Rheinländer gelten als bodenständig und rational. In Düsseldorf, der Landeshauptstadt von NRW, gesellt sich zu dieser mentalen Grundhaltung noch künstlerischer Feinsinn und kaufmännisches Geschick hinzu. Außerdem ein Hauch proletarischer Ruhrpottmentalität – Düsseldorf liegt am südwestlichen Rand des Ruhrgebiets.
Lotosblüten inmitten der Parkanlage des Düsseldorfer Zen-Tempels. Bild: Ko-Sen
In diesem eher materialistischen Umfeld existiert und gedeiht ein bemerkenswerter Kontrast, ein Ort innerer Kraft und irrationaler Stille: Das EKÔ-Haus, ein japanischer Tempel buddhistischer Prägung.
Hier stehen die Leute zu Silvester Schlange
Das japanische Kulturzentrum befindet sich im gutbürgerlichen Stadtteil Niederkassel. Wer die weitläufige Parkanlage im zen-buddhistischen Stil betritt, findet sich unvermittelt in einer anderen Welt wieder. Der große Tempelbau rechter Hand. Links davon ein wuchtiger Glockenturm. Hier stehen die Leute zu Silvester Schlange. Denn es bringt Glück, wenn man zum Neujahrsfest SELBST den Klöppel gegen die Glocke schlägt.
Glockenturm im Tempelgarten. Bild: Ko-Sen
Der Komplex enthält neben Tempelgarten und Tempel das „Japanische Haus.“ Wer hier gegen eine geringe Eintrittsgebühr reinschaut, bekommt einen Einblick in die japanische Lebensweise. Dazu gehört, dass Handlungen, die uns Europäern nicht die Bohne nachdenklich machen, etwa Tee kochen, Blumen aufstellen oder etwas mit der Hand schreiben, HIER zu einem meditativen Ritual, ja zu einem spirituellen Weg (Weg = do) werden. Teezeremonie, Blumen stecken und Kalligrafie sind Jahrhunderte alte Ausdrucksweisen einer geistigen Haltung der Meditation und Kontemplation. Wer beim Besichtigen Lust bekommt, selbst diesen Lebensstil an sich auszuprobieren, wird in dem umfangreichen Veranstaltungskalender des Tempels sicher fündig werden.
Ort der Stille und Kraftort in Einem: Der buddhistische Tempel. Bild: Ko-Sen
Das Veranstaltungsprogramm gliedert sich in kulturelle, wissenschaftliche und buddhistische Angebote. Das kulturelle Angebot enthält unter anderem Konzerte und Ausstellungen. Im Wissenschaftsbereich finden sich Lesungen und Foren mit religiösen und philosophischen Themenschwerpunkten. Die buddhistischen Veranstaltungen bieten Zazen-Wochenenden der Rinzai-Tradition, tägliche Andachten im Shin-buddhistischen Stil und diverse über das Jahr verteilte buddhistische Feste.
Quelle als Symbol für den Ursprung. Bild: Ko-Sen
Wer sich fragt, wieso ein solcher Leuchtturm des Buddha-Dharma ausgerechnet in Düsseldorf entstehen konnte, muss wissen, dass die Stadt als „europäische Hauptstadt Japans“ gilt. Keine andere europäische Stadt kann so viele japanische Firmensitze vorweisen. In der Folge ist eine reichhaltige japanische Subkultur entstanden. Und dazu zählt der 1993 eröffnete EKÔ-Tempel. Finanziert wurde das Projekt von dem japanischen Unternehmer Yehan Numata. Numata ist Gründer der „Society for Buddhist Understanding.“ Das Düsseldorfer EKÔ-Haus ist eine Verkörperung der Idee „Buddhist Understanding,“ zu deutsch „buddhistisches Verstehen.“
Brücke als Symbol für den WEG. Bild: Ko-Sen
Buddha-Statue. Bild: Ko-Sen
Wegweiser. Bild: Ko-Sen
Durchblick. Bild: Ko-Sen
Zen Garden. Bild: Ko-Sen
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