Das monatlich in Mumbai, Indien, erscheinende Magazin THE THEOSPHICAL MOVEMENT berührt in diesem Artikel der Oktober-Ausgabe die für ein spirituelles Leben alles entscheidende Frage, mit welchen Behinderungen auf dem Pfad zu rechnen ist.
Hindernisse, die nicht leicht zu überwinden sind… (Bild: Ko-sen)
Im ersten Teil wird untersucht, mit welchen Behinderungen zu rechnen ist, wo sie herkommen und welche erste Schritte zu empfehlen sind, um sich langsam aber sicher von ihnen frei zu machen. (Redaktion)
Behinderungen auf dem Pfad (OBSTACLES IN SPIRITUAL LIFE) – I
Durch die systematische Pflege bestimmter Angewohnheiten schafft sich der Mensch seiner Kalamitäten selbst. Angewohnheiten sind zunächst nicht nachteilig. Doch sie erweisen sich als ernsthaft hinderlich, sobald sie eine Person zu dominieren und ein Eigenleben zu entwickeln beginnen. Untugenden sind Gewohnheiten, die man leichtfertigerweise als Lustgefühl oder als eine Art Befriedigung für angenehm empfindet. Obwohl einem zugleich bewusst ist, dass sie moralische Grundsätze verletzen. Die Faszination die jemand beim Ausleben von Untugenden erfährt ist der Grund dafür, dass diese Person heftiges Verlangen entwickelt, diesen Untugenden stattzugeben und sich die entsprechende Befriedigung zu verschaffen. Das Verlangen kann sich dabei dermaßen steigern, dass die Person hemmungslos alles unternimmt, um sich die entsprechende Befriedigung zu verschaffen. Welche Mechanismen machen aber einen Menschen gegen seinen Willen und wider besseren Wissens zum Gefangenen von Untugend und Laster? Welche Kraft zwingt ihn scheinbar dazu, aus dem Kelch der Lüsternheit und Geilheit zu trinken – bis zum bitteren Ende? Weder Religion noch Wissenschaft haben dafür eine Erklärung oder besitzen ein Allheilmittel dagegen. Eine Antwort kann nur in den okkulten Naturgesetzen gefunden werden.
Das Schicksal des Einzelnen ist mit dem aller Anderen verknüpft. Nicht nur mit dem anderer Menschen, sondern auch mit dem Geschick der zahllosen anderen Lebensformen und Intelligenzen, die den sichtbaren und unsichtbaren Raum bevölkern. Dieser Raum, der Sterne, Planeten und die Weiten des interstellaren Reiches umfasst, ist randvoll mit subtilen Wesenheiten, von denen einige einer Person freundlich, andere eher feindselig gesonnen sein können. Diese Einflüsse wirken ununterbrochen auf den Menschen ein und beeinflussen ihn ohne dass er sich dessen bewusst wird. Dieses vielfältige Leben ist sowohl in ihm, in den einzelnen Hüllen seiner Seele, als auch um ihn herum, durchströmt ihn wie Ebbe und Flut. Dieses ihn durchdringende Leben ändert sich in dem Maße, wie sich seine Stimmungen und Gefühle ändern. Es bevölkert die Spur im Raum, die er hinter sich herzieht. Es widerspiegelt außerdem seine Fantasien – die reinen und unreinen. Diese Lebewesen sind es, die seine verborgenen und geheimen Seiten ausmachen. Werden sie den entsprechenden Bedingungen ausgesetzt – der von Mitmenschen, Orten, Vorstellungen und Bildern ausgehenden Atmosphäre – erheben sie sich zu hitziger Aktivität und beginnen sich lautstark bemerkbar zu machen. Indem sich das Mind auf einen zu erwartenden Genuss richtet, wird es in diesen Prozess hineingezogen und zur Spielwiese der Sinne degradiert.
