Dem Grafen von Saint Germain zugeschrieben.
Starker Wind erhob sich und ich hatte Schwierigkeiten, meine Lampe am Brennen zu halten. Schließlich erblickte ich eine weiße Marmorplattform, zu der ich über neun Stufen aufwärts stieg. Auf der letzten Stufe angekommen, sah ich vor mir ein weit ausgedehntes Gewässer. Rechterhand war ungestümes Tosen reißender Ströme zu vernehmen.
Zur Linken fiel ein kalter Regen vermischt mit Unmengen von Hagelkörnern hernieder. Ich war gerade dabei mich in den Anblick dieser majestätischen Szene zu vertiefen, als der Stern, der mich zur Plattform geleitet hatte und dann sanft über mir vibrierte, unversehens in den Strom stürzte.
La Très Sainte Trinosophie
Kapitel 3 – Anfang
(verkleinert)
Im festen Glauben, dass es sich dabei um den Fingerzeig des Einen Höchsten handeln würde, stürzte ich mich selbst mitten in die Fluten. Eine unsichtbare Hand ergriff meine Lampe und stellte sie mir auf den Scheitel. Ich kämpfte mühsam gegen schäumende Wellen an, bemüht, das irgendwo vor mir liegende andere Ufer zu erreichen.
Schließlich nahm ich am Horizont ein schwaches Schimmern wahr, dem ich sofort mit verstärkter Anstrengung entgegen eilte. Schweiß strömte über mein Gesicht und ich verausgabte mich in nutzlosen Bemühungen. Die Küste, die ich kaum auszumachen vermochte, schien in dem Maße zurückzuweichen, wie ich vorankam. Meine Kraft ließ allmählich nach. Ich hatte keine Angst zu sterben sondern davor, dass ich ohne Erleuchtung zu Tode kommen könnte …
Mich begann der Mut zu verlassen und ich richtete mein tränenüberströmtes Antlitz zum Himmel und schrie laut heraus: „INDICA MEUM ET REDIME ME, PROPTER ELOQUIUM TUUM VIVIFICA ME.“ (Verkünde mir mein Schicksal und erlöse mich. Dein Wort erfülle mich mit Leben.)
Ich war kaum imstande meine müden Glieder zu bewegen und begann allmählich immer tiefer zu sinken, als ich in unmittelbarer Nähe ein Boot erblickte, das von einem wohlhabend gekleideten Mann gesteuert wurde. Mir fiel auf, dass der Bug jener Küste zugewandt war, die ich verlassen hatte.
Der Mächtige lenkte das Boot näher zu mir heran. Auf seiner Stirn leuchtete eine goldene Krone. „VADE ME CUM,“ sprach er zu mir, „MECUM PRINCIPIUM IN TERRIS, INSTRUAM TE IN VIA HAC QUA GRADUERIS.“ (Folge mir, der ich der Vornehmste der Welt bin. Ich werde Dir den Weg zeigen, dem du folgen musst.) Auf der Stelle gab ich ihm zur Antwort: „BONUM EST SPERARE IN DOMINO QUAM CONSIDERE IN PRINCIPIBUS.“ (Es ist besser dem HERRN zu vertrauen, als unter den Mächtigen zu weilen.) Daraufhin ging das Boot unter und mit ihm der Monarch.
Neue Energie schien durch meine Adern zu strömen und ich langte am Ziel meines Strebens an, fand mich an einem mit grünem Sand bedeckten Ufer wieder. Vor mir befand sich eine silberfarbene Mauer, in der zwei Paneele aus rotem Marmor eingelassen waren. Beim Näherkommen bemerke ich auf einem der Paneele eine heilige Inschrift, während das andere griechische Buchstaben trug.
La Très Sainte Trinosophie
Kapitel 3 – Ende (verkleinert)
Zwischen den beiden Tafeln befand sich ein eiserner Kreis. Zwei Löwen, ein roter und ein schwarzer, ruhten auf Wolken und schienen eine über ihnen schwebende Krone zu bewachen. In der Nähe des Kreises waren zudem ein Bogen und zwei Pfeile zu erkennen. Auf den Flanken eines der Löwen nahm ich unterschiedliche Schriftzeichen wahr.
Kaum hatte ich diese Symbole näher betrachtet, als sie zusammen mit der Mauer auf welcher sie sich befanden, verschwanden. ∆
Grafik zu Kapitel 3
Zuletzt aktualisiert: 17.11.2007 von Heinz Knotek