In der Debatte um die Ursachen von Gewalt unter Jugendlichen und Jugend- kriminalität dominiert der materialistische Ansatz. Schuld sind demnach im Wesentlichen das soziale Umfeld und die Dispositionen der Betroffenen. Legt man jedoch die These zugrunde, dass alle Erscheinungen des materiellen Lebens – also auch die Jugendgewalt – ihre Blaupause – und damit Ursache – im subtilen astralen Umfeld haben, ergibt sich eine ganz andere Sichtweise.
Gewaltausbrüche – oft Ausdruck von Ohnmacht und Hilferuf. Bild: Ko-Sen
Demnach beeinflussen unter anderem planetare Energien die astrale Atmosphäre in der ein Mensch webt und wirkt. Wie aber wirken die Sterne dabei? Können Sie auch das (Auf)Lösen von Gewalt impulsieren? Die Psychotherapeutin Heike Hoyer hat in der Zeitschrift ASTROLOGIE HEUTE Lösungsansätze für den Umgang mit gewaltbereiten Jugendlichen dargelegt – aus astrologischer Sicht. Nachfolgend der zweite und abschließende Teil des Artikels mit freundlicher Genehmigung von Zeitschrift und Autorin. (Redaktion)
Heike Hoyer: Die Ouvertüre von Pluto in Steinbock am Beispiel der Diskussion um die Jugendkriminalität
(Zweiter und abschließender Teil des ursprünglichen Artikels)
Bedingungen für integrative Umgangs- und Lösungsformen
Grundsätzlich gesehen, müsste das positive, konstruktive Potenzial der beiden Prinzipien gelebt werden, das heisst, es müsste auf beiden Seiten die Bereitschaft zu einem umfassenden Lern-, Einordnungs- und Transformationsprozess entwickelt werden.
Dies setzt auf Seiten des Staates zunächst einmal den Willen voraus, auf die beschriebenen Gewaltausbrüche nicht nur mit reflexhafter Empörung und Abwehr zu reagieren, sondern sich auch mit ihren tiefer liegenden Ursachen auseinanderzusetzen. Konkret könnte das heissen, sich Fragen zu stellen wie zum Beispiel:
- Bieten die gesellschaftlichen Strukturen und die herrschenden Gesetze wirklich allen Mitgliedern der Gesellschaft ausreichend Förderung und Entfaltungsmöglichkeit?
- Wenn nein, wer fällt wann und warum heraus und wie kann man diese Menschen wieder einbinden?
- Gibt es Enklaven/Ghettos inmitten der Gesellschaft, in denen Parallelgesellschaften entstehen, die nach anderen Regeln und Wertmassstäben funktionieren?
- Wenn ja, setzen der Staat und die Gesellschaft sich mit solchen Entwicklungen kontrovers auseinander oder wird weggeguckt und die eigene Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit als Toleranz apostrophiert? Was passiert mit den Menschen, die zwischen die Welten geraten?
Stellt sich die Gesellschaft ernsthaft die-se Fragen, so beinhaltet das auch immer die Bereitschaft, die eigenen Strukturen grundsätzlich infrage zu stellen, sie immer wieder an der Realität überprüfen zu lassen und sie gegebenenfalls zu verändern. Statt Ausgrenzungsversuchen sollte sich der Staat zum straffällig gewordenen Jugendlichen als Mitglied der Gesellschaft und zu seiner aktiven Fürsorgepflicht für ihn bekennen – auch und gerade, wenn er Schlimmes getan hat.
Die Haltung einer aktiven Fürsorge kommt im Bild des Guten Hirten (einer Saturn-Entsprechung) zum Ausdruck, der im Gleichnis vom verlorenen Schaf sich verantwortlich fühlt für seine «Schäfchen», insbesondere für die, die auf Abwege geraten sind. «Wenn irgendein Mensch hundert Schafe hätte und eins unter ihnen sich verirrte: lässt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen, geht hin und sucht das verirrte? Und wenn sich’s begibt, dass er’s findet, … er freut sich darüber mehr als über die neunundneunzig, die nicht verirrt sind.» (3).
Vom gewalttätigen Jugendlichen ist zunächst zu fordern, dass er die Verantwortung für seine Tat übernimmt. Das heisst in erster Linie, die Realisierung und Anerkennung der Tatsache, dass seine Taten Konsequenzen hatten und haben – für das Opfer (mögliche Verletzungen, Traumatisierung) wie für ihn selbst (Strafe).
«Übernahme der Verantwortung» hört sich immer gut an und schreibt sich leicht, ist aber eine der schwersten Übungen. Täglich bekommen wir das Gegenteil vorgelebt: Der Fussballer behauptet, nicht gefoult zu haben, obwohl die Fernsehbilder das Gegenteil belegen, beim Autounfall hat immer der andere Schuld, und der Manager der bankrott gegangenen Firma hat selbstverständlich keinen Fehler gemacht.
Steht man zu dem, was man getan hat, muss man nicht nur die Wut und die Anschuldigungen der geschädigten Umwelt aushalten, sondern ist zudem mit der Erschütterung oder gar der Demontage des eigenen Selbstbildes konfrontiert. Um eine solche Konfrontation auszuhalten, braucht es eine gewisse Ichstärke, das heisst in diesem Fall die innere Überzeugung und Gewissheit, dass man zwar etwas Schlimmes getan hat, aber trotzdem «im Kern» okay ist.