Empfindung der Anziehung und Abstoßung
Diese subtilen Lebensformen basieren auf dem verursachenden Prinzip und gehorchen dem Willen des Menschen. Ihre Einflussnahme wird durch die vom Menschen selbst erzeugte Empfindung der Anziehung und Abstoßung bestimmt. Sie folgen zyklischen Gesetzen sowie den atavistischen Tendenzen des Individuums und den von seiner Familie, der Nation und seiner Volksgruppe vererbten Neigungen.
Wenn sich der Mensch in seiner Blindheit dem Unerwünschten zu öffnen vermag, kann er genau so gut für das Erwünschte empfänglich werden. Vorausgesetzt, er macht seine Augen auf. Warum fällt ihm das aber so schwer? Warum fährt er stattdessen fort, gegen seinen Willen Dinge zu tun, die er vermeiden möchte oder gar strikt ablehnt? Das kann nur deswegen passieren, weil er von einer Kraft beherrscht wird, die stärker als sein geschwächter Willen ist. Diese Kraft zwingt ihn dazu das Üble zu tun, selbst wenn er sich noch einen Augenblick zuvor vorgenommen hatte, nur das Gute zu vollbringen. In dem Maße wie seinen Zyklen der Strebsamkeit Phasen der Dunkelheit folgen, durchlebt er ein ständiges Auf und Ab, wird abwechselnd sein eigener Dr. Jekyll oder ein Mr. Hyde. Und das ganz ohne Aussicht darauf, dass schließlich die Tugend über die Horden des Lasters siegen wird. Lange Jahre geprägt von unheilsamen Handlungen und vom Schwelgen im Sinnesgenuss haben die physische Form und die zugehörigen subtilen Körper geformt und für Wesenheiten anziehend gemacht, die dem Laster und Übel entsprechen. Diese „Geister“ kann man nicht über Nacht wieder loswerden. Die Energiereserven, mit denen eine Transformation dieses Zustandes bewirkt werden kann, sind dem Anfänger nicht zugänglich. Er muss mit Bedacht eine Kraft in sich installieren, die jener übergeordnet ist, die bisher bei ihm Gastrecht genießen durfte, inzwischen aber zur Ursache für Not und Elend geworden ist.
Das Naturgesetz, das dem Sucher in seiner hoffnungslosen Lage helfen kann, ist mit einer wissenschaftlichen Erkenntnis verwandt, demzufolge der physische Körper alles sieben Jahre eine komplette Erneuerung und Reorganisation durchläuft. Was die Wissenschaft jedoch erst noch herausfinden muss ist die Tatsache, dass diese Veränderungen durch den menschlichen Willen kontrolliert und im Verlauf beschleunigt werden können. Die okkulte Psychologie weist darauf hin, dass sich mit dem Willen der Typ und die Qualität der Lebensformen selektieren lassen, die angezogen werden und jene ersetzen sollen, die man loswerden möchte. Der Mensch ist ein potentieller Gott. Die Stimme Gottes ist in ihm. Doch sie wird übertönt vom Lärm, den seine Begierden und sein Durst nach Sinneseindrücken veranstalten. Würde es mit ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gelingen, die eher groben Lebensformen auszuhungern und aus seinem Umfeld abzudrängen, könnten sich die subtilen Partikel seines inneren Gewandes an ihrer Stelle manifestieren.
Der erste Schritt wäre also, sich den Sieben-Jahres-Zyklus zu Nutze zu machen und die ganze Willenskraft auf solche Handlungen, Worte, Gefühle und Gedanken zu konzentrieren, die den groben Lebensformen keinen Einlass gewähren. Gleichzeitig ist in einem Reinigungsprozess die Entfernung jener verderblichen Lebensformen nötig, die sich bisher häuslich eingerichtet haben. Gelingt das, kann ein Anziehungsprozess in Gang gesetzt werden, der die subtilen und mehr veredelten Partikel anzieht, damit sie die frei gewordenen Plätze auffüllen können. (wird fortgesetzt)
(Übertragung aus dem Englischen mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers von THE THEOSPHICAL MOVEMENT)
Zuletzt aktualisiert: 25.07.2010 von Heinz Knotek