Katholische Kirche und Linkspartei – eigentlich weltanschauliche Erzfeinde vor dem Herrn – fanden sich in letzter Zeit immer wieder Seite an Seite wieder, zumindest argumentativ wenn es um Drohneneinsatz und Erdgas-Fracking ging.
Religiöses Zentrum des Bistums Fulda: Klosteranlage aus dem 17. Jh. Hier entstand später der Dom, Kupferstich von Matthäus Merian. Abb. gemeinfrei
Ist die Antihaltung der LINKEN vor allem politisch motiviert, sind das öffentliche Stellungbeziehen von Bischöfen gegen den Drohneneinsatz der Bundeswehr und das Fracking-Verbot im Bistum Fulda Ausdruck eines tiefgehenden moralisch-ethischen Bedenkens, das nicht nur Katholiken erreicht, sondern jeden erreichen sollte, der sich von der „embedded“ Berichterstattung der Medien noch nicht hat benebeln lassen. Aller gegenwärtigen Kritik an der katholischen Kirche zum Trotz gebührt ihr damit (wieder) die Ehre, eine moralische Instanz der Gesellschaft zu sein.
Drohnen – sanftes Opiat
Drohnen entpuppen sich mehr und mehr auch im psychologischen Sinne als multifunktionale Militärtechnik. Einerseits beflügeln sie das Adrenalin der Militärs. Eröffnen sich doch Möglichkeiten, der ewigen Friedenseintönigkeit in Mitteleuropa zum Trotz, in der Welt wieder kriegerisch eine Rolle spielen zu dürfen. Für die von medialer Reizüberflutung notorisch erschöpfte Öffentlichkeit hingegen ist es ein sanftes Opiat. Drohnen würden präzise nur mutmaßlich böse Terroristen töten und das Leben der eigenen Soldaten schonen, denn die könnten wie ihre US-amerikanischen Mitkämpfer dann aus sicherer Entfernung und ohne physische Berührung mit mutmaßlichen Feinden – GEZIELT TÖTEN. Und das mitten in Friedenszeiten und obwohl es in Deutschland (außer in Hessen) keine Todesstrafe mehr gibt und sowieso ohne rechtliche Grundlage. Nur eine gesellschaftlich relevante Institution erhebt bislang dagegen glaubhaft die Stimme – die Katholische Kirche.
Stephan Ackermann, Vorsitzender der Deutschen Kommission der „Justitia et Pax“, und Militärbischof Franz-Josef Overbeck warnen … davor, dass die Waffensysteme als „Hinrichtungsinstrumente“ eingesetzt werden könnten.
(Quelle: Süddeutsche Zeitung, 6. Februar 2013)
Zudem, so die Warnung der Kirchenvertreter, würden Drohnen die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung herabsetzen.
Erdgas-Fracking – Sägen am Ast auf dem wir leben
In Nordhessen sollen tief unter der Erde größere Erdgasvorkommen im Gestein gebunden sein. Um damit für eine Weile unsere gewohnte energiezehrende Bequemlichkeit befeuern zu können, ist das Gestein mit brachialer Mechanik und giftiger Chemie zu sprengen und das dadurch frei werdende Gas abzusaugen. Nach oben gelangen dann neben Gas Fluten von giftigem Schlamm. Die tief unten aufgebrochenen Hohlräume werden mit Quarzsand gefüllt. Allein die Quarzsandfüllungen stellen aufgrund des dadurch frei werdenden Feinstaubes ein schweres gesundheitliches Risiko für Arbeiter und Anwohner dar. Nicht zu reden davon, wie die aus gutem Grund tief unter der Erde fixierten lebensfeindlichen Substanzen, die nun nach oben gespült werden würden, die Umwelt nachhaltig schädigen können.
Dom zu Fulda
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Erdgas-Fracking ist Sägen am Ast auf dem wir leben. Auch hier ist es vor allem die Katholische Kirche die sich traut Stellung zu beziehen und Politik und Wirtschaft in ethisch-moralische Schranken zu verweisen
Zahlreiche wissenschaftliche Studien weisen … auf offene Fragen und ungelöste Probleme bei der Fracking-Technologie hin. Besonders gravierend sei das Gefahrenpotenzial durch den Einsatz wassergefährdender Stoffe. Deshalb lehnt das Bistum Fulda die Fracking-Technologie zum jetzigen Zeitpunkt ab.
(Quelle: Stellungnahme des Bistums Fulda zum Thema Fracking )
Die anderen Religionsgemeinschaften können sich in diesem Fall an der Katholischen Kirche ein Beispiel nehmen. Seelsorge oder religiöse Praxis heißt eben auch, sich über den eigenen konfessionellen Horizont hinaus für das öffentliche Gemeinwohl zu engagieren und am gesellschaftlichen Dialog teilzunehmen, zur Not auch kontrovers. HEINZ KNOTEK
Zuletzt aktualisiert: 16.02.2013 von Heinz Knotek