Wissenschaftler der Universitäten Mainz, Göttingen und Marburg haben in einer Studie herausgefunden, dass E-Books alten Menschen vermeintlich gut tun, es also keinen Grund für Vorbehalte gegenüber diesem „neuen“ Medium geben müsse. Begründung: Das Lesen von E-Books ist kognitiv weniger anstrengend als das Lesen von richtigen Büchern.
Die Industrie wird das Resultat wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Der Sucher auf dem Pfad wird das ironische Moment der Empfehlung erkennen, da sie in Wirklichkeit den wissenschaftlichen Beleg liefert, dass E-Books im Gegensatz zu richtigen Büchern scheinbar dimmend auf die Gehirntätigkeit wirken.
Joggen ohne Anstrengung ist sinnlos
Nachhaltige intellektuelle Inspiration oder gar Erkenntnis setzten ja gerade ANSTRENGUNG, mental, kognitiv, feinmotorisch und über die Wahrnehmung mit den Sinnen, voraus. Das ist wie beim Joggen. Joggen ohne Anstrengung ist ein Widerspruch in sich und wäre zur Körperfitness schlicht sinnlos. In dem Sinne ist Lesen ohne Anstrengung ein flüchtiges wenn nicht gar geistloses Tun. Freilich muss nicht alles Lesen eine das Denkvermögen fordernde Tätigkeit sein. Etwa das Studieren des Wochenangebotes des Lieblings-Discounters. Hier kann man gefahrlos elektronsiche Helferlein zum Lesen benutzen. Der Schnitzelbilligpreis ist nichts was der menschliche Geist verinnerlichen müsste.
Damit soll aber nicht gesagt werden, es wäre erkenntnisfördernd, wenn man einen Text etwa wegen einer schwer leserlichen Schrift nur mit großer Mühe erfassen kann. Tatsächlich dürfte die Studie auf die Generation der Lesebrillenbesitzer abzielen, die irrtümlich meinen, E-Book-Schrift sei schwieriger zu lesen als gedruckte Schrift. Ein auf „fühlfreies“ Erfassen von Buchstaben reduziertes Lesen mit der Option großer Buchstabendarstellung mag bequem sein, bleibt aber einem Joggen ohne Anstrengung gleich. E-Books können daher kein Buchersatz sein. HEINZ KNOTEK
Linksunten: Studie zur E-Book-Benutzung
Zuletzt aktualisiert: 28.04.2013 von Heinz Knotek