OFFENBARUNG DES JOHANNES und MAYA-KALENDER haben eines gemeinsam – die Vision des apokalyptischen Weltuntergangs. Doch im westlichen Kulturkreis wurde den Menschen das Konzept einer individuellen Erlösung durch christliche Missionare im wörtlichen Sinne ausgetrieben und der Glaube an eine stellvertretende Erlösung oktroyiert.
Der König, Symbol für das illusorische Ego einer irdischen Persönlichkeit, muss im Ozean untergehen, um ans andere Ufer der Erlösung gelangen zu können. Bild: aus „Atalanta fugiens“ (1618) von MICHAEL MAIER, Repro, Privatbesitz
Erlösungskonzepte, wie sie sich etwa in der OFFENBARUNG und dem MAYA-KALENDER finden, werden daher notgedrungen entweder historisiert verklärt (wie die Jesus-Legende) oder prospektiv als Vorhersage von Untergangsszenarien, gerichtet von Gott gegen die sündige Menschheit, umgedeutet.
Weltuntergang – globales Symbol
für Unterbrechung reproduzierender Existenz
Die Reise ans andere Ufer ist keine
Vergnügungsfahrt. (*)
Verklärte Historie erweist sich dabei als naturgesetzlich widersinnig (wie etwa unbefleckte Empfängnis) und vorhergesagte Untergänge wollen einfach nicht stattfinden. Dabei finden täglich millionenfach Weltuntergänge statt…
Weltuntergang ist ein globales Symbol für die Unterbrechung wiederholender, reproduzierender Existenz, das der auf sein Ego fixierte Mensch als Ende physischen Seins wahrnimmt. Was es ja auch ist, wenn man TOD allein eindimensional aus irdischer Sicht betrachtet. Jeder Tod eines fühlenden Wesens ist also – für dieses Wesen – ein Weltuntergang. Ewiges Leben in einer physischen Form kann es naturgesetzlich nicht geben, da alle Formen auf der astral-materiellen Ebene dem stetigen Wandel unterliegen. Was geboren wird, muss sterben. Unvermeidlich. Alles andere wäre auch gar nicht wünschenswert. Selbst wenn wir gerade frei von Sorgen wären, alle Bedürfnisse rundherum ausreichend befriedigt werden und auch sonst alles gut läuft, würde sich doch bald Verdruss einstellen, könnte man den Augenblick festhalten und ewig konservieren. Mit einem Schlag wäre alle Bewegung in unserem glücklichen Dasein erstarrt. Das Leben wäre plötzlich schal und todlangweilig.
So lange wir noch Gepäck haben, kann es keine Reise ans andere Ufer geben. (*)
Vor allem im Buddhismus wird das Leben in materiellen Formen gern mit einem unendlichen Ozean verglichen. Der Mensch ist eine Art individualisierter Tropfen in diesem Gewässer, der sich einbildet von anderen Wassertropfen separiert zu sein. Früher oder später geht so ein Wassertropfendasein wieder ins große Wasser über. Der Tropfen, also der Mensch, stirbt der Form nach, um in einer anderen Tropfenform wieder „aufzuerstehen“, um sein illusorisches Konzept von separater Tropfenexistenz weiter zu probieren. Bis – ja bis er eines Tages die Nase davon voll hat und erkennt, dass aller Separatismus Illusion und er selbst OZEAN (= das EINE göttliche Prinzip) ist. Der Mensch hat sich dann seine unsterbliche Individualität jenseits aller Formen „erkämpft“ oder besser „erlitten“. Damit ist der einst selbst in Gang gesetzte Zwang zur Wiedergeburt aufgelöst. Der erlöste geistige Mensch ist reif für das andere Ufer.
Reise ans andere Ufer, eine Reise mit Ungewissheit. (*)
Das Konzept vom „das andere Ufer erreichen“ ist in allen alten Weisheitslehren zu finden. In lockerer Folge werden solche Konzepte an dieser Stelle in Kürze vorgestellt werden.
(*) Text/Bild: Heinz Knotek
Zuletzt aktualisiert: 23.12.2012 von Heinz Knotek