Malaysias Glaubenshüter haben Yoga verboten1,“ lautete eine der ersten Meldungen im neuen Jahr. Es würde den Islam verwässern und überhaupt stünde alles was der Mensch in allen Lebenslagen braucht im Koran. Für die Malaysier, etwa zwei Drittel sind Muslime, ist diese Fatwa2 bindend. Zuwiderhandlungen sind Sünde und im Zweifel strafbar.
Bücher – auch so genannte heilige – sind vom Menschen gemacht.
Bild: Ko-Sen
In der Welt des Kirchenchristentums gibt es keinen Grund über so viel Kulturfeindlichkeit die Nase zu rümpfen.
Selbtshass auf Andere entladen
Buchcover.
© B. I. PUBLICATIONS
Nicht nur in den USA streben Kreationisten danach, die wörtliche Auslegung der Bibel gleichberechtigt mit anderen wissenschaftlichen Thesen zu behandeln. Niemand sonst hat je im Namen eines „heiligen“ Buches über Jahrhunderte soviel Unheil und Vernichtung über Andersgläubige gebracht, wie die Kirchen im Namen der Bibel, einem als heilig postulierten Buch. Rückbesinnung auf eine mehr wörtliche Auslegung der Bibel ist auch eines der Missionsziele des gegenwärtigen Papstes. Und nicht Wenige bejahen innerlich die absurde Parole von einer islamischen Gefahr für die westliche Welt; etwa weil muslimische Mitbürger sich erlauben, ein EIGENES Gotteshaus zu errichten.
Was aber treibt Menschen dazu, sich von Schriftgelehrten und so genannten heiligen Büchern dermaßen außer sich bringen zu lassen, dass sie tödlichen Hass auf Andere entwickeln? In der Abhandlung Initiation into Yoga hat sich der Mystiker und Theosoph Sri Krisha Prem religiöser Buchstabenhörigkeit angenommen. Sein verblüffend logisches Fazit:
Es sind eigene Unsicherheiten, die – durch andere Glaubensformen und Kritik am eigenen Glaubenssystem angestachelt – zu innerer Spannung und Unruhe führen. Um den Selbsthass auf diese heimlichen Zweifel und schließlich die Zweifel selbst zu unterdrücken, wird der Hass auf „die Anderen“ entladen. Was im Zweifel zwanghaft zu deren Vernichtung führt.
When a man says he believes in something or other (I do not mean rational belief based on consideration of evidence) it would be more correct to say that he hopes that it may be true and … he at the same time fears that it is not. Every belief then has its corresponding doubt lurking somewhere in the shadow. It is for this reason that men of strong religious beliefs become so fanatical. Silently gnawing at their hearts, insidiously whispering in their ears, is an army of doubts, shadowy beings inhabiting a twilight world but corresponding exactly with the beliefs which, like so many childrens’s kites, go soaring up into the bright sunshine.
It is to silence those whispers, to lay those ghosts in the basement, that the believer strives with all his might to convert others to his creed. Criticism he cannot stand because of the echoes hat it raises down below where all should be silence; and so, just in proportions as he increases the force of his own beliefs, he mignifies the tension within and, filled with an inner hatred of himself, he vents his explosive anger upon others. Thus from a mere fanatic he becomes a persecutor.(*)
Wenn in den Medien die Rede von religiösen Konflikten ist, muss man sich der subtilen Irreführung der Wortbildung gewahr sein. Nicht Religion A gegen Religion B ist das Problem, sondern die suggestiven Auslegungen so genannter heiliger Bücher durch engstirnige Prediger. Für die Prediger können weder Religionen noch Heilige Bücher etwas.
(*) Quelle: Sri Krishna Prem – INITIATION INTO YOGA, An introduction to the spiritual life, New Delhi, 1976 ( Verfügbarkeit )
- Süddeutsche Zeitung: Dehnübung für die falschen Götter ↩
- FATWA: islamisches Rechtsgutachten, das in der Regel mit einem Verbot oder einem Bann einhergeht. ↩
Zuletzt aktualisiert: 05.01.2009 von Heinz Knotek