Wie man es auch betrachtet – ob mitten im KALI YUGA, dem eisernen Zeitalter gemäß Hindu-Tradition, oder am Anfang des Wassermannzeitalters, gemäß heliozentrischem Weltbild – wir leben in einer Zeitenwende. Das blindgläubige Hoffen, der wissenschaftlich-technische Fortschritt werde die Plagen der Menschheit – Alter, Leiden, Krankheit, Tod – schon in den Griff bekommen hat sich als Selbsttäuschung erwiesen. Im Gegenteil.
Straßenbeleuchtung erleichtert bei Notfällen und Unwetter die Arbeit von Hilfskräften. (*)
Selbst längst Vertrautes und scheinbar selbstverständliche Aspekte des materiellen Umfeldes stehen plötzlich zur Disposition. Die Persönlichkeit erlebt diese Prozesse als Angst machende Bedrohung und Niedergang. Für die Seele ist es ein Aufatmen. Die lange Fixierung auf die Illusion materieller Form beginnt sich allmählich zu lösen. Es beginnt oft mit Kleinigkeiten. Etwa wenn eine Stadt ihre Straßenlaternen abschaltet. Endlich Zeit nach dem INNERLICHT zu fragen und es zu suchen.
Mensch und Tier sind noch nicht reif dafür
Eine Kleinstadt in Nordhessen macht seit kurzem ernst. Ein Uhr wird alles öffentliche Licht abgeschaltet, bis früh gegen fünf Uhr. Die Hunde sind als Erstes irritiert. Die Einen berichten, seit jener ersten Abschaltung würde der Hund nachts nervös auf dem Grundstück herumrennen und dabei alle Blumenkübel umwerfen. Der Hund einer anderen Familie liegt am Morgen nicht wie bisher innen vor der Haustür. Er sitzt stattdessen unruhig im Schlafzimmer, als ob er Herrchen fragen würde, was denn da draußen los sei.
Banden mutmaßlich polnischer Autodiebe – so ist zu hören – sollen vor allem um Neumond herum die Gelegenheit völliger Dunkelheit nutzen, reihenweise unbemerkt Autos aufzubrechen. Und die Zeitungsausträger sind sauer. Sie müssen jetzt frühmorgens mit Taschenlampe ihren ohnehin schon mühseligen Dienst verrichten. Eine ganze Stadt macht das Licht aus. Eine Zivilisation fängt an, sich selbst abzuwickeln. Doch Mensch und Tier sind wohl noch nicht reif dafür.
Schiller feat Xavier Naidoo Sehnsucht
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Das Licht innen, das innere Licht, das INNENLICHT – Sehnsucht
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt die mit der Einführung der Elektrizität überall aufkommende Straßenbeleuchtung als Akt technischen Fortschritts schlecht hin. In England und den USA warben Metropolen damit, dass bei ihnen nie die Sonne untergehen würde. Nur gut 150 Jahre später ist das Kulturgut Straßenlaterne nur mehr ein Kostenfaktor. Erst wenn das nächtliche Licht plötzlich verschwunden ist, sich diverse nachteilige Folgen offenbaren – etwa die erhöhte Verletzlichkeit des Gemeinwesens durch kriminelle Übergriffe – setzt ein Nachdenken jenseits von Kosten und Nutzen wieder ein.
Auf das Wegfallen den Kunstlichtes im Außen gibt es jetzt zwei Möglichkeiten zu reagieren: Erstens – Lamentieren, dass früher alles besser war und für das Wiedereinschalten protestieren. Oder zweitens – die Gelegenheit nutzen und das ewige Licht im INNEREN aufspüren, und ihm dann folgen. Am besten BEIDES.
(*) Text/Bild: Kô-Sen
Zuletzt aktualisiert: 30.10.2010 von Heinz Knotek