Griechische Zwei-Euro-Münze.
Abbildung: gemeinfrei
Alle alten Schriften weisen immer und immer wieder auf die EINHEIT allen Seins hin. Die Vorstellung einer separaten Existenz würde dem Schöpfungsplan zuwiderlaufen und sei ein illusorisches Konzept. Für einen religiösen Menschen sei es daher oberste Pflicht, den Gedanken universeller Einheit und Verbundenheit in seinem Leben praktisch umzusetzen.
Fast prophetisch trägt die Zwei-Euro-Münze Griechenlands die Entführung der Europa als Wappen. Im Mythos war leidenschaftliche Liebe des obersten Griechengottes treibende Kraft. Der als Stier verwandelte Zeus entführte die schöne Europa nach Kreta, um eine illegitime Großfamilie zu gründen. Illegitim ging es auch zu, als Griechenland die Europäer in den Traum entführte, würdiger Euro-Partner zu sein. Nicht ein kräftiger Stier, das verschlagene goldene Kalb scheint dieses Mal beteiligt. Ist der Versuch EINHEIT FÜR BARE MÜNZE schon am Ende?
Überholtes Freund-Feind-Bild des 20. Jahrhunderts
Die Einführung des Euro als Zahlungsmittel im Jahre 2002 könnte geradezu als Verkörperung des spirituellen Einheitsgedanken gelten. Länder mit ein und der selben Währung werden friedlich und auf demokratischer Basis miteinander umgehen. Die Völker rücken zusammen. Europäische Einheit für bare Münze bringt allen Menschen Glück und Wohlstand. In IS DESIRE TO „LIVE“ SELFISH bringt ein unbekannter theosophischer Autor die philosophisch-spirituelle Bedeutung der EINHEIT treffend auf den Punkt1:
For that purpose, every veil of illusion which creates a sense of personal isolation, a feeling of separateness from THE ALL, must be torn asunder, or, in other words, the aspirant must gradually discard all sense of selfishness with which we are all more or less affected. A study of the Law of Kosmic Evolution teaches us that the higher the evolution, the more does it tend towards Unity. In fact, Unity is the ultimate possibility of Nature, and those who through vanity and selfishness go against her purposes, cannot but incur the punishment of annihilation.
Auf den ersten Blick mag der Eindruck entstehen, was spirituell richtig ist, kann materiell nicht falsch sein, vor allem wenn es um die finanzielle Seite der Materie geht. Doch eine genaue Betrachtung ergibt etwas anderes. Das evolutionäre Streben nach Einheit findet nur deshalb statt, weil allem Streben der (göttliche) EINHEITSGEDANKE zugrunde liegt. Irdisches EINHEITSSTREBEN für diesen oder jenen Zweck ist – wie alles Irdische – von einem Anfang und Ende bestimmt und daher letztlich illusorisch.
Europäischer Geist für bare Münze? (*)
Einer europäischen Einheit die sich im Wesentlichen auf monetäre Interessengemeinschaft gründet, ist keinerlei Nachhaltigkeit zueigen. Man mag die Hoffnung, Völker mit gleicher Währung werden nicht aufeinander schießen, als eine Art „Ideal“ ansehen. Die These basiert jedoch auf einem überholten Freund-Feind-Bild des 20. Jahrhunderts, als sich politisch-militärische Blöcke feindselig gegenüber standen. Obwohl selbst dieses Ideal sich leicht als Irrtum erweisen kann: Südosteuropäische Staaten die schon dem Euro-Raum angehören oder hineindrängen spielen rüpelhaft gern mit Machtmuskeln, wenn es etwa um Besitzansprüche von Adria-Küstenabschnitten geht (Slowenien vs. Kroatien). In Ungarn haben sich rechtsextreme Gruppen in der politischen Landschaft etabliert, die laut gegen Zigeuner röhren und bedrohlich über fremde Ländereien spekulieren, die einst zu Ungarn gehörten.
Das Leck ist kein reparabler Unfall,
sondern systemimmanente Schwachstelle
Die mehr als 110 Milliarden Euro zur Rettung der Einheitswährung werden das „Leck Griechenland“ vorerst provisorisch flicken können. Alle wissen jedoch, dass Griechenland sich durch Bilanzmanipulationen den Zugang ins Euroland erschlichen hat. Ähnliches wird von anderen Balkanstaaten berichtet. Das Leck ist also kein reparabler Unfall, sondern systemimmanente Schwachstelle. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass das Leck Griechenland wieder aufreißt. Schon wird die Öffentlichkeit vorsichtig auf andere mögliche „Lecks“ vorbereitet: Portugal, Spanien…
Der viel beschworene europäische Geist ist für bare Münze also nicht zu haben. Das war absehbar. Denn GELD ist kein Ideal. Und ohne universelles IDEAL kein höherer Geist. Der münzbasierte Einheitsgeist könnte sich sogar leicht als boshafter Flaschenteufel entpuppen, der – einmal rausgelassen – es darauf anlegt, die europäische Nachkriegsordnung des 20. Jahrhunderts zu beschädigen. In dem Fall sollte das eigene individuelle Bemühen um DIE EINHEIT möglichst weit gediehen sein. Denn dann heißt es: Rette sich wer kann.
(*) Text/Grafik: Heinz Knotek
- Five Years of Theosophy, London, 1885 ↩
Zuletzt aktualisiert: 14.11.2011 von Heinz Knotek