Zum Jahresbeginn: Keine Wünsche, nicht hoffen, nicht warten
Man solle weder sich etwas wünschen oder auf etwas hoffen noch solle man warten, worauf auch immer. Diese praktischen „Faustregeln“ finden sich unter anderen in den Weisheitslehrern aller Hochkulturen. Für den modernen Mensch, der ständig darauf aus ist sich zu verwirklichen, zu behaupten, zu beweisen und dieses reflexartige Tun als Ausdruck seines „Selbstbewusstseins“ interpretiert, sind solche Regeln jedoch grausam, dunkel, ja geradezu menschenverachtend und damit unzeitgemäß.
Man muss auch mal warten… Hauptsache dabei nichts erwarten. (*)
Dabei ist das ich-zentrierte Streben nach Selbstverwirklichung im allgemeinen Daseinskampf letztlich die Ursache aller menschenverachtenden und grausamen Zustände auf der Welt. Und auch dafür, dass wir keinen inneren Frieden finden und hoffnungslos ans Rad von Karma und Reinkarnation gekettet sind. Wünschen, Hoffen, Warten sind dazu effektive astrale Bindemittel.
Achtsame Handlung, bewusstes Tun auf der Basis
von Erkenntnis und logischem Denken
Der Ablehnung solcher Regeln durch den aufgeklärten Bildungsbürger wäre ohne Einschränkung zuzustimmen, würde man sie ausschließlich WÖRTLICH auslegen. Das WÖRTLICHE – und damit irrige – Auslegen allegorischer und mystischer Lehren ist Teil des schweren Erbes aller monotheistischen Religionen. Im „Einzugsbereich“ von Religionen wie dem Christentum, Islam und Hinduismus hat sich im Kollektivbewusstsein der Massen verankert, dass Spirituelles immer DIESSEITIG auszulegen ist. Darum peitschen sich einige christliche Mönche bis aufs Blut, stehen manche Hindus jahrelang auf einem Bein und jagen Islamisten sich und andere gelegentlich in die Luft1.
Wünschen, Hoffen und Warten bezieht sich in dem Kontext ausdrücklich nicht allein auf das Alltagsgebaren. Ansonsten wären solche Regeln in der Tat überkommenes krudes Kasteien. Mit NICHT WÜNSCHEN ist nicht gemeint, dass sich Eltern nicht für ihr Kind das Beste wünschen sollen. Mit NICHT HOFFEN ist nicht gemeint, dass es „schlecht“ wäre, auf gute Laborergebnisse nach dem Arztbesuch zu hoffen. Mit NICHT WARTEN ist nicht gemeint, dass man beim Heizölkauf nicht auf günstige Preise wartet.
Hoffnungsvoll Warten
UND Wünschen. (*)
Stattdessen geht es um eine INNERE HALTUNG des (nicht) Wünschens, (nicht) Hoffens, (nicht) Wartens. Und das auch nicht als undifferenziertes Nicht-Tun, sondern als achtsame Handlung, bewusstes Tun auf der Basis von Erkenntnis und logischem Denken. Die aus logischem Denken geborene Erkenntnis, dass astral-materielles Sein ein Geflecht illusorischer vergänglicher Phänomene ist muss dazu führen, eben diese illusorischen vergänglichen Phänomene mit nüchterner Distanz zu betrachten. Und zwar sowohl die als angenehm und lustvoll erlebten Phänomene als auch die mit Abneigung, Leiden und Schmerz erfahrenen.
Üblicherweise versuchen wir Angenehmes zu ergreifen und Unangenehmes abzuweisen. Im Alltag der irdischen Persönlichkeit ist dieses Handlungsmuster ohne Alternative um zielgerichtet und möglichst unbeschadet seinen Weg gehen zu können. Das Entscheidende ist die HALTUNG dabei. Wünschen, Hoffen, Warten wird erst dann zum astralen Bindemittel, wenn wir uns als geistige Seelenwesen davor oder dabei MIT der Persönlichkeit identifizieren. Das ist ein wenig wie bei einem Autofahrer der sein Auto „liebt.“ Ein solcher Fahrer wird persönlich beleidigt sein, wenn „ihm“ jemand eine Delle verpasst oder „ihn“ überholt. Das heißt aber nicht, dass einem eine Delle im Auto gleichgültig sein soll und man sich nicht freuen darf eine Schlafmütze im Straßenverkehr überholt zu haben. Das lösende Zauberwort bei allem Wünschen, Hoffen und Warten heißt INNERE Distanz, also Wünschen, Hoffen und Warten im Konjunktiv.
(*) Text/Bild: Heinz Knotek
- Was aber keinem Erlösung, sondern langfristige entsprechend leidvolle astrale Bindung an die materielle Welt einbringt. ↩
Zuletzt aktualisiert: 02.01.2012 von Heinz Knotek