Abendmaldarstellung
(Foto: Pixelio.de)
Das älteste christliche Ritual, das Abendmal, ist die Fortsetzung altsteinzeitlicher Rituale, bei denen die Menschen der Gottheit Tiere opferten und anschließend verzehrten. Die Süddeutsche Zeitung rezensiert in ihrer Osterausgabe (07.04.2007) das Buch des protestantischen Theologen Klaus-Peter Jörns. Dabei wird sozusagen wissenschaftlich nachgewiesen: Mit dem Opferkult wurde die „tödliche Gewalt als strategisches Instrument im christlich-kulturellen Gedächtnis niemals tabuisiert, sondern im Grunde zumindest unterschwellig immer wieder sanktioniert.“
Gerade zu Ostern richten die Christen wieder ein Blutbad unter Lämmern an. Man lässt sich den Osterlammbraten schmecken und wähnt sich dabei noch irgendwie religiös. Die Kirchen haben nichts dagegen, sind an neuen wissenschaftlichen Deutungen des Abendmals und der Hinrichtung Jesu nicht interessiert. „Die katholische Kirche nicht, denn sie hätte alles zu verlieren, und die evangelische Kirche in Deutschland ebenfalls nicht, wie sie jüngst auf ihrem ‚Zukunftskongress’ in Wittenberg gezeigt hat,“ so Rezensent Martin Urban von der Süddeutschen.
Für unsere heidnischen Ahnen war das Blut der „Sitz der Seele.“ Blutopfer dienten dazu, sich die Gottheit gewogen zu stimmen und nebenbei ohne schlechtes Gewissen haben zu müssen, zu einem guten Braten zu kommen. Der Apostel Paulus hat daraus das Mysterium der Ursünde entwickelt und den Tod Jesu zum Süneopfer zur Erlösung der Welt erklärt.
Damit können immer weniger Menschen etwas anfangen.
Jenseits theologischer Diskussionen zeigt das Buch des Professors für Praktische Theologie aus Berlin, dass es einen dringenden Bedarf nach einer RELIGION gibt, die auch die letzten Fragen zu beantworten sucht und sich nicht im Zelebrieren überkommener Kulte erschöpft. Das Suchen alternativer Liturgien mag ein erster Schritt sein.
KLAUS-PETER JÖRNS: Lebensgaben Gottes feiern, Abschied vom Sühneopfermal: eine neue Lithurgie. Gütersloh 2007, 238 Seiten, 19,95 Euro.
Zuletzt aktualisiert: 13.11.2007 von Heinz Knotek