In den Buddha zugeschriebenen religiösen Belehrungen ist ohne jede Ausnahme immer von ALLEN FÜHLENDEN WESEN die Rede. In den Religionen, die zum Glauben an einen athropomorphen Gott verpflichten ist das ausdrücklich nicht so.
In der Antike ein bedeutungsschweres Ritual: Das Heben des Schleiers. Wörtlich genommen, werden Rituale zum leeren Kult. (*)
Die katholische Pfarrerin im Radio zum Beispiel spricht über das selektive Vorgehen ihres Gottes mit missionarischer Euphorie, wenn sie öffentlich Szenen aus den Vorbereitungen zweijähriger Kinder zur Taufe beschreibt. Das Taufritual versucht sie den Kindern so anschaulich wie möglich zu erklären. Doch wörtlich ausgelegt wird aus einem erhabenen symbolischen Akt „ein bisschen“ religiöser Fanatismus.
So will sie einem zweijährigen Kind erklärt haben, dass es mit der Taufe ab sofort Gott nahe sei. Und dass Gott sie fortan – sozusagen als Belohnung dafür – bevorzugt lieben und ihr nach dem Tod das ewige Leben schenken würde. Weil er – so die abschließende Begründung – alle Kinder liebt. Natürlich kann das Kind nicht den Widerspruch erkennen: Liebt er nun nur die getauften Kinder besonders oder dann doch alle?
Gott der GOTT ist, liebt nicht selektiv
Dann schwärmt sie noch von einer dem katholischen Taufritus eigenen äußeren Verabreichung von Salz. Das, so erklärt sie den Hörern beim Morgenkaffee, würde ihr besonders gut gefallen, denn früher standen nur Prinzen und Prinzessinnen die Salzgabe zu. Jetzt würde es jedem Kind zuteil. Das zweijährige Mädchen soll nach kurzem Nachdenken gefragt haben, ob Gott sie denn auch als Prinzessin ansehen würde. „Aber ja doch,“ zitiert die Pfarrerin stolz sich selbst, „Gott sieht dich jetzt als seine Prinzessin an.“ Die dann wiedergegebenen Anzeichen von Eitelkeit des Kindes findet die Predigerin offenbar ganz süß und betrachtet sie als Ausdruck erfolgreicher religionspädagogischer Arbeit.
Ob das Mädchen in diesem Leben jemals das Konzept wieder los werden wird, dass ein vermeintlich allmächtiger und alle Menschen liebender Gott, am Ende dann doch die einen mehr und die anderen etwas weniger liebt – und das allein wegen eines äußeren Rituals – und damit sich als sich selbst widersprechender Gott erweist?
Aufhören sich Fragen zu stellen?
Er also damit definitiv nicht allumfassend sein kann? Was wird das Kind unbewusst empfinden, wenn es später in der Schule einem Moslem oder einer Jüdin begegnet? Vor allem, wenn DIE wiederum genau dasselbe von IHREM Gott berichten? Gibt es also nicht den einen ALLMÄCHTIGEN, sondern derer mindestens DREI? Oder hat IHRE Pfarrerin gelogen? Oder lügen die Priester ihrer Mitschüler? Wird sie am Ende, da sich keine plausible Antwort finden lässt, aufhören sich Fragen zu stellen?
Vielleicht kommt ihr aber nach Jahren auch der Gedanke, dass Gott – wenn er wirklich GOTT ist – Menschen nicht selektiv sondern ohne jede Einschränkung alle fühlenden Wesen liebt. Also nicht so, wie sie einst als Kind zum Beispiel Katzen launisch selektiv geliebt hat, nämlich nur die, die sich ihr besonders anschmiegsam gaben. Während andere fortgejagt oder gar geärgert wurden.
(*) Text/Bild: Kô-Sen
Zuletzt aktualisiert: 18.07.2009 von Heinz Knotek