwa 1.200 Euro teure Geschenk von Schuhmacher Adriano Stefanelli ist immer wieder selbst Nicht-Boulevard-Medien einen Bericht wert. Die sind einfach nur schick, ein lithurgischer Kontext ist bislang nicht erkennbar.
Das so sehr auf Äußerliches, Materielles, Plakatives gerichtete Wirken des Chefs einer religiösen Gemeinschaft ist eigentlich dessen Sache und der seiner Anhänger. Also nicht der Betrachtung wert. Doch die katholische Kirche ist nicht nur eine „religiöse Gemeinschaft“ schlechthin. Sie ist in Europa staatstragend. Und sie sieht sich selbstbewusst auch nicht als eine Gemeinschaft unter gleichberechtigten anderen Gemeinschaften. Sie beansprucht absolute Exklusivität was den Zugang zu Gott angeht. Noch nicht genug: ALLEN ANDEREN religiösen Gemeinschaften spricht sie schlicht das Existenzrecht ab. In Kategorien politischen Rechts würde man das im harmlosen Fall „undemokratisch“ nennen.
Rauchzeichen des Vatikan – haben immer etwas zu bedeuten
Daher sollte der kritische Zeitgenosse sehr wohl wachsam hinsehen, welche „Rauchzeichen“ der Vatikan so setzt. Denn es geht nicht etwa nur um Anziehsachen mit dieser oder jener zugewiesenen Bedeutung. Es geht um politische Einflussnahme und konkrete Macht. Wie das Beispiel der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zeigt. Zur Erinnerung: Dem ordnungsgemäß gewählten Präsidenten wird seitens der Kirchen-Hierarchie die Ernennung verweigert. Ein offen undemokratischer Akt.
Schließlich noch was ganz Besonderes. Seit letztem Sonntag gibt es das Paulus-Jahr. Kritiker sehen in dem von Benedikt XVI. beschlossenen Ereignis eine „Eventisierung von Religion.“ Doch hier geht es nicht um eine Art unterhaltsamen katholischen Mittelalterjahrmarkt. Mit dem Event ist eine ausgeklügelte Ablassregelung verbunden. Also eine Stornierung von Sünden und eine Garantie auf Einlass ins Himmelreich, NACH dem Tode. Der evangelische Theologie-Professor, Friedrich Wilhelm Graf, hat in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung darauf hingewiesen, dass die Paulus-Deutung des Papstes auf den Bewusstseinszustand des 19. Jahrhunderts fixiert sei. Kleidung also aus der Zeit VOR der großen Inquisition. Theologische Theorien aus der Zeit danach. Daher weht der Wind…
Man hätte eine noch andere Headline finden können: Papst zeigt langsam sein wahres Gesicht.
Zuletzt aktualisiert: 04.07.2008 von Heinz Knotek