Vor allem Wünsche und Begierden treiben uns an und halten uns auf Trapp. In dem unterscheiden wir uns kaum von unseren – evolutionär betrachtet – jüngeren Geschwistern, den Tieren. Doch anders als Hund, Vogel oder Ratte können wir mit Hilfe unseres Gehirns jederzeit aus dem Begierden-Kreis von Vorlieben und Abneigungen heraustreten und die Daseinsebene des DENKENS betreten.
Auferstehung von einem tod-ähnlichen Leben? Ist vor allem eine Frage des richtigen Denkens. (*)
Gelingt das nachhaltig und vollkommen bewusst, dann nähert man sich der unsterblichen Seele. Echte „Auferstehung von den Toten“ wäre demnach „lediglich“ eine Frage richtigen Denkens.
Eine gesunde Psyche – das erste erklärte Ziel
Leben ist Rhythmus. Einatmen, Ausatmen. Raus gehen, Rückzug. Aktivität, Ruhe. Geht dem Leben der Rhythmus verloren, beginnt das Dasein zu kristallisieren. Ein im Rad gefangener Hamster ist todgeweiht. Sein Rennen täuscht Lebendigkeit vor, ist in Wirklichkeit lediglich zu Kristallisierung führende Bewegung. Stellt sich die Frage, ob und in wie weit man selbst in einem Rhythmus lebt oder ob die Betriebsamkeit des Alltags, das Rotieren im Begierdenkreis von Vorlieben und Abneigungen, Hoffen und Bangen, schon den Zustand – womöglich fortgeschrittener – Kristallisation erreicht hat.
Wie immer bei metaphysischen Fragen dieser Art können alte Schriften der Weisheitslehren Inspiration und Anstoß liefern. Etwa die Kathopanishad1. Der anglo-indische Mystiker Sri Krishna Prem († 14. November 1965) hat eine bis heute unübertroffene „Deutung“ dieser Upanishad vorgelegt. Unübertroffen, weil aus Sicht eines WISSENDEN.
There is or should be a rhythmic in-looking and out-looking in our lives. As psychologist would express it, after a period of introversion in which we view the inner archetypes of being, there comes a corresponding period of extroversion during which we try to see those archetypes as manifest in the outer world. The one should succeed the other with the same regular rhythm as that in which out-breath follows in-breath. This is a fact we too often forget, and, favouring one or other of the modes according to personal temperament, we endeavour to concern ourselves with only one of th etwo worlds, either that of „matter“ alone, or, though less frequently , that of „spirit“ alone. The interplay of both is necessary if we are to have psychic health2.
Eine gesunde Psyche – das ist das erste erklärte Ziel der Spiritualität der Weisheitslehren. Nur mit einer weitgehend stabilen und gesunden Psyche kann und darf man sich auf den Pfad zum zweiten erklärten Ziel machen, der Überwindung des tod-ähnlichen Lebens in kristallisierter Betriebsamkeit. Nur wer weitgehend psychisch gesund ist, kann es wagen, sich mit Hilfe von mentalem Training und Meditation aus dem Begierdenkreis auszutreten und die Daseinsebene des Denkens zu betreten.
We may call the two modes, theory and practice, or vision and action. Vision must come first if right activity is to follow but a vision that is not translated into practice goes negative and sterile, like breath that retained too long in the lungs.
Schön und gut. Aber wie? Shri Krishna Prem vermag in wenigen Sätzen dieses WIE vor dem inneren Auge des Lesers als Vision zu projizieren. Seine Vision ist keine angelesene oder zitierte. Es ist SEINE.
But we are leaving out the question of the instrument, the manas, which has an independent life of ist own … In the first place, dust and moisture collect on the lenses and have to be carefully wiped off. „For mind is like a mirror; it gathers dust while it reflects. It needs the gentle breezes of Soul-Wisdom to brush away the dust of our illusions.“
Der metaphorische Vergleich des Denkprinzips, manas, mit einer Art Spiegel, auf dem sich durch das andauernde Reflektieren Staub absetzt, der schleichend die reflektierten Bilder – also unsere Sicht – verändert , ist Ausdruck eines typisch asiatischen Pragmatismus in spirituellen Fragen. Genauso wie die Lösung des Problems: Man muss einfach zusehen, dass der Spiegel staubfrei bleibt, möglichst ununterbrochen.
The duty of manas, then, as an instrument, is to resign ist own life into the hands of ist user: „Lord, into thy hands I commend my spirit.“ It should be a window through which the lower can perceive the Higher and the Higher manifest itself into the Lower. Hence the stress that has been laid in all Yoga on the purification, the stilling and the concentration of manas. For manas is indeed the inner Door wich leads to the Higher Worlds.
Das regelmäßige rhythmische Zurruhekommen, das tägliche Mühen um Selbstläuterung, das Ringen um innere Stille und das Streben nach punktgenauer Konzentration, all das macht den psychisch Gesunden nachhaltig psychisch stabil. Was ja schon ein sehr praktischer Nutzen im Alltag ist oder wäre, aber zunächst nicht viel mehr als eine Form „spiritueller Wellness“ darstellt. Entscheidend ist es aber nicht, sich in seinem tod-ähnlichen Leben gemütlich zu machen, sondern davon aufzuerstehen. Den Spiegel des Denkvermögens klar und rein zu halten, scheint es, ist der erste Schritt bei der Auferstehung von den Toten.
The Kathopanishad
Summary by Sri Krishna Prem
The Kathopanishad is an exposition of the ancient road that leads from death to immortality. Being a real road the knowledge of it is not confined to any one religious tradition.
(*) Text/Bild: Heinz Knotek
Zuletzt aktualisiert: 23.06.2012 von Heinz Knotek