Wir müssen aber davon ausgehen, dass die meisten der Täter ichschwache Persönlichkeiten sind, sonst hätten sie sich nicht dermassen undifferenziert aggressiv verhalten. Aus der inneren Angst heraus, dass das eigene Selbstbild völlig destruiert werden würde und die anderen über einen herfallen würden, wenn man dazu steht, dass man (auch) ein Schläger oder Vergewaltiger ist, werden die begangenen Taten meist verleugnet, verdreht, bagatellisiert: Man hat es nicht getan, ist da irgendwie hineingeraten, war betrunken, so schlimm war es nicht, eigentlich ist sowieso das Opfer selbst schuld etc.
Damit der ichschwache Täter die Verantwortung übernehmen kann, muss es für ihn einen durch die Repräsentanten des Staates (Justizbeamte, Erzieher, Sozialarbeiter) glaubhaft vermittelten Halterahmen geben und eine Art von Entwicklungsversprechen, das besagt: Wir sind grundsätzlich daran interessiert, dir zu helfen. Wenn du dich auf die Hilfe einlässt und bereit bist, an dir zu arbeiten, wird es für dich einen Platz bei uns geben, wo du auch deine Anliegen und Wünsche unterbringen kannst, solange du sie in angemessener Form artikulierst.
Das hat wohlgemerkt nichts mit «Streichelpädagogik» zu tun, sondern mit der pragmatischen Berücksichtigung von psychologischen Notwendigkeiten. Letztlich liegt es im Interesse des Staates, dass sich der Jugendliche auf persönliche Lern- und Entwicklungsprozesse einlässt und sich nicht in Verleugnung und in die Rolle des gesellschaftlichen Outlaws flüchtet.
Ein integratives Modell
Ein mögliches Modell sind Erziehungscamps der anderen Art, wie jenes von Lothar Kannenberg, das mehrfach in den Medien beispielhaft vorgestellt wurde. Die Basis des Erfolgs seines «Boxcamps» (nach bisherigen Untersuchungen werden nur 20 % rückfällig) scheint genau in der ausgewogenen Mischung aus Anforderungen und Annahme zu basieren: «Respekt und Struktur sind genauso wichtig wie Liebe, Wärme und Geborgenheit.» (4).
Der archetypisch gute Lehrer und Erzieher (Saturn) stellt eben nicht nur Leistungsforderungen auf, sondern er holt seine Schüler dort ab, wo sie stehen, ist ihnen ein Vorbild und schenkt ihnen Zuwendung und Interesse. Und – ganz wichtig – er nimmt sich Zeit dafür, denn innere Prozesse brauchen Entwicklungszeit. Die Jugendlichen, die sich selbst zu der mehrmonatigen Massnahme entscheiden, das heisst eine gewisse Grundbereitschaft zur Veränderung mitbringen müssen, lernen in einem komplett durchstrukturierten Tagesablauf sich einzuordnen, Regeln zu beachten und Teamarbeit – dies aber in einem liebevollen und respektvollen Rahmen. Für aufgestaute Emotionen wird Sport als Ventil genutzt. «Wir holen nach, was sonst im Vorschulalter vermittelt wird.» (5).
Erst auf der Basis eines grundsätzlichen Angenommenwerdens, die sich nur in einem längeren Prozess entfalten kann, können die zunächst sich destruktiv zeigenden plutonischen Anteile integriert und in Potenziale transformiert werden. Der ehemals kriminelle und gewalttätige Jugendliche hat die Möglichkeit, Disziplin, Teamgeist und konstruktivere Auseinandersetzungsformen zu lernen. So kann er sich sozial integrieren und seine Erfahrungen und Erlebnisse in transformierter Form der Gesellschaft zugute kommen lassen.
Das beste Beispiel dafür ist Kannenberg selbst, der früher selbst drogensüchtig und kriminell war und heute seine Erfahrungen nutzt, um anderen effektiv weiterzuhelfen, die sich jetzt in einer ähnlichen Lage befinden. Damit hat er sich einen anerkannten Platz in der Gesellschaft geschaffen, was 2005 durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gewürdigt wurde.
Fussnoten
(3) Matthäus18, 12-13, Antiqua-Taschenbibel, Stuttgart 1972
(4) www.lothar-kannenberg.de
(5) Lothar Kannenberg in einem Interview auf sueddeutsche.de, 2. 1. 2008
(Hervorhebungen im Original kursiv.)
Heike Hoyer, Jg. 1960, Diplom-Psychologin; seit 13 Jahren psychothera- peutische Tätigkeit; astrologische Ausbildung bei Phönix-Astrologie Köln (Sabine Bends und Holger Fass) sowie bei Brigitte Hamann (Entwicklungs- orientierte Astrologie EOA); astrologische Beratungen seit 2006.
Quelle: ASTROLOGIE HEUTE , Zeitschrift für Astrologie, Psychologie und Zukunftsthemen, Nr. 132, April/Mai 2008.
Zuletzt aktualisiert: 27.07.2010 von Heinz Knotek