Regenbogen – mehr als optische
Erscheinung (Bild: Trinosophie-Blog)
In einem evangelischen Gottesdienst erzählt der Pfarrer von der Arche Noas. Er tut das in einer Weise, die Zuhörer beeindruckt. Ernst und emotional und da beides zusammen – auch überzeugend. Der Pfarrer ist zudem ein studierter erwachsender Mann. Er hatte also bis zum Abitur auch das Fach Physik im Unterricht. Und sicher hatte er dort keinen Sechser. Er erzählt dennoch von vermeintlichen Wundern, mit denen Gott der Arche-Crew auf vielfältige Weise Hoffnung machende Winke gab und sogar persönlich mit dem Chef, also Noa, sprach.
Im Auditorium sitzen viele Jugendliche. Einige hören gespannt zu. Da hören sie von dem Versprechen Gottes, dass es NIE wieder eine große Überflutung geben wird. Und damit man ihm das auch ja glauben möge (als ob Gott Angst hat, nicht ernst genommen zu werden), möge auf der Stelle ein Regenbogen erscheinen. Von einem Ende des Erdkreises zum anderen. Dann Spannung. Und Erleichterung. Siehe – tatsächlich erscheint ein SOLCHER Regenbogen, so wie Gott es versprochen hat. Also wird alles sein, wie er es versprochen hat.
Später kommt die Szenerie im Physik-Unterricht zur Sprache. In Optik wurde bereits der Regenbogen behandelt. Der hat etwas mit dem Sonnenstand, der Position des Beobachters und der kugelförmigen Gestalt von Myriaden Wassertropfen zu tun, in denen das Licht der Sonne reflektiert wird. Die kleinen Wasserkügelchen sind auch für den Halbkreisbogen des Regenbogens verantwortlich.
Und dafür, dass ein Regenbogen NIE eine Spannweite von mehreren tausend Kilometern haben kann. Also NICHT von einem bis zum anderen Ende des Erdkreises reichen kann. Den Regenbogen der biblischen Legende kann es physikalisch gesehen NICHT GEGEBEN HABEN. Die Jugendlichen gucken überrascht. „Also ist ALLES Unsinn, was in der Bibel steht,“ schlussfolgert einer, dabei provokant grinsend.
Plötzlich sind die verhängnisvollen Folgen einer anthropomorphen Auslegung religiöser Texte offenbar: Sobald man ernsthaft über sie nachdenkt, verlieren sie alle Glaubwürdigkeit, allen Ernst und jeden konkreten Sinn. Was bleibt, sind Widersprüche zu den Naturgesetzen, Unglaubwürdigkeit.
Doch es gibt eine Alternative zu „alles Unsinn.“ Die Schüler – nun da sie einmal am Nachdenken sind – kommen schnell selbst drauf. Der Regenbogen – und damit möglicherweise auch andere religiöse Aussagen – sind in einem SYMBOLISCHEN Sinne zu verstehen.
Aber welche SYMBOLIK könnte denn ein Regenbogen haben?
Die Arme gehen in die Höhe:
buntes Leben, jemanden beschützen, Erhabenheit, wärmende Sonne und Leben spendender Regen (denn ohne Sonne und Regen kein Regenbogen), etwas Höheres, Flüchtigkeit irdischen Seins…
Als ob eine Schatztruhe sich geöffnet hätte, sprudelt es aus den Jugendlichen heraus. Zum Glück ist das SPIRITUELLE in ihnen noch – dennoch – lebendig. HEINZ KNOTEK
Zuletzt aktualisiert: 07.05.2013 von Heinz Knotek