Über den Film Dolpo Tulku – Heimkehr in den Himalaya
In den Schulen des tibetischen Buddhismus, von denen die Gelbmützen-Schule des Dalai Lama die größte ist, wird die Wiedergeburt bedeutender geistiger Führer im großen Rahmen öffentlich zelebriert. Das geht los mit dem Tod eines großen Lamas. Jetzt gilt es jenes Kleinkind zu suchen und zu finden, das nach dem Todeszeitpunkt geboren wurde und dessen Körper als neues „Vehikel“ der Seele des Verstorbenen dient.
Dolpo Tulku – über einen lebenslustigen Schüler, der ein Auserwählter ist. © Arne Höhne Presse
Das Kindesalter des vermeintlich wiedergeborenen Lamas ist dann von Tests und Prüfungen bestimmt, ob der Kleine auch wirklich ein Tulku1 ist. Wie man als Teenager, der durchaus mit Handy und Internet umzugehen weiß, mit der Bürde des Auserwähltseins aufwächst, zeigt der Film DOLPO TULKU von Martin Hoffmann.
Wiedergeborener geistiger Führer
Der Hirtenjunge Sherap Sangpo aus Dolpo, einem abgelegenen, nur schwer zugänglichen Hochgebirgswinkel im Norden Nepals, ist ein aufgeweckter Teenager, als er mit der 16-jährigen anstrengenden Ausbildung in indischen Klöstern beginnt. Heute ist er ein junger Mann von 26 Jahren und kehrt zurück – als wiedergeborener geistiger Führer der Menschen seiner Heimat.
Als reinkarnierter Lama ist ein Tulku für die Heimatregion das, was für ganz Tibet der Dalai Lama ist – ein geistiges und in gewissem Rahmen auch weltliches Oberhaupt. Wie mit der Bürde einer solchen Verantwortung umgehen?
Den Tulku-Titel wegzuwerfen, ihn mit Wasser und Seife abzuwaschen, das ist nicht möglich.
Der Protagonist nimmt die Aufgabe an. Ohne Zweifel und Bedauern. Wenn im Film beim Rezitieren von Mantras das Handy klingelt, wird deutlich, dass so ein Tulku auch ein Experiment ist, das weit über das ferne Dolpo hinaus Bedeutung hat: Lässt authentische Spiritualität und buddhistische Praxis mit dem Informationszeitalter in Einklang bringen? Auf leise und bestimmte Art zeigt der Film, dass es geht. (Kô-Sen)
DOLPO TULKU, D 2009 – Regie und Buch: Martin Hoffmann, Daniela Hartmann; Kamera: Thomas Henkel; Ton: Enno Grabenhorst; Vertrieb: Piffl Medien; Dauer: 104 Minuten; in ausgewählten Studiokinos
Linksunten:
DOLPO TULKU – Website zum Film
- Tulku: tibetisch, Bezeichnung für einen erleuchteten Lama einer der Schulen des tibetischen Buddhismus, der sich durch Phowa (Bewusstseinsübertragung) und Siddhi (paranormale Fähigkeiten und Kräfte) nach dem körperlichen Tod bewusst zur Wiedergeburt entscheidet, in der Regel im Zuge eines vor Zeiten abgelegten Bodhisattva-Gelübdes ↩
Zuletzt aktualisiert: 07.01.2010 von Heinz Knotek