Mit der Headline, „Auf Teufel komm raus,“ hat die Süddeutsche Zeitung in ihrer Ausgabe zu Fronleichnam auf ein besonders gespenstisches Highlight aktueller religiöser Praxis der katholischen Kirche hingewiesen. Die Rede ist von Exorzismus oder Teufelsaustreibung. Was wie ein schauriger Brauch des dunklen Mittelalters oder eine makabre Provokation respektloser Gothic-Anhänger klingt, ist tatsächlich eine vermeintlich magische Handlung, die Bischöfe und der Papst ausdrücklich gut heißen und fördern.
Satan kommt aus dem Hebräischen und bedeutet Feind oder Widersacher. In der christlichen Theologie wurde Satan, der Gott des Bösen, Yahveh („Jehova“), dem Gott des Guten, gegenüber gestellt. Nähert man sich beiden Gottheiten gemäß biblischer Diktion, lassen sie sich aus ethischer Sicht kaum auseinander halten. Der zornige, grausame und rachsüchtige Gott der jüdisch-christlichen Mythologie ist nicht eben das, was man mit dem EINEN erhabenen göttlichen Prinzip assoziiert – etwas, das der anthropomorphe Gott ja eigentlich symbolisiert oder symbolisieren sollte.
Deshalb haben die Kirchväter auch einen Satan erfunden. Im Lichte eines hypothetischen Hinkefußes und globalen Übeltäters fällt es schlichten Gemütern leichter, den grimmigen Alten – also diesen Gott – als das vermeintlich kleinere Übel anzunehmen und anzubeten. Da man außerdem zu Gott per Definition nur über die Kirche und ihre Funktionsträger kommt, alternative Konzepte des Göttlichen gleichzeitig grundsätzlich ausgeschlossen und strengstens verboten sind, ist das Konzept „Satan“ eine zeitlose Lizenz für eine nachhaltig arbeitsplatzsichernde Maßnahme für das Kirchenpersonal.
Gottheiten werden in allen Kulturen in bedrohlicher Form dargestellt, etwa SHIVA, Gott der Zerstörung und Erneuerung in der Hindu-Tradition.
Bild: Ko-Sen
Wer heute seinen Kindern mit dem SCHWARZEN MANN droht, um sie zu züchtigen, gilt als pädagogischer Versager, der sich an der Psyche seiner Schutzbefohlenen vergeht. Doch was bei der Kindererziehung verpönt ist, steht bei der Kirche auch im 21. Jahrhundert hoch im Kurs. Wie bei cholerischen überforderten Eltern sorgt das Drohen mit dem fiktiven SCHWARZEN MANN und dessen vermeintliches Austreiben für eine Aura bedrohlicher Autorität.
Das Austreiben des vermeintlichen Teufels erinnert zudem ein wenig an das Gebaren der Pharmaindustrie. Hier wird ja bekanntlich auch für manches Heilmittel erst nach dessen Markteinführung eine Krankheit gesucht, für die man es verschreiben kann. Wird eine solche aber gefunden, wird das Ganze zum Selbstläufer. Die Leute kaufen es (ab), in der vagen Hoffnung auf Genesung…
Im Rituale Romanum hat der Vatikan festgelegt, wie dem Bösen rituell zu Leibe zu rücken ist. Sicherheitshalber sollen der Prozedur Ärzte und Therapeuten beiwohnen. Immerhin gab es dabei schon Tote. Zum Beispiel Anneliese Michel aus Klingenberg bei Würzburg im Jahre 1976. Wer exorzieren will, muss ein „Eingeweihter“ sein und einen bischöflichen Auftrag besitzen, so behaupten es die Macher und meinen damit sich selbst.
Doch wie will jemand mit ätherischen Sinnen SEHEN und magisch wirken, der die Existenz feinstofflicher Körper des Menschen ebenso leugnet wie das Naturgesetz-Doppel Karma und Reinkarnation, der Fleisch isst und Alkohol genießt und vom Verkauf beider lebt (s. diverse Klosterschänken) und der schließlich der Seele eine eigenverantwortliche Evolution abspricht? Exorzismus dieser Art ist geballte Suggestion. Ein Rühren in den trüben unteren Schichten des Astrallichts. Mehr nicht.
Besetzungen passieren häufiger, als man sich denken kann
Sind Besetzungen also am Ende doch nur falsch gedeutete psychische Störungen? Besetzungen passieren häufiger, als man sich denken kann. Die astralen Ausdünstungen unseres materialistischen unnatürlichen Lebensstiles erzeugen Heerscharen von mehr oder weniger aktiven Entitäten. Finden die Zugang zur Aura eines Menschen, kommt es zur „Besetzung.“ Hellsichtige können diese Wesenheiten sehen. Und nur solche Seher können auch versuchen, solche ungebetenen „Gäste“ aufzulösen, zu vertreiben – auszutreiben.
Zuletzt aktualisiert: 24.05.2008 von Heinz Knotek