Buddha würde mit der pessimistischen Aussage, dass Leben Leiden ist1 zum Fatalismus anstiften. So etwa lautet häufig das Urteil, das Nicht-Buddhisten im westlichen Kulturkreis über die Lehre Buddhas fällen.
Alles eine Frage der Einstellung… etwa wenn ein nettes Open-Air-Konzert (= Freude) erwartet wird, plötzlich aber ein tobendes Gewitter die Erwartung zunichte macht (= Leid). (*)
Doch Buddha, oft etwas übergewichtig dargestellt, macht alles andere als den Eindruck eines aussichtslos leidvollen Seins.
Dinge sehen wie sie im Alltag tausendfach
ohne jeden Zweifel zu sehen sind
Im westlichen Kulturkreis ist das ganze Dasein darauf ausgerichtet, sich die Natur zum persönlichen Wohlbefinden gefügig zu machen. Man weiß, dass alles unvermeidlich in Tod und Vernichtung endet. Doch um so mehr ringt man darum, dem Unvermeidlichen ein Stückchen mehr Leben, etwas mehr Wohlbefinden abzuringen. Und wenn alles nichts hilft, garantiert der Glauben wenigstens im Jenseits die erhoffte ewige Glückseligkeit.
Hier zu argumentieren, dass „alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht“, ist als pessimistische Miesepeterei verschrien und wird daher in Goethes FAUST, DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL, aus gutem Grund Mephistopheles, dem Teufel, in den Mund gelegt. Dieses eine Leben ist ausdrücklich Zweck. Warum und wofür auch immer. Es als aussichtslos leidvolle Spielwiese des Schicksals zu betrachten MUSS zwangsläufig als Miesepeterei, ja Ketzerei, empfunden werden. GLAUBEN.
This is Karma
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© Erling Hoveid
Anders im Buddhismus. Leben als Leiden zu betrachten gilt schlicht als die Dinge zu sehen wie sie im Alltag tausendfach ohne jeden Zweifel zu sehen sind. Was aber keineswegs bedeutet, dieses leidvolle Leben pessimistisch zu nehmen. Die „frohe Botschaft“ des Buddha lautet schließlich: Irdisches Sein ist nicht Zweck, sondern Mittel. Und ob es einem nun gerade gut oder eher schlecht geht, ist primär eine Frage des eigenen Karmas, das selbst weder gut noch schlecht ist, sondern einfach IST wie es ist. Dabei sind die Dinge nicht auf Biegen und Brechen gemäß des eigenen Wohlgefallens zu gestalten.
Eher hat der Buddhist zu lernen, aus seinem Karma – dem Sein im HIER und JETZT – das Beste zu machen und sich ansonsten von seinen tief verwurzelten Anhaftungen an Wohlgefallen und Abneigung zu lösen. Dann – und wohl nur dann – kann man inmitten allen Leidens aufrichtig lächeln. Läuft es jedoch einmal gerade ausnahmsweise weitgehend „leidfrei“ lächelt man auch, nicht aus eitler Freude, sondern im Glauben an die bittersüße Gewissheit, dass das GUTLAUFEN so flüchtig und vergänglich ist wie das Leiden. Nur dass Leiden mehr bitter, und das Nicht-Leiden eher süß ist. Und alles ganz ohne Zwang zum Glaubensbekenntnis. Wenn das nicht lebensfroh macht.
(*) Text/Bild: Heinz Knotek
- Die erste der Vier edlen Wahrheiten des Buddhismus (dukkha). Die drei anderen: (2) samudaya; Gier Hass und Verblendung, (3) nirodha; Erlöscht die Ursache des Leidens, erlischt das Leiden, (4) magga; Der ACHTFACHE PFAD führt zum Erlöschen des Leidens ↩
Zuletzt aktualisiert: 11.08.2013 von Heinz Knotek